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Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Leben lassen - ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wien/Bozen Folio Verlag
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Reportage gelesen. „Was will der Typ eigentlich? Dass ich gar nichts mehr schreiben kann? Diese verdammten Chronikleute …“
    „Keine voreiligen Anschuldigungen, ja? Keiner weiß, wer Dasch informiert hat.“
    „Na ich selbst werde es ihm wohl nicht erzählt haben“, fauche ich. Der Chefredakteur hüstelt. „Und was, wenn doch? Wenn du ihn damit provozieren wolltest? Um ihn aus der Reserve zu locken? Könnte es nicht sein, dass es dir mehr um den Fall geht als um das ‚Magazin‘?“
    „So ein Unsinn!“ Ich knalle das Mobiltelefon ins Eck, krieche quer über das Bett, hebe es auf. Der Chefredakteur hat schon aufgelegt. Bisher hat er mir vertraut. Bisher haben wir uns gut verstanden. Meine Geschichte ist wasserdicht. Ich habe eine Zeugin. Vesna. Ich habe einen Mitschnitt. Der zumindest teilweise verständlich ist. Ich habe Fotos. Die sind zwar sehr unscharf, aber … Ja, genau das werde ich tun. Ich werde doch noch eines der Fotos von meinem Mobiltelefon zur Reportage über das Treffen zwischen Weis und Dasch stellen. Das hat er jetzt davon. Bin gespannt, ob sich Weis auch noch beschwert. Ist vielleicht nicht die Publicity, die er brauchen kann.
    In zehn Minuten bin ich geduscht, nach fünfzehn Minuten hetze ich zur Wohnungstür. Gismo starrt mich erstaunt aus kreisrunden Augen an. Aktivitätsschub am frühen Morgen. So etwas hat sie bei mir noch selten erlebt. Es ist die Wut, die mich antreibt. Eine meiner besten Antriebsfedern neben der Neugier.
    Und dann läuft mir im Foyer des „Magazin“ ausgerechnet der Chronikchef über den Weg. Was tut der so früh da? Kontrollieren, ob seine Intrige aufgegangen ist?
    „Herzlichen Dank auch“, fauche ich ihn an.
    „Wie bitte?“ Er sieht mich betont verwundert an.
    Nicht mit mir. Mit mir nicht. „Was kriegen Sie dafür? Einen netten Halbleiter?“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Offenbar tut Ihnen der Frühling nicht gut. Oder sind es die Hormone? In den Wechseljahren können Sie ja noch nicht sein. Oder doch?“
    Wäre ich ein Mann, ich würde mich auf ihn stürzen und ihn verprügeln. Wäre ich ein Mann, würde er mir allerdings auch den Mist mit den Hormonen nicht erzählen. Wer hat vor Kurzem ähnlichen Blödsinn gequatscht? Dasch. „Schade nur, dass ich Beweise habe. Dasch kann sich auf den Kopf stellen, das Treffen mit Weis hat genau so stattgefunden, wie ich es beschreibe. Reicht es Ihnen nicht, dass Sie die dämliche Terrorgeschichte schreiben dürfen? Gleich hinter dem ‚Blatt‘ her?“
    „Mira, bremst du dich bitte ein?“
    Ich fahre herum. Hinter mir steht der Chefredakteur. Der Chronikchef lächelt spöttisch. „Ich nehme sie einfach nicht so ernst, Klaus. Das ist das Beste, was ich für sie tun kann.“
    Wusste gar nicht, dass die beiden per Du sind. Seit wann? Haben sich alle gegen mich verschworen?
    „Komm mit“, sagt der Chefredakteur und nimmt mich am rechten Unterarm. Ich schüttle seine Hand ab.
    „Ich will sofort wissen, wie Dasch erfahren hat, was ich über ihn geschrieben habe.“
    „Ich weiß nicht, was sie meint“, sagt der Chronikchef und geht Richtung Ausgang. „Ich hole mir Frühstück. Will sonst noch wer was?“ Er erwartet keine Antwort.
    Klaus sieht mich verärgert an. „Musst du dir mehr Feinde machen als notwendig?“
    „Nein, nur so viele wie notwendig. Die Story ist hieb- und stichfest. Und das gilt auch, wenn sie für einen Unternehmer mit guten Beziehungen lästig ist.“
    Wir fahren im Lift nach oben.
    „Das glaube ich dir“, sagt Klaus. „Aber: Du hast sie nicht befragt. Wo bleibt deine journalistische Sorgfalt? Wir sind keine Spione, sondern Journalisten. Und zur Recherche gehört es eben auch, dass die Betroffenen gehört werden.“
    „Die?“, fauche ich. Aber ich weiß leider, dass er eigentlich recht hat. „Und wie sorgfältig ist diese ganze Terrorangstmacherei recherchiert?“
    „Du kannst ganz sicher sein, dass ich darauf achte. Wir können nicht am Markt vorbei. Aber von gewissen Grundsätzen gehe ich auch beim ‚Magazin‘ nicht ab.“
    „Und hast du das auch dem Chronikchef gesagt?“
    „Ja!“ Jetzt schreit er.
    „Okay, dann versuche ich die beiden eben zu erreichen“, murmle ich.
    Ich sitze am Schreibtisch und weiß nicht weiter. Weis habe ich auf seine Mobilbox gesprochen. Keine Ahnung, ob auch er schon von meinem Artikel weiß. Eher nicht. Aber er will sowieso nichts mehr mit mir zu tun haben. Daschs Sekretärin hat mir lediglich ausgerichtet, dass ich mich auf Klagen und ein

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