Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
erstaunlicherweise habe ich überhaupt keinen Hunger. Ich werde wohl nur eine Kleinigkeit essen, einen Salat oder so.“
„Bist du sicher? Ich lade dich ein, bestell’ dir was Ordentliches.“
„Das ist lieb von dir, aber nein Danke.“
Sie glaubte kaum, was sie sagte. Tatsächlich hatte sie nicht einmal Appetit. Daher bestellte sie, trotz des fortwährenden Angebotes von Robert besser etwas Richtiges zu essen, nur einen Salat. Sie wollte auch keinen Alkohol trinken, aber Robert bearbeite sie so lange, bis sie nachgab.
Er bestellte eine Flasche Champagner. Gab es etwa einen Grund zu feiern? Hatte er einen wichtigen Fall gewonnen? Und wieso sagte er nicht, wie sehr er sie vermisst hatte? Als die Flasche an den Tisch gebracht wurde, fragte sie ihn direkt, was das zu bedeuten hatte.
„Nichts weiter”, antwortete er ihr, „ich freu mich, dich wieder bei mir zu haben.“
„Hast du mich vermisst?“
„Ja, sehr sogar. Du hast gefehlt.“
„Wirklich?“
Sie war regelrecht gerührt.
„Ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich habe viel an dich gedacht.“
„Wie schön, ich habe auch viel an dich gedacht.“
Mit einem Lächeln im Gesicht hielt Robert ihr sein Glas entgegen, um mit ihr anzustoßen.
„Schön, dass wir einer Meinung sind”, sagte er.
Bereits nach dem ersten Schluck glaubte Julia, den Alkohol in ihrem Blut zu spüren und beschloss es langsam angehen zu lassen.
„Und was gibt’s neues in der Kanzlei?“
„Wie kommst du denn jetzt auf so etwas?“
„Wieso nicht, wir sprechen doch über die Arbeit.“
So betrunken konnte Julia unmöglich von diesem einen Schluck sein, dass sie nicht mitbekam, dass sie das Thema gewechselt hatten.
„Tun wir das?“
Eigenartigerweise wirkte Robert plötzlich verlegen und stellte sein Glas zur Seite.
„Warum habe ich das Gefühl, als ob wir aneinander vorbei reden?“, fragte Julia.
„Weiß nicht?“
Julia glaubte, in seinem Gesicht leichte Röte aufsteigen zu sehen.
„Also, noch mal von vorn. Du hast mich in der Kanzlei vermisst, da du ohne meinen unermüdlichen Arbeitseinsatz und meine Kompetenz kaum einen Fall auf die Reihe bringst. Stimmt’s?“
Plötzlich wurde ihr schwindelig. Und obwohl sie glaubte, dass ihr der Champagner zu sehr zugesetzt hatte, nahm sie schnell einen Schluck, um damit die böse Vorahnung, was das alles bedeuten könnte, herunterzuspülen.
„Stimmt’s?“, hakte sich nach, in der Hoffnung, dass sie sich irren würde.
„Das auch”, gab er zu, „du weißt, dass ich es anders gemeint habe.“
„Robert!”
„Was ist? Merkst du das etwa jetzt erst?“
„Was soll ich merken?“
„Ich habe mich in dich verliebt.“
Genau diese Worte wollte sie nicht hören. Von ihm schon gar nicht, das würde sie nur in Schwierigkeiten bringen.
„Nein, Robert”, sagte sie leise und hatte den Kopf gesenkt.
„Doch, so ist es. Ich wollte es nicht zugeben und habe versucht es zu verdrängen.“
Beherzt nahm er sich sein Glas und trank es in einem Zug aus, um es daraufhin erneut zu befüllen, fürsorglich schenkte er auch ihr nach.
„Ich dachte”, fuhr er fort, „du fühlst genauso und hast mich deshalb neulich Mittag sehen wollen.“
Beinah erschrocken sah sie ihn an. Niemals wäre sie auf die Idee gekommen etwas für ihn zu empfinden. Abgesehen davon, dass er ein netter Chef war und sie sich ihm teilweise freundschaftlich verbunden fühlte, war er für sie ein Neutrum. Zu allem Überfluss nahm er sich eine ihrer Hände und drückte sie sanft. Julia war unfähig sie zurückzuziehen.
„Was ist?“, wollte er nach einer Weile des Schweigens wissen.
„Ich weiß nicht”, sagte sie zögerlich.
Noch immer hielt er ihre Hand, die langsam in seiner begonnen hatte zu schwitzen.
„Du musst doch wissen, was du fühlst?“
Zu Julias Rettung wurde das Essen serviert und sie hoffte dadurch Zeit und Ablenkung zu gewinnen. Vielleicht würde er vergessen, worüber sie gerade sprachen.
„Mhmmmm, das ist aber lecker”, sagte sie, nachdem sie sich eine Gabel voll Salat in den Mund gesteckt hatte.
Er sah sie irritiert an und fing ebenfalls an zu essen.
„Gute Wahl”, sagte sie, als sie ihren Salat geschluckt hatte, der ihr ewig im Halse zu stecken drohte, „das Restaurant meine ich. Ist wirklich schön hier.“
Sie versuchte sich ein Lächeln abzuringen.
„Julia”, er legte sein Besteck beiseite, „sollten wir nicht darüber reden?“
„Worüber, bitte?“
„Julia, verkauf mich nicht für blöd und
Weitere Kostenlose Bücher