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Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
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zieht, wenn er mit der Uni fertig ist. Dann würde Onkel Arthur vielleicht in den Ruhestand gehen und ich könnte den Laden übernehmen. Als junger Mensch kann man ja mal Träume haben, oder?
    Mitch wirft einen anerkennenden Blick auf Lizzys Outfit, aber sie bemerkt es nicht. Sie ist genau wie ich zu sehr damit beschäftigt, den Schlüsselbund zu beäugen.
    Als wir hinter Mitch in den Laden gehen, flüstere ich Lizzy zu: »Wir sollten seine Schlüssel überprüfen. Es könnte ja sein, dass meine Mutter sich irrt und mein Vater hat doch einen zweiten Satz im Laden hinterlegt. Dann müssten wir nicht in die Stadt.«
    Sie nickt zustimmend. »Ich hab genau dasselbe gedacht.«

    »Ich gehe und frage Mitch danach.«
    »Warte«, sagt Lizzy und hält mich zurück. »Bestimmt will er wissen, wozu du sie haben willst. Willst du ihm wirklich von der Kassette erzählen?« Sie hat recht. Ich möchte nicht, dass er davon weiß. Möglicherweise würde er irgendwie versuchen, Anspruch darauf zu erheben, oder zumindest würde er sich garantiert über mich lustig machen. Ich weiß, dass sie die Schlüssel unter der Ladentheke aufbewahren, wir brauchen also lediglich einen günstigen Moment abzupassen, um sie uns zu holen. Wir tun so, als studierten wir die Comics, während Mitch die Kasse fertig aufsperrt. Er bittet mich, den Verkaufsraum kurz im Auge zu behalten, solange er eine neue Kassenschublade im Hinterzimmer fertig macht.
    »Kein Problem«, antworten Lizzy und ich gleichzeitig.
    »Das war fast zu einfach«, flüstert Lizzy, sobald er im Hinterzimmer verschwindet. Wir rennen hinter die Ladentheke und Lizzy schnappt sich die Schlüssel. Ich ziehe den Reißverschluss an meinem Rucksack auf und wir probieren hastig die Schlüssel in allen Schlüssellöchern aus. Kein Glück. Nicht mal ein Fitzelchen. Na ja, zumindest bin ich jetzt davon überzeugt, dass Harolds Büro unsere einzige Hoffnung ist. Mein Onkel tritt hinter die Theke und sieht gerade noch, wie ich den Reißverschluss am Rucksack schließe. Er wirft mir einen misstrauischen Blick zu.
    »Was macht ihr da?«, fragt er, und seine Augen wandern von mir zu meinem Rucksack und zu Lizzy. Abgesehen von der physischen Ähnlichkeit mit meinem Dad klingt auch seine Stimme genau wie Dads. Das jagt mir immer Angst ein (das heißt, wenn es mich nicht gerade beinah zum Weinen bringt).
    »Nichts«, antworte ich und schultere den Rucksack. »Mitch
hat gesagt, wir sollen auf den Verkaufsraum aufpassen, also haben wir eben auf den Verkaufsraum aufgepasst.«
    »Genau«, sagt Lizzy, drückt sich an Onkel Arthur vorbei und stellt sich vor die Theke. »Und jetzt wollen wir ein bisschen Süßkram kaufen.«
    Ich lächle meinem Onkel schwach zu und geselle mich zu Lizzy auf der anderen Seite der Theke. Sie hat bereits zwei Twizzlers und ein Riesen-Snickers oben auf die Ablage gelegt.
    »Bewerbungsgespräch für einen Job?«, fragt mein Onkel und mustert flüchtig meine Kleidung.
    Ich schüttle den Kopf. »Lizzys Vater nimmt uns mit auf die Arbeit.« Es ist erstaunlich, wie leicht es mir fällt, meinen Onkel anzulügen. Ich brauche nur daran zu denken, wie er mich in der sechsten Klasse mal zum Vater-Sohn-Ferienlager begleiten sollte und einfach nicht auftauchte. Das ist vielleicht keine Entschuldigung fürs Lügen, aber ich habe dadurch weniger Schuldgefühle.
    Er gibt Lizzy das Wechselgeld heraus und steckt ihre Süßigkeiten in eine Tüte. Sie wirft ihm ein strahlendes Lächeln zu und sagt: »Danke!«
    Wir winken, als wir zur Tür hinausgehen. »Das war knapp«, sagt sie, als wir den halben Häuserblock hinter uns haben.
    »Wieso?«, erkundige ich mich und sehe zu, wie sie die eine Twizzlers-Packung aufreißt. »Wir haben doch nichts geklaut.«
    Sie gibt mir das andere Twizzlers, und mir wird bewusst, mit wem ich rede. »Wir haben doch nichts geklaut, oder?«, frage ich.
    »Nein, wir haben nichts geklaut!«, sagt sie. »Aber ich würde mich nicht wundern, wenn dein netter Onkel das glaubt.«

    »Ich denke, das kann ich ihm nicht krummnehmen«, sage ich. »Der Laden verliert jedes Jahr ein paar Hundert Dollar an geklauten Süßigkeiten und Comics.«
    »Das ist mal wieder typisch für dich«, sagt sie und lutscht an ihrem Twizzlers. »Immer das Gute in den Leuten sehen, selbst bei deinem Onkel.«
    »Hey, wolltest du nicht eigentlich Skittles für den Wachmann kaufen anstatt Twizzlers?«
    »Ich hab Muffensausen gekriegt, okay? Iss doch einfach dein Twizzlers.«
    In diesem Moment sehen wir, dass

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