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Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition)

Titel: Leben mit dem Feind: Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Beuys
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mit ihrem Erfolg »Kommt und lacht!« im Beatrix-Theater in der Plantage Middenlaan auf. Der nichtjüdische Theaterdirektor erhielt problemlos eine Arbeitsgenehmigung für die mehrheitlich jüdische Truppe. Am 9. Januar 1941 stellte Willy Rosen mit »Viel Vergnügen« die nächste Revue auf die Bühne. Das Beatrix-Theater war jeden Abend bis auf den letzten Platz besetzt.
    Ab dem 21. Oktober 1940 stand Amsterdam im Zeichen einer »Wiener Kunstwoche«, von Seyß-Inquart persönlich angeregt, der auch beim Programm mitmischte. Im Concertgebouw spielten die Wiener Philharmoniker, und natürlich erschien der Reichskommissar. Am 3. November saß er schon wieder im großen Konzertsaal des Concertgebouw, am Dirigentenpult Willem Mengelberg und neben Mozart und Wagner erklang die »Nussknacker-Suite« des russischen Komponisten Tschaikowski. Das Konzert umrahmte die Gründungsfeier von »Vreugde en Arbeid« (Freude und Arbeit), die niederländische Parallelinstitution des deutschen NS -Konzerns »Kraft durch Freude« ( KdF ). »Freude und Arbeit« sollte preisgünstige Ferien- und Kulturangebote für minderbemittelte Schichten anbieten und auf diesem Weg Niederländer für den Nationalsozialismus gewinnen.
    Seit Oktober machten in Amsterdam die Rechtsradikalen von der NSB erneut mit Straßentumulten auf sich und ihre Bewegung aufmerksam. Die niederländischen Faschisten wollten endlich ihren Anteil an der deutschen Besatzungsmacht. Mitte November marschierten 5000 Männer der WA – Wehrabteilung – und NSB -Mitglieder aus ganz Holland den Damrak entlang und am NSB -Führer Anton Mussert vorbei. Mussert ist von einer elfköpfigen Leibwache umgeben. Die Männer tragen offen Revolver am Koppel; ein eindeutiger Verstoß gegen die Gesetze.
    Im November hatte der Kino-Palast des ehemaligen Tuschinski wieder seine Pforten geöffnet. Er war Ende Mai geschlossen, der ehemalige Besitzer schon zuvor entlassen und der prominente Namenszug auf dem Dach entfernt worden. Nun hieß das Kino, das aus Amsterdams weltoffener Zeit stammte, ganz gewöhnlich »Tivoli«.
    Am 2. Dezember heben die Besatzer das Tanzverbot in der Hauptstadt wieder auf, eine indirekte Bestätigung, dass »Operation Seelöwe«, der Angriff auf England, gescheitert ist. Am 15. November hatte die deutsche Luftwaffe das Zentrum von Coventry mit seiner Kathedrale zerstört, 550 Menschen starben. Die tödlichen Luftangriffe werden noch bis in den Mai 1941 fortgesetzt. Aber schon im Winter musste Hitler erkennen, dass er den Durchhaltewillen der Engländer nicht brechen konnte, die sich unter Winston Churchills Führung einem faulen Frieden mit Deutschland verweigerten. In den Straßen Amsterdams feixten junge Leute beim Anblick deutscher Soldaten und machten hinter deren Rücken heftige Schwimmbewegungen.
    Reichskommissar Seyß-Inquart konnte dagegen im Dezember in einem Zeitungsinterview stolz Erfolge beim Thema Arbeitslosigkeit melden: »Dieses soziale Problem ist gelöst.« Zum ersten Mal seit über zehn Jahren gab es in den Niederlanden fast keine Arbeitslosen mehr. Dank den Aufträgen aus dem Großdeutschen Reich hatte die niederländische Wirtschaft Hochkonjunktur. Nur die Rohstoffe, von denen die Besatzer den Löwenanteil nach Deutschland abtransportierten, wurden immer knapper. Neue Schallplatten können die Amsterdamer Ende 1940 nur kaufen, wenn sie im Geschäft dafür alte, und seien sie zerbrochen, abliefern.
    In Amsterdam Zuid hatten die deutsch-jüdischen Emigranten Adele und Wilhelm Halberstam andere Sorgen. Da ihr Vermögen in Berlin trotz anwaltlicher Einsprüche gesperrt blieb, hatten Bekannte in den USA die Halberstams seit Sommer 1939 mit monatlichen Überweisungen unterstützt. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Niederlande konnte nichts mehr überwiesen werden. Glücklicherweise gab es etliches in diesem Emigranten-Haushalt, das beim Antiquitätenhändler zu Geld gemacht werden konnte. Mitte Juli schrieb Adele Halberstam an ihre Tochter: »Momentan verzehren wir den geringen Erlös für das 12 Personen Meißner Service und das versilberte Dejeuner von Großpapa Weigert, sowie den silbernen Lampenfuß mit dem großen Pergamentschirm von Tante Else.« Anfang September wird »der rote Teppich« in einer Auktion verkauft, immerhin für 109 Gulden. Aber schon müssen die Schränke weiter ausgeräumt, und »schöne Sachen« in die Versteigerungen gebracht werden.
    Allen Widrigkeiten zum Trotz leben die Halberstams in Amsterdam Zuid weiter in

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