Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
beleidige meine Intelligenz.“
„Was glaubst du denn, was das hier geben soll?“
Sie hatte ihr Besteck ebenfalls zur Seite gelegt und sich den letzten Rest ihres Champagner einverleibt. Sofort schenkte er ihr nach.
„Wir sind erwachsen, wir können über alles reden.“
Noch immer hatte er die Flasche in der Hand und sah sie durchdringend an.
„Du bist mein Chef”, sagte sie und wollte es gern dabei belassen.
Ihr war danach, aufzustehen und zu gehen. In seinem Blick hatte sich etwas verändert. Seine Augen leuchteten und sie glaubte, eine gewisse Feuchte in ihnen zu sehen. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie schön es war begehrt zu werden. Auch wenn sie nicht verstehen konnte, wie sich ein Mann ausgerechnet in sie verlieben konnte.
„Na und? Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander. Du bist mir sehr nah. Es ist doch völlig unerheblich, ob ich dein Chef bin.“
Er hatte die Flasche zurück in den Kühler gestellt und sich erneut ihre Hand gegriffen.
„Nein, das ist es nicht. Was soll denn werden, wenn es zwischen uns Differenzen gibt?“
In dem Moment, als sie die Frage ausgesprochen hatte, wurde ihr klar, was sie damit zum Ausdruck gebracht hatte. Jetzt würde er denken, dass sie ebenfalls etwas für ihn empfand.
„Das werden wir dann sehen.”
Noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er sie mit einer Hand zu sich gezogen, kam mit seinem Gesicht auf ihres zu und fing an sie zu küssen. Nicht nur einfach und flüchtig auf den Mund. Seine Zunge verschwand in ihrem Mund und war dabei ihre liebevoll zu massieren. Seine Lippen waren weich und warm und drückten ebenso hinreichende Gefühle ihr gegenüber aus. Insgeheim hatte sie gehofft, dass sie seine Küsse vom Stuhl hauen würden und sie endlich in den Genuss kommen würde sich zu verlieben. Aber so, wie sie es nicht anders erwartet hatte, empfand sie nichts, obwohl Robert deutlich besser küssen konnte als Ulli.
Julia versuchte sich von ihm zu lösen, schob ihn sanft von sich.
„Was sollen den die Leute denken?“, sagte sie, da ihr nichts Besseres einfallen wollte. „Du bist schließlich verheiratet.“
An diesem Abend schien ihr Gehirn erst die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen, wenn sie ausgesprochen waren. Noch bevor sie sich hätte erklären können, sagte er:
„Dann lass uns zu dir gehen.”
Augenblicklich sah er sich nach einem Kellner um.
„Nein!”
„Warum nicht? Zu mir können wir wohl kaum gehen.“ Dabei grinste er sie breit an.
„Ehrlich, das geht mir grad ein wenig zu schnell.“
Sie dachte an ihre Karriere und das diese jetzt vorbei war. Sollte sie mit ihm schlafen, würde bald die gesamte Kanzlei davon wissen. Schon jetzt konnte sie nur noch kündigen. Wenn sie ihm einen Korb gab, dann würde er nicht mehr mit ihr arbeiten wollen und wenn sie ihm nachgab, wäre sie auch nicht besser dran, denn spätestens, wenn sie es beenden würde, müsste sie die Kanzlei verlassen. So oder so, sie war die Dumme. Langsam fing sie an auf ihn wütend zu werden. Wie konnte er sie in solch eine Situation bringen?
„Wir können auch noch warten. Aber ehrlich, haben wir das nicht schon zu lange?“
Wieder kam er auf sie zu, um sie zu küssen. Diesmal konnte sie rechtzeitig ihren Kopf zur Seite drehen und er fiel fast vornüber.
„Robert, ich bin nicht in dich verliebt.“
„Was?“
Er hatte sich wieder aufgerichtet und sah sie ungläubig an.
„Ich fühle nicht das Gleiche, wie du.“
„Aber … ich dachte ... die Signale, die du ausgesandt hast ... wieso nicht?“
„Du bist mein Chef”, erklärte sie zum wiederholten Mal.
„Okay, also, wenn ich nicht dein Chef wäre, dann würdest du etwas für mich empfinden?“
„Und du bist 15 Jahre älter.“
„Das ist nicht dein Ernst?“
„Und du bist verheiratet.“
Das sollte ihn nun endgültig überzeugen.
„Okay, okay, also, wenn ich nicht dein Chef wäre und nicht 15 Jahre älter und nicht verheiratet, dann würdest du etwas für mich empfinden?“
„Ja, vielleicht.“
Vielleicht wäre das ja wirklich so, versuchte sie sich einzureden, um irgendwie aus dieser Nummer wieder herauszukommen.
„Lass es uns doch versuchen”, er sah sie mit einem Blick an, den sie von Ulli kannte und es hasste.
„Was willst du eigentlich von mir?“, wollte sie wissen.
„Ist das nicht eindeutig?“
„Aber wieso? Was findest du an mir? Ich bin dick und unattraktiv.“
„Das stimmt doch überhaupt nicht. Na ja, du hast vielleicht ein paar Kilos zu viel, aber ich mag das.
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