Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
Vorteil: Es schützt Sie vor den Schäden, die langes, ununterbrochenes Stillsitzen Ihrem Körper zufügen kann. Forscher der American Cancer Society veröffentlichten 2010 im American Journal of Epidemiology eine Studie, der zufolge längeres Stillsitzen ein genauso großes Gesundheitsrisiko darstellt wie Rauchen oder übermäßige Sonnenlichteinwirkung. Die Teilnehmer der Studie wurden 13 Jahre lang, von 1993 bis 2006, beobachtet; die Forscher setzten dabei die Zeit, wie lange sie jeweils still saßen und wie viel Bewegung sie sich verschafften, in Bezug zu ihrer Sterblichkeitsrate. Eine weitere Studie vom International Diabetes Institute in Melbourne ergab, dass selbst zwei Stunden körperlicher Betätigung die Wirkungen von »22 Stunden auf dem Hintern hocken« nicht ausgleichen können.
Mehrere Studien beschreiben einen Zusammenhang zwischen Stillsitzen und Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ungesunder Ernährung, aber nur wenige haben je die insgesamt im Sitzen verbrachte Zeit mit der Gesamtmortalität verglichen. Die letztgenannte Studie bringt nun starke Belege für den Zusammenhang zwischen ständigem Stillsitzen (wie es so viele Menschen heute praktizieren, ob am Schreibtisch, im Auto oder auf dem Sofa) und Erkrankungen. Ebenso schockierend wie ungerecht ist dabei, dass Frauen anscheinend stärker betroffen sind. Die weiblichen Teilnehmer der Studie, die mehr als sechs Stunden täglich im Sitzen verbrachten (außerhalb des Arbeitsplatzes), hatten ein um 37 Prozent höheres Sterberisiko während des untersuchten Zeitraums als diejenigen, die weniger als drei Stunden täglich still saßen. Bei Männern dagegen betrug das erhöhte Sterberisiko in diesem Fall nur 18 Prozent. Dieser Unterschied änderte sich auch nicht, wenn die verschiedenen körperlichen Aktivitäten mitberücksichtigt wurden.
Das Sitzen selbst ist hier gar nicht der entscheidende Faktor, sondern die biologischen Wirkungen, die es im Körper auslöst. Genauso, wie Bewegung positive Veränderungen im Stoffwechsel anregt, verursacht eine sitzende Lebensweise Änderungen in die umgekehrte Richtung, also ins Negative. Lange Stillsitzphasen haben bewiesenermaßen und unabhängig von körperlicher Aktivität signifikante Folgen für den Stoffwechsel; beeinflusst werden unter anderem die Werte von Triglycerid, Cholesterin, Blutzucker, der Blutdruck in Ruhe und das Appetithormon Leptin – alles Risikofaktoren für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere chronische Leiden.
Eine weitere, gerade erst erschienene Studie kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Forscher am Fachbereich für Epidemiologie und Volksgesundheit des University College London berichteten darin, dass mehr als vier Stunden täglich sitzend am Rechner oder vor dem Fernseher verbrachte Zeit das Risiko, an einem schweren Herzleiden zu erkranken oder zu sterben, mehr als verdoppeln. Selbst wer Sport treibt, kann die Wirkungen der langen Bewegungslosigkeit nicht ausgleichen. Die Studie ergab, dass der Blutwert von C-reaktivem Protein – einem Entzündungsmarker – bei Menschen, die täglich mehr als vier Stunden vor einem Bildschirm sitzen, doppelt so hoch ist wie bei solchen, die weniger als zwei Stunden täglich so verbringen.
Dass wir uns viel weniger bewegen, als wir glauben, merkte ich deutlich, als eine Firma mir ein Akzelerometer zum Testen zuschickte. Bevor ich es ausprobierte, hielt ich mich für einen aktiven Menschen, obwohl ich den größten Teil des Tages in meinem Arbeitszimmer zubringe. Das kleine Gerät wird am Gürtel getragen und zeichnet mit einem Mikrochip die Bewegungen auf. So verfolgte ich mehrere Wochen lang meine Bewegungsdaten am Rechner und sah, wie ich immer wieder stundenlang in Konferenzschaltungen festsaß, ohne mich von der Stelle zu rühren. Ich war unangenehm überrascht, wie lange ich still saß, und besorgte mir sofort ein Freisprech-Headset zum Telefonieren, sodass ich jetzt beim Telefonieren herumlaufen kann. Diese kleine Veränderung brachte bereits eine enorme Verbesserung: Ich konnte die Zahl meiner Schritte pro Arbeitstag um 35 Prozent steigern!
Die Botschaft ist klar: Wir müssen uns bewegen, und zwar viel, um bei guter Gesundheit zu bleiben. Das müssen Sie berücksichtigen, außer, wenn Sie ein schwer schuftender Hafenarbeiter sind oder als Busschaffner den ganzen Tag auf den Beinen, was aber vermutlich nicht der Fall ist. Es geht hier nicht nur um körperliche Fitness, sondern buchstäblich um
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