Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)
Kopfschmerzen auf. Wahrscheinlich hatte das Übergeben an der Landstraße dem Kater, der entstanden wäre, vorgebeugt.
Ich blieb auf der Couch liegen und dachte ruhig über den gestrigen Abend nach. Es war viel geschehen und ich konnte mich nur zu gut daran erinnern, dass Kevin mit irgendeinem seiner Bekannten herumgeknutscht hatte. Das mit anzusehen hatte mir wehgetan. Ich konnte mich ebenso gut an Kevins Geständnis erinnern und daran, dass wir uns lange angesehen und die Luft förmlich geknistert hatte, als seine Hand über meine Wange gestrichen hatte. In jenem Moment hatte ich mir meine Gefühle eingestanden. Vielleicht gab es in meiner Situation auch einige Vorteil, denn ohne Familie und Freunde musste ich niemandem von meiner Vorliebe erzählen und war keinem irgendeine Rechenschaft schuldig. Es klang makaber, war aber realistisch.
Schläfrig erhob ich mich von der Schlafcouch, strich die Decke von mir und trottete ins Badezimmer, um mich für den Tag frisch zu machen. Ich befreite mich von meiner Kleidung, dabei verstreute ich etwas Strandsand über die Fliesen. Dieser musste sich am gestrigen Abend in meiner Kleidung festgesetzt haben. Ich stopfte die dreckigen Sachen in die Waschmaschine und begab mich in die Dusche, um mich mit nach Kokosnuss riechender Seife und warmen Wasser von der salzigen Meerluft frei zu waschen. Ich überlegte, was ich die Woche über mit meinen Tagen anfangen sollte und kam zu dem Entschluss, wieder mit dem Schreiben und dem Spielen von Instrumenten zu beginnen. Nach etwa zehn Minuten drehte ich den Duschhahn zu und stieg aus der Dusche, um mich in ein weißes Handtuch einzuwickeln. Es ging mir gut, weil ich mit Kevins Hilfe endlich geschafft hatte, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Während ich mir saubere Kleidung überzog, überkam mich eine ungeheure Euphorie. Ich wollte selbst einkaufen gehen, im nächsten Semester wieder mit dem Studieren beginnen und um Kevins Aufmerksamkeit kämpfen. Ich wusste, dass er sich mehr für seinen Mitbewohner interessierte und erinnerte mich nur zu gut an die Worte Jans, den ich am gestrigen Abend im betrunkenen Zustand kennen gelernt hatte. Trotzdem machte mir Kevins Verhalten in manchen Situationen Mut. Einerseits versuchte er stets Abstand zu mir zu halten und auf der anderen Seite gab es dann Momente, in denen wir uns tief in die Augen sahen und ich spürte, dass auch sein Blick mehr als nur Freundschaft aussagte. Es mochte Einbildung sein, doch kräftigte sie mich und gab mir Mut.
Ich brachte meine Haare in einen ansehnlichen Zustand und putzte mir die Zähne. Das erste, was ich tat, war meinen Laptop einzuschalten. Ich wollte Kevin etwas schreiben, dass mir über Nacht in den Kopf gestiegen war. Mit einem leisen Surren fuhr der Computer hoch. Ich loggte mich in meinem E-Mail-Postfach ein, gab sofort Kevins Adresse ein und begann ohne weitere Überlegungen mit dem Schreiben.
„Man verändert sich durch andere. Andere Menschen prägen das Leben eines Individuums und machen es somit zu dem Teil eines Ganzen und die Individualität geht verloren, wenn man nicht darum kämpft. Doch behält man sie, gehört man niemals dazu und dann landet man einsam im Nirgendwo.
Hey Kevin! Diese philosophischen Worte sind mir über Nacht eingefallen. Ich schreibe sie dir, weil du mich dann vielleicht etwas besser verstehen kannst und weil ich dir vertraue. Ich wollte mich nochmals für alles bedanken.
Übrigens hat dieser Jan mir gestern eine Menge über dich erzählt. Ich möchte mich in nichts einmischen. Ich denke nur, dass du es nicht nötig hast, immer mit irgendwelchen Typen herumzumachen. Vielleicht hast du keine Chance bei deinem Mitbewohner. Ich fürchte, dass der gar nicht weiß, was ihm entgeht und dementsprechend einfach blind ist. Warte doch darauf, dass der Richtige kommt und verkaufe dich nicht unter deinem Wert. Wie gesagt, ist das alles nur ein Ratschlag und du kannst ja mal in Ruhe darüber nachdenken. Ich hoffe, du meldest dich wieder. Alles Gute, Yannek.“
Ohne die Zeilen ein weiteres Mal zu überfliegen, versendete ich die Nachricht und klappte den Laptop wieder zu. Beim Schreiben der E-Mail war mir eine Idee für den heutigen Tag gekommen.
Ich stand auf und eilte in die Küche, um mir ein Brot zu belegen und etwas Orangensaft einzuschenken. Ich konnte mir selbst nicht erklären, woher die überschüssige Energie stammte, doch spürte ich, dass der Optimismus und die Lebenslust mir gut taten. Ich schlang das Brot
Weitere Kostenlose Bücher