Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)
Blödsinn war, denn dann würde sie auf jeden Fall gehen.
So ein Mist, dachte er, nun wusste er endlich mal ein Geheimnis und konnte das nicht zu seinem Vorteil nutzen. Außer, dass es wahrscheinlich wirklich kurzfristig Tumult gab, in dessen Umfeld dann nicht mehr korrekt gearbeitet werden würde, hätte es keinerlei weitere Auswirkungen. Irgendwann würde man sich wieder beruhigen. Immerhin ist es ganz normal, wenn sich zwei Menschen lieben, auch wenn sie das in diesem Fall wohl nicht mehr taten.
Julia hatte ein paar harte Fälle übernommen, die leider eine enge Zusammenarbeit mit Robert voraussetzten. Gern hätte sie diese abgegeben und sich ihren Jahresurlaub genommen. Aber wer hätte ihre Arbeit übernehmen sollen?
Sie ging zu einem ihrer anderen Chefs und sagte, sie bräuchte dringend Urlaub. Es sei aus privaten Gründen, sie hätte einiges zu erledigen. Ob sie nicht ihre Fälle abgeben und von zu Hause überwachen könnte. Selbstverständlich könnte man sie jederzeit ansprechen und sie würde auch bei Klientengesprächen anwesend sein, wenn es nötig sei.
Auf gar keinen Fall ginge das, was sie wohl glauben würde. Man sei schließlich nicht bei ‚Wünsch dir was‘. Sie fing an ihre weiblichen Reize auszuspielen und klimperte mit den Wimpern. Es sei geradezu überlebenswichtig, dass sie sich um ihre Eltern kümmerte. Denen ginge es gerade nicht besonders gut, ihre Mutter sei schwer krank und ihr Vater völlig überfordert. Sie log ohne rot zu werden und mit absoluter Überzeugung.
Am Ende glaubte sie selbst, was sie erzählte. Und es funktionierte. Sie konnte ihre Fälle abgeben und ab dem nächsten Wochenende zu Hause bleiben. Allerdings nur zwei Wochen. Mehr gewährte man ihr nicht. Das war immerhin besser als nichts. Bis dahin hätten sich die Wogen geglättet und vielleicht würde sie dann bereits Partner sein und somit auf einer Stufe mit Robert stehen und bräuchte nie mehr so eng mit ihm zu arbeiten und ihn vielleicht überhaupt nie mehr sehen. Er war ihr bis dahin immer ein guter Freund und sehr enger Vertrauter. Nun hatte er alles zerstört.
Sie kam gerade von ihrem täglichen Weg an der Alster zurück. Schon am Morgen war sie gelaufen. Heute hatte sie das Bedürfnis noch einmal Sport zu treiben. Dieser Tag in der Kanzlei hatte sie extrem angestrengt. Erst die Unterhaltung mit Robert, dann das Schreiben ihrer Kündigung, um sich dann auch noch mit einem ihrer Chefs auseinandersetzen zu müssen, mit der anschließenden Diskussion, dass eigentlich Robert für sie zuständig sei, und er das letztendlich zu entscheiden hätte.
Nur unter fadenscheinigen Gründen konnte sie den anderen Chef davon überzeugen, dass es besser sei Robert damit nicht zu behelligen, der hätte gerade mehr als reichlich Stress, da wollte sie ihn nicht mit so unnützen Kram wie Urlaub nerven. Sie war wirklich eine gute Anwältin und konnte alle um den Finger wickeln.
Müde, sie war ihre Bestzeit um die Alster gelaufen, kam sie dennoch zufrieden die Treppe zu ihrer Wohnung herauf. Kaum stand sie vor ihrer Wohnung, hörte sie, wie hinter ihr die Tür geöffnet wurde, und Gitte auf sie zukam.
„Was bekomme ich, wenn ich das nicht Steffen petzte?“, wollte Gitte von ihr wissen.
„Nichts, du kommst bestimmt in den Himmel, zu den guten Menschen”, Julia lachte sie an.
„Und wie war das, die bösen Mädchen kommen überall hin. Das stimmt mich nachdenklich.“
Gitte fing an zu lachen, hörte aber schlagartig wieder auf.
„Sag mal”, sagte Gitte und kam dicht an sie heran, sodass es Julia unangenehm wurde, da sie sehr schwitzte, „was ist mit Robert los? Der sitzt in meiner Küche und sieht recht mitgenommen aus. War was in der Kanzlei?“
„Das kann nicht sein, oder?“
Julia ließ ihre Schulter hängen.
„Ich wollte heute kündigen, weil ich keinen Ausweg mehr sah. Robert war wirklich nicht besonders nett zu mir.“
„Du wirst es sicher verdient haben. Ich habe dir immer gesagt, dass es ein böses Ende nehmen wird, so wie du damit umgegangen bist. Das konnte nicht gut gehen.“
„Wie war das mit den bösen Mädchen?“
„Hast du echt gekündigt?“
„Nein, aber ich wollte es. Ich saß schon beim Personaler. Der sagte mir, dass ich früher als geplant Partner werden und er sich für mich einsetzen würde, den Vorgang nochmals zu beschleunigen. Davon hatte mir Robert gar nichts erzählt. Er wollte mich wohl noch ein wenig quälen, dafür dass ich ihn nicht lieben konnte.“
„Ihr beiden seid echt
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