Leben mit Hochsensibilitaet
menschlichen Körper abspielen, suchen ein natürliches Gleichgewicht. Das Bild des Pendels zeigt es noch am besten: Einem Ausschlag nach links folgt ein Ausschlag nach rechts. Je größer der Ausschlag zur einen Seite, desto größer auch der Ausschlag zur anderen. Ein gewisses Hin und Her ist nötig und Grundbedingung für das Leben – ist sozusagen der Puls des Lebens. Extreme Schwankungen aber stören und hemmen den ganzen Mechanismus. Das Streben nach Mäßigung ist sinnvoll und wohltuend. Mäßigung hat nichts mit Eintönigkeit zu tun. Auch darf man Mäßigung nicht mit Leugnung verwechseln.
Für Hochsensible ist das Aufrechterhalten des Gleichgewichts von größter Notwendigkeit – und es ist auch die größte Herausforderung.Hochsensible werden einfach vermehrt mit belastenden Erfahrungen konfrontiert, ob sie wollen oder nicht. Wenn diese belastenden Erfahrungen verkannt werden, können sie sich häufen, sich (eventuell unerkannt) festsetzen und schließlich zu körperlichen oder psychischen Problemen führen. Wenn belastende Erfahrungen so schnell wie möglich erkannt und angegangen werden, können Hochsensible vorankommen wie Segelboote auf dem Meer bei günstigen Wetterumständen. Wie Segelboote bei zu starkem Wind kentern oder ins offene Meer abgetrieben werden, so verlieren Hochsensible bei intensiver Überreizung die Spur. Doch wenn kein Wind weht, liegt das Boot still, kommt nicht voran und schaukelt auf nutzlosen Wellen. Wenn sich Hochsensible zu sehr dem Leben entzogen haben, besteht die Gefahr, dass sie ziellos herumdümpeln und nie einen Hafen erreichen. Doch bei Sturm auszufahren, nimmt ihnen die Aussicht auf Erfolg. Kurz: Hochsensible brauchen Wellen und Wind, aber im richtigen Maß. So wie ein Segelboot bei günstigem Wind hin und her kreuzt, so geht es einem hochsensiblen Menschen gut, wenn er in vergleichbarem Maß die Aktivitäten wechselt und mal dies und mal das macht. Das ist eine ausgezeichnete Art, voranzukommen.
Du bist in einem Moment fröhlich und aufgeweckt, im folgenden Moment traurig und ergriffen. Dies sind natürliche Schwankungen in einem Menschenleben und sicherlich im Leben eines Hochsensiblen. Sie gehören zu dir wie Tag und Nacht, wie Sommer und Winter, wie Sonne und Mond. Für dich ist entscheidend, die Segel im Wind zu halten und das Ruder (deine Intuition) fest in deiner Hand. Dann fährst du leicht zu jedem Hafen, der dich lockt. Ich rate dir, einmal tief über dich selbst als Boot nachzudenken. Welche Wellen erlebst du im Leben, welche Küste versuchst du zu erreichen? Kreuzt du häufig genug im Wind oder versuchst du dickköpfig dem Wind zu trotzen, den du besser nutzen könntest, um vorwärts zu kommen? Fährst du vielleicht Tag und Nacht, ohne dir eine Pause zu gönnen? Lege dich einmal in den Wind und werde still. Im Bild des Segelschiffs findest du Antworten, die dir helfen, besser ins Gleichgewicht zu gelangen.
Mache dir vor allem klar, dass auf jede aufregende Situation ein Rückschlag folgt – auch wenn es sich um ein schönes oder freudiges Ereignis handelt, etwa eine Heirat oder eine Geburt. Bedenke, dass Hochsensible wie Segelboote sind, die zwischen Rücken- und Gegenwind kreuzen. Der Körper findet sein Gleichgewicht erst, nachdem er zur anderen Seite zurückgependelt ist. Erst danach findet er seine Ruhe in der Mitte (bis er durch die nächste Erfahrung wieder in Bewegung gebracht wird). Denke beispielsweise an die bekannten Wochenbett-Tränen nach einer Geburt oder im Extremfall die postnatale Depression. Ein guter Anhaltspunkt in diesen Fällen ist: Je größer der Ausschlag zur einen Seite, desto größer der Ausschlag zur anderen. Berücksichtige also, dass jede stressreiche Situation eine leichte Depression zur Folge haben kann. Wenn du das als natürlichen Vorgang akzeptierst, wird es leichter sein, Depressionen durchzustehen. Weil Hochsensible in reizreichen Situationen schnell Stress und Aufregung erleben, haben sie schnell und oft mit Rückschlägen zu tun. Wenn du das berücksichtigst und dich daran erinnerst, dass es ein natürlicher Vorgang ist, kannst du es leichter akzeptieren. Durch Verständnis und Akzeptanz wird die Depression schneller verebben.
Die wichtigste Art, sich selbst zu lehren, Körper und Geist im Gleichgewicht zu halten, ist das Erden. Weil die meisten Hochsensiblen schon so stark vergeistigt sind – teils aus Anlage und teils durch Erziehung und Gesellschaft (man denke an die hauptsächlich mentale Schulung, die wir
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