Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst

Titel: Leben ist kurz, iss den Nachtisch zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Mass
Vom Netzwerk:
kleine Wölkchen tummeln sich darauf. Wie bereits erwähnt, ist Mr Muldoun kräftig gebaut, es handelt sich also um viele Enten und viele Wölkchen.
    »Bevor du irgendwas sagst«, erklärt er, während er mit taumeligen Schritten beiseitetritt, um mich hereinzulassen, »er war bei der letzten Versteigerung übrig und meine sämtlichen anderen Schlafanzüge sind in der Wäsche.«
    Bei der Post versteigern sie immer Pakete, die als unzustellbar eingestuft worden sind, zum Beispiel weil die Adresse oder der Absender für Nachfragen fehlt. Normalerweise geht es um Dinge wie Kleidung, CDs und Bücher, aber sie haben auch schon Schlangen, einen Hamster und sogar die Asche
irgendeines armen Teufels in einer Urne vorgefunden. Mr Muldoun informiert meine Mutter immer im Voraus, was zur Versteigerung ansteht. Auf diese Weise bin ich zu meinem Computer gekommen. Mom hat einmal eine ganze Schachtel mit Zierperlen gekriegt. Genau das, was uns in unserer Wohnung fehlte – noch mehr Perlenkram.
    Laut Gesetz durften sie die Urne nicht versteigern, deshalb steht sie ganz oben in einem Regal der Poststelle und von Zeit zu Zeit legt jemand eine Blume daneben.
    »Nicht jeder Mann kann es sich leisten, Enten zu tragen«, sage ich und folge Mr Muldoun in die Küche, wo er mir einen Blaubeermuffin anbietet. Ich lehne höflich ab, worauf er mit einem dramatischen Seufzer den Schokoladenmuffin herausrückt.
    Während ich ihn futtere, sagt er: »Lizzy hat mir von der Kassette deines Vaters erzählt. Ich hoffe, du hast nichts dagegen.«
    Ich nicke.
    »Bestimmt bist du ganz schön neugierig, was drin ist«, sagt er.
    »Und wie«, antworte ich und versuche, dabei keine Muffinbröckchen zu spucken.
    »Hey, wetten, dass ich weiß, wo du diese Schlüssel findest?«, sagt er und schält dabei eine Banane.
    Ich schaue überrascht von meinem Muffin auf. Will er damit sagen, dass er einen solchen Satz Schlüssel hat? »Wo denn? Wo finde ich sie?«
    Er grinst breit. »Dort, wo du zuletzt suchst.«
    »Hä? Und wo soll das sein?«
    »Kapierst du nicht?«, sagt er. »Du findest etwas immer da,
wo du zuletzt suchst. Denn wenn du es gefunden hast, hörst du ja auf zu suchen!«
    »Ach so, ein Witz!«, sage ich und rolle mit den Augen. »Ich hätte es wissen müssen.«
    »Was hättest du wissen müssen?«, fragt Lizzy, die gerade den Raum betritt.
    Ich will es ihr erzählen, aber der Anblick des runden Pflasters mitten auf ihrem Kinn bringt mich aus dem Konzept. »Hast du dich beim Rasieren geschnitten?«
    »Sehr komisch«, sagt sie. »Ich hab keine Lust, darüber zu reden.« Im Sturmschritt verschwindet sie im Wohnzimmer. Ich gehe hinter ihr her, wobei ich einen Blick zu ihrem Vater zurückwerfe. Er formt stumm das Wort Pickel mit den Lippen. Das also ist der Grund, weshalb sie die neuen Nachbarn nicht sehen will!
    Lizzy und ihr Vater teilen sich einen Computer, der auf einem Tisch im Wohnzimmer steht. Ich lasse mich aufs Sofa fallen und Lizzy liest laut die E-Mail meiner Grandma vor:
    Liebe Lizzy, hallo, mein Schatz. Du weißt ja, dass der State Fair schon in wenigen Wochen beginnt. Ich habe mich mit Jeremy in Verbindung zu setzen versucht, aber sein E-Mail-Programm scheint nicht zu funktionieren. Deswegen habe ich mir erlaubt, euer Programm für den Talentwettbewerb auszuwählen. Erinnerst du dich an eure wunderbare Nummer mit dem Hula-Hoop-Reifen? Das ist euer Auftritt. Er muss zwischen drei und fünf Minuten lang sein,
denkt also dran, eure Musik entsprechend abzustimmen.
     
    Alles Liebe, Grandma Annie
    Lizzy wirbelt auf dem Absatz herum, eine Hand über dem Mund, die Augen vor Schreck geweitet.
    Das ist exakt der Grund, weshalb ich keine Überraschungen mag. Sobald ich den ersten Schock überwunden habe, springe ich vom Sofa auf. »Das ist der reine Albtraum. Wir können diese Nummer doch nicht vor Hunderten von fremden Leuten aufführen!«
    Lizzys Gesicht wird von Sekunde zu Sekunde röter. »Sie meint doch nicht etwa diese Sache, die wir mal gemacht haben – du wirfst mir einen Fußball zu, während ich Hula-Hoop tanze, und ich werfe ihn zu dir zurück? Und danach esse ich eine Banane?«
    Ich nicke trübselig. »Doch, um diese Sache geht es. Weißt du noch, wie wir uns das in dem Sommer ausgedacht haben, als wir dort waren und es die ganze Zeit geregnet hat?«
    »Da waren wir SECHS!«, schreit Lizzy.
    Lizzys Vater kommt ins Zimmer gerannt. »Alles in Ordnung?«
    Lizzy setzt ihn über unsere verzweifelte Lage in Kenntnis.
    Mr Muldoun zuckt die

Weitere Kostenlose Bücher