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Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition)

Titel: Leben, Liebe, Zuckerguss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Misselhorn
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Robert?“
    „Dein Chef?“
    „Ehemaliger Chef, ich bin doch jetzt Partnerin geworden. Aber ja genau der. Der mochte auch keine Kondome. Und da er seine Frau vor mir noch nie betrogen hatte, und er mir ebenfalls glaubte, dass ich nicht mit jedem Kerl ins Bett steige, haben wir uns einen Aidstest gespart und ich angefangen Hormone zu nehmen. Na ja, wie das so mit Gewohnheiten ist. Ich nehme sie noch immer. Man weiß ja nie.“
    „Und was machen wir?“
    „Eigentlich müssten wir fairer Weise einen Aidstest machen. Das würde sich aber nur lohnen, wenn wir beschließen es miteinander zu versuchen.“
    „Geht es hier überhaupt um Kondome und Sex?“
    „In gewisser Weise ja, aber es geht eigentlich um uns. Möchtest du mit mir darüber reden oder lassen wir es dabei, wie es ist?“
    Sie hatte Angst, dass ihm das alles viel zu schnell gehen könnte. Unter normalen Umständen hätte sie selbst nach so einer Ansprache längst das Weite gesucht.
    „Ich habe mich fast nicht getraut, mit dir darüber zu reden. Es geht schon alles verdammt schnell mit uns”, sagte er.
    „Ist das schlimm?“
    „Nein, finde ich nicht. Ich bin eigentlich nicht so. Aber du bist ein so besonderer Mensch und ich hab dich wirklich lieb. Die Vorstellung, dich nicht bei mir zu haben, bringt mich fast um.“
    Das Gefühl der Zuneigung zu ihm war anders, als zuvor. Sie glaubte, weinen zu müssen. Ein Kloß saß tief in ihrem Hals fest, ihr Herz schmerzte und in ihrem Magen drehte und wendete sich alles in einem Rhythmus, dass ihr schwindelig wurde. Sie wusste, dass der Mann, mit dem sie auf dem Sofa saß, das Beste war, dass ihr passieren konnte und sie fühlte, dass sie mit ihm leben wollte, jeden Tag und jede Nacht.
    „Mir geht es auch so. Wir kennen uns kaum, und doch bist du mir so sehr vertraut. Ich würde es gern mit dir versuchen.“
    Jetzt war es raus. Nach nur 14 Tagen sagte sie ihm, dass sie gern eine Beziehung mit ihm eingehen wollte. Würde er jetzt schreiend von ihrem Sofa aufspringen und schnell ihre Wohnung verlassen?
    „Vielleicht ist es zu früh und alles geht zu schnell. Aber hey, was soll’s, das Leben ist zu kurz, um sich über alles Gedanken zu machen. Lass es uns versuchen.“
    Mit Mühe schluckte sie die Tränen herunter. Noch nie in ihrem Leben war sie derart gerührt und kannte dieses Gefühl nicht.
    „Und wie gehen wir jetzt mit dem Aidstest um?“, fragte sie, als sie sich wieder gefasst hatte.
    „Willst du, dass ich einen mache?“
    „Sollten wir das nicht gemeinsam tun?“
    „Ich vertraue dir.“
    „Das ist schön, aber ist das nicht zu gefährlich?“
    „Mit wie vielen Männern sagtest du hast du in letzter Zeit geschlafen?“
    „Till, willst du mir wirklich einfach so vertrauen? Du müsstest dann auch Robert glauben, dass er seine Frau nur mit mir betrog und den kennst du gar nicht.“
    „Na und, wenn du das sagst, dann glaube ich dir.“
    „Es geht hier um eine lebensbedrohliche, ansteckende Krankheit. Du bist doch Arzt, du solltest das besser wissen.“
    „Ich bin aber auch ein Mensch und natürlich weiß ich, wie gefährlich Aids ist. Aber glaubst du nicht, dass du es ein wenig übertreibst?“
    „Und wie soll ich damit umgehen? Ich vertraue dir, aber irgendwie habe ich doch ein komisches Gefühl dabei.“
    „Ich werde mir gleich morgen Blut abnehmen lassen und einschicken, das ist für mich kein Problem und es dauert nicht so lange, als wenn ich das woanders machen lasse.“
    „Jetzt komm ich mir irgendwie total bescheuert vor. Ich verlange von dir einen Test und du vertraust mir blind.“
    „Dann komm nächste Woche zu mir in die Praxis und ich lass dein Blut auch untersuchen. Wäre das okay für dich?“
    In ihrem ganzen Leben hatte Julia bisher keinen Mann getroffen, der in ihr diese Gefühle hervorgerufen hatte. Sie hatte keine Ahnung von Romantik und überhaupt daran zu denken war ihr lästig gewesen. Plötzlich aber, war ihr danach ihm zu sagen, dass sie ihn liebte.
     
    „Du meine Güte, Julia, geht es deiner Mutter so schlecht? Du siehst grauenvoll aus”, sagte Robert zu ihr, als sie am nächsten Tag sein Büro betrat.
    Die glücklichsten zwei Wochen ihres Lebens hatten Spuren hinterlassen. Sie hatte kaum etwas essen können und wenig geschlafen. Tiefe, dunkel Schatten lagen unter ihren Augen, die dennoch funkelten. Es war erstaunlich, dass Robert nicht bemerkte, wie sehr sie sich verändert hatte.
    „Hast du etwa schon wieder abgenommen? Julia so geht das nicht. Du musst mal mehr

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