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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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ihn, den Übervater. Vielleicht sieht sie Denise Stiller bloß ähnlich und hat das benutzt, um Oskar zu betrügen und auszunutzen? Und woher wüsste sie dann, dass diese Denise Stiller ein Verhältnis mit Oskar gehabt hat? Die Freundin der echten Tochter von Denise? Weit hergeholt, Mira, sehr weit hergeholt. Du wolltest doch großzügig sein. Keine böse Stiefmutter.
    Oskar kommt zu mir, gibt mir einen Kuss und murmelt leise: „Du kannst sie nicht einfach aus der Wohnung werfen.“
    Das ist doch ein bisschen viel. „Ich hab sie nicht …“, brause ich auf.
    Carmen starrt mich an. „Hat sie doch. Ich hab vor der Türe gewartet und sie hat mich beschimpft.“
    Oskar steht mit hängenden Armen da. „Das hat sie nicht so gemeint. Das hast du falsch verstanden, Carmen.“ Beinahe flehend sieht er mich an. „Nicht wahr, Mira?“
    „Ich wollte nur wissen, ob sie tatsächlich deine Tochter ist“, sage ich so ruhig wie möglich. „Sie war es, die davongelaufen ist.“
    „Weil sie mich beleidigt hat“, murrt Carmen und sieht zu Boden. Wir schweigen. Was glaubt sie? Dass ich mich entschuldigen werde? Was glaubt sie überhaupt, sich da in unser Leben zu mischen? Plötzlich blickt mir Carmen in die Augen. „War nicht okay so, wie ich das Oskar erzählt hab. Sorry. Aber ich war wütend.“
    Ich versuche ein Lächeln. „Ich war auch wütend. Ich war einfach müde. Heute war eine Menge los.“ Hach, der Beginn einer kleinen, glücklichen Familie. Hör auf, über so etwas zu spotten. Ist eine unglückliche Familie besser? Kompromisse, die braucht es überall. „Natürlich kannst du bleiben“, sage ich. Was soll ich auch sonst tun?
    „Ich habe eine andere Idee“, meint Oskar.
    Wir stehen noch immer im Vorzimmer und verhandeln unser Leben.
    „Was wäre, wenn Carmen die nächste Zeit in deiner alten Wohnung schläft?“
    Ich will nicht, dass sie in meine geliebte Wohnung zieht. Okay, ich weiß ja nicht, für wie lange. Sollte ich trotzdem nicht fragen. Die Wohnung steht leer. Und praktisch gesehen ist es besser, Carmen ist dort, als sie schläft hier auf der Couch im Wohnzimmer. Das Beste wäre freilich, sie bliebe im Hotel.
    „Ich finde das in Ordnung“, sagt Carmen großzügig.
    „Ja dann …“, sage ich lahm.
    Oskar küsst mich und geht endlich Richtung Wohnraum. Carmen küsst mich auch und sagt: „Danke.“
    „Sollen wir gleich …“, beginne ich.
    Oskar sieht mich an. „Du musst todmüde sein. Ich hab deine Reportage gelesen. Wie hast du das alles seit gestern hinbekommen? Ich muss noch einmal weg. Carmen kann heute auf der Couch schlafen.“
    „Mein Hotelzimmer ist nicht mehr frei. Deswegen bin ich auch gekommen. Um zu fragen, wie wir weitertun“, erklärt sie mir.
    „Wo hast du dein Gepäck?“, will ich wissen.
    „Das durfte ich im Hotel lassen. Die bekommen eine Reisegruppe und damit ist alles ausgebucht.“
    Es gibt noch andere Hotels in Wien, will ich sagen, aber ich sage nichts. Brav, Mira, sehr brav.
    Oskar umarmt uns beide, kleiner Stich in meiner Brust, dann geht er zu seinem Geschäftsabendessen. Oder ist das bloß ein Vorwand? Hör auf mit deinem Misstrauen. Ich fürchte, ich habe auf dem Laptop die Seite mit der Stiller-Homepage offen gelassen. Weg damit. Besser, sie weiß nicht, dass ich hinter ihr herspioniere. Ich werde fernsehen und dann früh schlafen gehen. Ich schließe die Seite, rufe meine Mails ab, nichts Interessantes dabei. Kann es wirklich sein, dass sich jemand meine E-Mail-Daten besorgt hat, um Weis eine gefälschte Mail zu schicken? Ich möchte diese E-Mail sehen. Wahrscheinlich wird Weis sagen, dass er sie schon gelöscht hat. Ob er der Polizei davon erzählt hat? Zuckerbrot hat Verhofen davor gewarnt, mit mir zu reden. Er ist neu im Polizeipräsidium, er kann es sich nicht erlauben, negativ aufzufallen. Wer sagt, dass Weis diese Mail nicht selbst geschrieben hat? Ich hatte meinen Laptop einige Male mit im Weis.Zentrum und bin nicht immer dabei gestanden, da hätte jemand durchaus die Daten meines Mailkontos ansehen können. Das Passwort ist freilich nicht zu sehen. Weis weiß, dass mein Mann Oskar Kellerfreund heißt. – Rumoren in der Küche. Gismo. Ich habe sie noch immer nicht gefüttert. Ich stehe vom Schreibtisch auf. Gismo sitzt vor mir und sieht mich fragend an. Carmen. Es ist Carmen, die in der Küche rumort. Sie ist Gismo verdächtig. Üblicherweise steht meine Katze bei jedem kleinsten Geräusch in der Küche neben dem Kühlschrank. Carmen tut, als ob ihr

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