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Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)

Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)

Titel: Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Agus
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Ernährung kontrollieren können. Aber Statine wirken nicht nur auf den Cholesterinspiegel.
    Forscher der Harvard-Universität zeigten 2008 in einem der wichtigsten klinischen Tests in der langen Reihe der Statin-Studien, dass Statine das Risiko für den ersten Herzinfarkt, für Schlaganfälle und andere Arterienprobleme bei anscheinend gesunden Männern über 50 und Frauen über 60 Jahren, die keine erhöhten Cholesterinwerte haben, drastisch senken können. Wir wissen jetzt, dass Cholesterin womöglich gar nicht der wirkliche Grund für kardiovaskuläre Erkrankungen ist. Bei vielen Patienten könnte eine Entzündung – ein normaler, aber manchmal überaktiver biologischer Vorgang – ein viel zutreffenderer Indikator, ein sogenannter Biomarker, sein als Cholesterin.
    Kurz gesagt, handelt es sich bei Entzündungen um Anzeichen, dass im Körper etwas nicht stimmt. Der Körper hat es mit schädlichen Reizen zu tun, die alles Mögliche sein können – von Pathogenen über beschädigte Zellen bis zu Fremdkörpern. Um sich selbst zu schützen und die schädlichen Reize zu beseitigen, reagiert er mit einer Entzündung, einem komplizierten Vorgang unter Beteiligung des Gefäßsystems, des Immunsystems und verschiedener Zellen des geschädigten Gewebes. Das Ziel dabei ist die Heilung, aber wenn eine Entzündung durch Krankheit oder Dauerstress chronisch wird, dann wird sie auch schädlich.
    Eine der Methoden, um Entzündungen im Körper feststellen zu können, ist die Messung des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blutserum, einem Eiweiß, dessen Anteil bei Entzündungen steigt. Dieses Protein half den Forschern dabei, einen der Hauptgründe herauszufinden, warum Statine das Risiko von Herzkrankheiten senken. Die sogenannte JUPITER-Studie (eine Abkürzung für Justification for the Use of Statins in Primary Prevention: An Intervention Trial Evaluating Rosuvastatin, zu Deutsch etwa »Rechtfertigung des Einsatzes von Statinen in der Vorsorge: Eine Interventionsstudie zur Auswertung von Rosuvastatin«) sollte als erste ihrer Art den Effekt einer Statintherapie auf die Verminderung von Herzinfarkten und Schlaganfällen bei Menschen mit normalem LDL-Cholesterinspiegel und erhöhtem CRP-Spiegel feststellen. Die Studie bestätigte, dass ein erhöhter CRP-Spiegel möglicherweise bis zu acht Jahre im Voraus das Risiko eines künftigen Herzinfarkts anzeigt, selbst wenn der Cholesterinspiegel niedrig ist.
    Statine entfalten also ihre Wunderkraft, indem sie Entzündungen bekämpfen – und nicht das Cholesterin an sich. Es sollte also nicht überraschen, dass andere Studien gezeigt haben, dass die Herzinfarktraten sich nicht ändern, wenn ein Medikament zwar den Cholesterinspiegel senkt, nicht aber die Entzündungen im Körper bekämpft. In einem späteren Kapitel werde ich noch ausführlich auf Entzündungen eingehen, weil sie heute in der Medizin ein viel diskutiertes Thema sind. Die Forschung entdeckt immer mehr Zusammenhänge zwischen verschiedenen Arten von Entzündungen und den zerstörerischsten degenerativen Krankheiten wie Herzkrankheiten, Alzheimer, Krebs, Autoimmunerkrankungen, Diabetes und generell einem beschleunigten Alterungsprozess. Praktisch alle chronischen Erkrankungen werden mit chronischen Entzündungen in Zusammenhang gebracht, die, einfach ausgedrückt, ein Ungleichgewicht in Ihrem System verursachen, das in der Folge negative Auswirkungen auf Ihre Gesundheit hat.
    Das alles weist auf einen guten Grundsatz hin: Es ist völlig willkürlich und gewissenlos, sich in einem System eine einzige Variable wie das Cholesterin auszusuchen und zu fragen: »Wird diese eine Variable von dieser Pille verbessert?« und dann zu sagen: »Ja, stimmt, sie wird besser«. Ein sichtbarer Vergleich wäre, zu bemerken, dass sich die Drehzahl des Motors erhöht hat, weil wir ein schmieriges Zeug hineingekippt haben, was aber nicht unbedingt ein positiver Effekt sein muss. Womöglich ist die Drehzahl nur gestiegen, weil der Zusatz den Regulator oder das Sicherheitsventil außer Gefecht gesetzt hat. Gegenwärtig wird in Medikamentenstudien immer nur eine Variable über einen bestimmten Zeitraum gemessen. Die Ärzte entdecken potenziell schädliche Nebenwirkungen erst in retrospektiven Studien, also in einer nachträglichen Bewertung, wenn Patienten ein Medikament langfristig eingenommen haben, oder indem sie mehrere Studien zusammenfassen. Ich muss kaum auf den offensichtlichen Gemeinplatz hinweisen, der sich hier aufdrängt: Im

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