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Leben bis zum Anschlag

Leben bis zum Anschlag

Titel: Leben bis zum Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Rapp
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Ratte und lass sie über die Mauer flitzen.«
    »Und die letzte verschwindet dann im Club«, sagt Janina Joh.
    Zwei Köpfe, ein Gedanke. Er starrt sie an und fragt sich baff: Woher weiß sie das?
    »Die erste hier schielt um die Ecke. Ist klar, dass sie irgendwohin will.« Ihr ist Dalis Verblüffung nicht entgangen. Sie findet das serielle Konzept gut, mag den Stil und lobt sogar die günstigen Druckkosten für die gelungene Grafik in Grautönen.

    Dali freut sich. Eine Eins in Kunst rückt in greifbare Nähe. Das wird seinem Notendurchschnitt guttun.
     
    Die blöde Zicke ist schuld, dass sein Gehirn beim Reizwort Physik total blockiert ist. Sie hat ihn verhext. Physikaufgaben verursachen seit Noras Nachhilfe bei ihm physische Schmerzen im Hodensack, und er könnte rasen vor Hass, wenn er an sie denkt. Bis eben hat Michael Schuhmacher nachsitzen müssen, weil er die Aufgaben nicht gehabt hat, die sie mit ihm hätte machen sollen. Während der anderthalb Stunden ist die Phantasie mit ihm durchgegangen, was er mit ihr anstellt, wenn er sie allein erwischt. Schuhmacher dreht sich einmal um seine Achse und schleudert seinen Rucksack weg. Der beschreibt einen flachen Bogen, landet auf dem Boden und rutscht den Schulflur entlang, bis er von der aufschwingenden Tür zum Kunstraum gestoppt wird.
    Ausgerechnet der blöde Bayer aus der Parallelklasse, bei dem sie hinten auf den Gepäckträger aufgesprungen ist, verlässt schwachsinnig grinsend den Kunstraum.
    »Ist das deiner?«
    Dali hebt den Rucksack auf. Sofort reißt ihn Schuhmacher ihm aus der Hand und lässt ihn über seinem Kopf kreisen. »Das geht dich ’n feuchten Furz an!«
    »Uh, böse, böse, böse«, murmelt Dali und biegt um die Ecke. Die Gelegenheit wär günstig, dem Grapscher eine reinzuhauen. Aber Dali ist nicht in Stimmung, und Nora hat ihm heute definitiv keinen Anlass gegeben, für sie den Helden zu spielen.
    »Halt die Fresse, Arschloch.« Schuhmacher hält mit Dali Schritt. Es ist offensichtlich, dass er Streit sucht.
    »Wo bleiben deine Manieren? Du bist sehr aggressiv. Ausgewogene Ernährung soll da helfen«, sagt Dali zu ihm.

    »Fettsack«, haut Schuhmacher raus.
    Jetzt ist Dali in Stimmung.
    Und Schuhmacher, der das spürt, ist nicht mehr zu bremsen. »Hat der große, wilde Streetart-Künstler privaten Malunterricht bei der heißen Kunstfotzen-Referendarin nötig?«
    Dali schlägt mitten in Schuhmachers Gelächter, das zum erstickten Schrei wird.
    Schuhmacher sieht rot. Er drischt mit seinem Rucksack in Dalis Richtung, kratzt, schlägt und flucht dabei undeutlich. Seine Lippe blutet.
    In einem günstigen Moment erwischt Dali mit einem harten Schlag Schuhmachers Nase. Der geht zu Boden.
    »Du verstehst nichts von Frauen, Wichser. Also halt dich von ihnen fern. Verstehst du, was ich dir sage?«
    Ganz genau, jedes Wort versteht Schuhmacher, obwohl ihm der Schädel explodiert.
    »Es ist gesünder für dich, wenn du dich daran hältst«, sagt Dali eindringlich.
    Unter Gebrüll rappelt sich Schuhmacher auf und stürzt sich auf Dali.
     
    »Da steht’s und rostet vor sich hin«, sagt Nora.
    Noras Fahrrad steht mit aufgeschlitzten Reifen ohne Ventile angekettet vor der Schule.
    »Die Reparatur lohnt sich wohl nicht, wo du jetzt immer auf der Vespa mitfahren kannst«, kommentiert Mehmet.
    »Wo siehst du hier ’ne Vespa?« Nora wird sauer. »Die Ventile sind weg und der Reifen ist aufgeschlitzt, Depp. Ich hab keinen Platten, weil ich versehentlich in ’ne Scherbe gefahren bin! Da war ’n Messerstecher dran, und es sieht nicht so aus, als ob es
lange halten würde, wenn ich es repariere.« Sie schüttelt den Kopf. »Wie stellst du dir unsre Zusammenarbeit vor, wenn du mich dauernd anmachst?«
    »Was für eine Zusammenarbeit?«
    »Zusammen UA -Clubs durchziehen unter anderem?«
    »Du machst die Organisation. Ich mach die Musik. Das klappt doch.«
    »Und was ist mit unserem Plan, einen eigenen Club aufzumachen?«
    »Werden wir sehen.«
    »Quatsch, werden wir sehen. Der ist doch nicht einfach eines Tages da und wir können ihn uns ankucken.«
    »Was denn dann?«
    »Entweder wir machen, dass es passiert, oder wir machen es nicht. Kapierst du plötzlich die einfachsten Dinge nicht mehr?«, fragt Nora irritiert.
    »So einfach ist das nicht«, sagt Mehmet.
    »Nicht, wenn man es verkompliziert«, gibt Nora ihm recht.
    »Du und ich, wir sind nicht einfach.«
    »Ich schon«, widerspricht Nora.
    »Jetzt und in aller Zukunft werde ich nicht so tun, als ob es mir

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