Leben ohne Krankheit: »Einer der besten Mediziner Amerikas lehrt ein radikal neues Denken über unsere Gesundheit.« Al Gore (German Edition)
tritt in zwei Formen auf. Bei Typ 1 ist der Körper unfähig, Insulin zu produzieren, das die Glukose aus dem Blutkreislauf in die Zellen transportiert; bei Typ 2 produziert der Körper des Patienten zwar Insulin, aber die Zellen reagieren vermindert darauf, sodass der Glukosetransport aus dem Blut in die Zelle ineffizienter wird. Beide Diabetes-Formen stellen eine ernsthafte Störung der physiologischen Abläufe dar, die für ein stabiles und gut mit Treibstoff versorgtes System notwendig sind.
Wir wissen also, dass der Körper nach Homöostase verlangt; wenden wir das nun auf die Kontroverse um Vitamin D an. Nehmen wir an, dass der Körper gerne einen stabilen Vitamin-D-Wert einhalten möchte, wie es bei den meisten anderen Variablen auch der Fall ist. Die Quellen, die er zur Verfügung hat, sind Sonnenlicht und Nahrungsmittel. Durch die verschiedenen Hautfarben ist die Fähigkeit des Einzelnen zur Vitamin-D-Bildung über die Haut jeweils unterschiedlich. Das ist in der Evolution so angelegt. Die Bewohner höherer Breiten mit vergleichsweise geringer Sonnenscheindauer haben eine helle Haut, damit sie genügend Sonnenlicht aufnehmen und ausreichend Vitamin D produzieren können; umgekehrt haben die Bewohner äquatornaher Gebiete mit hoher Sonnenscheinintensität und reichlich Gelegenheit zur Vitamin-D-Produktion dunklere, weniger lichtdurchlässige Haut. Je mehr Melanin die Haut enthält, desto dunkler ist sie und desto weniger kann der Körper Sonnenlicht in Vitamin D umsetzen. Melanin ist das Pigment, das der Haut ihre Farbe verleiht. Das erklärt angeblich, warum dunkelhäutige Menschen, zum Beispiel Afroamerikaner, so viel häufiger an Vitamin-D-Mangel leiden als hellhäutige.
Die gegenwärtige Debatte um Vitamin D macht uns auf jeden Fall darauf aufmerksam, dass die Menschen in unserem Zeitalter ihre angestammte Heimat längst verlassen haben und oft an Orten leben, für die die Evolution ihre Hautfarbe nicht gedacht hat. Aber leiden dunkelhäutige Menschen in sonnenärmeren Gebieten wirklich an einem gefährlichen Vitamin-D-Mangel? Auch wenn die heute gebräuchlichen Vitamin-D-Tests das behaupten, woher wissen wir denn, ob die Körper der Betroffenen die Signaleffekte von Vitamin D nicht irgendwo anders im System ausgleichen? Schließlich gibt es, wenn man die sozioökonomischen Faktoren aus den Krebsstatistiken dunkelhäutiger Menschen herausrechnet, keinen Hinweis darauf, dass sie häufiger als andere an Krankheiten oder Knochenbrüchen leiden. Welche weiteren Faktoren kommen also hinzu, wenn wir beispielsweise trotzdem ein erhöhtes Krebsrisiko bei Afroamerikanern sehen, die nördlich der Mason-Dixon-Linie, der traditionellen Grenze zwischen den Nord- und den Südstaaten der USA, leben? Und wie steht es umgekehrt mit hellhäutigen Menschen, die näher am Äquator leben? Sie werden zwar braun und schützen damit die Haut besser vor der Sonne, aber wie steht es mit ihrer höheren Hautkrebsrate?
Die überraschende Wahrheit über die Hautfarbe
Damit wird die Sache sogar noch verwickelter. Die Fähigkeit der Haut, in der Sonne zu bräunen, hat sich in unserer Evolution mehrfach neu entwickelt. Wir mussten nicht nur lernen, in verschiedenen Regionen der Welt zu überleben, sondern auch die jahreszeitlich stark schwankende Sonneneinstrahlung in manchen dieser Regionen auszugleichen. Eine 2010 in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Studie gelangte zu einer überzeugenden Schlussfolgerung über die Bevölkerung in Gebieten mittlerer Breitenlage – wie etwa Chinas oder des Mittelmeerraums. Wenn diese Menschen durchgängig dunkle Haut hätten, die das Sonnenlicht abweist, dann könnten sie im Winter nicht genug Vitamin D bilden. Umgekehrt hätten sie mit durchgängig heller Haut ein anderes Problem: Sie hätten nicht mehr genug Folat, ein lichtempfindliches Vitamin, das für die Zellteilung und -reparatur wichtig ist. Das ist dasselbe Vitamin, das Schwangere vor und während der Schwangerschaft einnehmen sollen, um Geburtsfehlern vorzubeugen. (Synthetisches Folat als Nahrungsergänzung wird als Folsäure bezeichnet.) Die größte Überraschung in den Ergebnissen dieser brandneuen Studie ist vielleicht die These der Forscher, dass sonnenlichtinduzierter Folatmangel – und nicht der Schutz zum Beispiel vor Hautkrebs – die treibende Kraft hinter der Entwicklung dunkler beziehungsweise bräunungsfähiger Haut gewesen sei.
Natürlich fordert das die Frage heraus, warum
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