Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
bestimmte Krankheiten deuten. Die Metabolomik gibt uns Einblick in die Verbindung zwischen einem trainierten Körper und einem ebenfalls fitten Stoffwechsel, der nicht nur die Kalorien effizient verbrennt, sondern auch bei der Aufrechterhaltung der so wichtigen Homöostase hilft, die ich beschrieben habe. Das liegt an Stoffwechselveränderungen, die sich während körperlicher Betätigung einstellen und unseren Körper in einem selbstregulierenden Gleichgewicht halten. Hier ein Beispiel: In einer Studie, die ein Forscherteam am Massachusetts General Hospital und am Broad Institute von MIT und Harvard University durchführte, fand sich bei fitten Menschen ein stärkerer Anstieg des Metaboliten Niacinamid. Dabei handelt es sich um ein Nährstoff-Nebenprodukt, das eine Rolle bei der Blutzuckerkontrolle spielt. Das Team fand sogar über 20 Metaboliten, deren Wert sich durch körperliche Belastung ändert. Das sind natürlich erzeugte Verbindungen, die bei der Kalorien- und Fettverbrennung helfen und die Blutzuckerkontrolle verbessern. Von einigen wusste man bisher nicht, dass sie bei körperlicher Betätigung eine Rolle spielen. Bei einigen erhöhte sich der Wert, zum Beispiel bei denjenigen, die mit der Fettverbrennung in Zusammenhang stehen, bei anderen sank er, etwa bei jenen, die mit Zellbelastung zu tun haben.
Es gibt eine unendliche Anzahl von Studien, die beweisen, was Bewegung für die Aufrechterhaltung der Gesundheit bedeutet, und ich hoffe, dass diese Forschung weiter fortschreiten wird. Im Jahr 2009 wurde eine Studie veröffentlicht, die deutlich bewies, dass das Gehirn bei körperlicher Betätigung bestimmte Chemikalien mit stimmungsaufhellendem Effekt produziert. Alles, was uns bei der Abwehr von Depressionen und der Förderung von Glücksgefühlen unterstützt, ist gut für unsere Gesundheit. Die Forscher fanden außerdem heraus, dass durch Sport ein Gen für einen Nervenwachstumsfaktor namens VGF (Vascular Growth Factor; Neuropeptid) angeregt wird. VGFs sind kleine Proteine, die entscheidend für die Entwicklung und Reparatur von Nervenzellen sind. Dadurch wird körperliche Betätigung noch stärker mit einem gesunden Gehirn und der Vorbeugung gegen Demenz und Alzheimer verbunden. Noch faszinierender ist, dass die Studie bei insgesamt 33 VGFs veränderte Aktivität durch Bewegung nachwies; die meisten davon waren zuvor unbekannt gewesen. Vielleicht finden wir eines Tages eine direkte Beziehung zwischen diesen molekularen Veränderungen und der Vorsorge gegen Krebs und andere degenerative Krankheiten. Mögliche Beispielfälle gibt es bereits.
Leider werden, grundlegender betrachtet, oft die Auswirkungen des Alterungsprozesses auf den Körper und seine Fähigkeit, den Stoffwechsel aufrechtzuerhalten, vergessen. Außer dem Schwund an Muskelmasse und -kraft, der sich mit der Zeit unvermeidlich zusammen mit der Verlangsamung des Stoffwechsels einstellt, müssen wir auch die praktischen Gründe für eine Gewichtszunahme bedenken: Wir bewegen uns immer weniger, essen aber nicht weniger. Hormonelle Veränderungen schlagen weitere Nägel in den Sarg und schädigen einen bereits angegriffenen Stoffwechsel noch weiter. Eine 2010 im Journal of the American Medical Association publizierte Studie konstatierte deutlich, dass die offiziellen US-Richtlinien von 2008, die eine halbe Stunde körperliche Betätigung fünf Tage pro Woche empfehlen, der Gewichtszunahme bei älteren Menschen nicht entgegenwirken, wenn diese nicht gleichzeitig weniger essen. Mit zunehmendem Alter wird es immer schwerer, sein Gewicht zu reduzieren. Das ist eine ernüchternde Erkenntnis für die bereits Übergewichtigen: Man muss immer mehr Sport treiben, um nicht zuzunehmen, obwohl man nicht mehr isst.
Kann körperliche Betätigung den Alterungsprozess rückgängig machen? Ihn zu verlangsamen oder anzuhalten ist eine Sache, aber können wir in den physiologischen Rückwärtsgang schalten? Diese Frage ist Gegenstand weiterer faszinierender Forschungen. Es klingt zwar nach Science-Fiction, aber es gibt schon einige Hinweise darauf. Ein kanadisch-amerikanisches Forscherteam fand 2008 heraus, dass körperliche Betätigung den Alterungsprozess auf der Zellebene teilweise umkehren kann. Das Team untersuchte die Auswirkungen von sechs Monaten Krafttraining bei Freiwilligen über 65 Jahren, indem es vor und nach der Trainingsphase Gewebeproben aus den Oberschenkelmuskeln entnahm. Diese verglich man dann mit den Muskelzellen von 26 jüngeren
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