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Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Leben um zu lieben (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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meine wackeligen Beine. Der Schrecken, den Stefan mir eingejagt hatte, hatte mich wieder ernüchtert. Zumindest war es mir möglich, wieder normal denken zu können. Den Schwindel und die Übelkeit versuchte ich gekonnt zu überspielen. Wortlos folgte ich Kevin in Richtung des nahe gelegenen Parkplatzes. Wir verabschiedeten uns nicht von den anderen. Dies schien niemanden großartig zu stören. Als ich mich noch einmal zu der kleinen Gruppe drehte, lächelte Jan mir aufmunternd entgegen. Ich mied einen weiteren Blickkontakt und starrte den gesamten Weg über auf den Boden. Als wir am Wagen ankamen, schloss Kevin die Türen auf und fuhr los, sobald wir saßen. Schnell klemmte ich den Gurt um meinen Oberkörper und warf Kevin einen verärgerten Blick von der Seite zu. Warum er plötzlich so wütend war, konnte ich mir nicht erklären. Wir fuhren eine ganze Weile ohne auch nur ein Wort auszutauschen, bis Kevin mich plötzlich grundlos beschimpfte:
    „Du bist echt das Letzte, weißt du?“, er drückte aufs Gaspedal und bremste im nächsten Moment unsanft ab, um im angegebenen Tempo weiterzufahren.
    Verwirrt hielt ich mich an dem Türgriff fest und krallte meine freie Hand in den Stoff meiner Hose. Ich wusste nicht, was ich falsch gemacht haben sollte. Kevin war es doch, der mich mit zum Strand geschleppt und sich keineswegs um mein Wohlergehen bemüht hatte. Kevin war derjenige, der mit irgendeinem Kerl rumgeknutscht hatte, was in letzter Zeit laut Jans Aussage der Normalität angehörte.
    „Wieso hast du mir das nicht gesagt?“
    Ich starrte aus der Frontscheibe und biss mir bei jeder scharfen Kurve auf die Unterlippe. Kevins Fahrweise machte mir Angst und erinnerte mich an den Unfall meiner Familie. Des Weiteren schien der Grad meiner Übelkeit sich fast zu verdoppeln.
    Ich verstand seine Frage nicht und wunderte mich mehr darüber, dass er nichts von seinen Affären erwähnt hatte.
    „Du machst einen echt so was von fertig, Yannek!“, schrie er und beschleunigte noch unregelmäßiger als zuvor. Ich spürte, dass ich nicht mehr länger an mich halten konnte und deutete Kevin mit wilden Gesten an, demnächst irgendwo am Straßenrand zu halten. Kevin sah ich mich stutzig an und seine Stimme nahm wieder eine angenehmere Lautstärke an: „Musst du kotzen?“
    Ich nickte und versuchte die Übelkeit mit geschlossenen Augen in den Griff zu bekommen.
    Kevin begann langsamer zu fahren. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis das Auto endlich an einer Straßeneinbuchtung zum Halt kam. Sofort befreite ich mich aus dem Gurt, riss die Tür auf und stürmte an die frische Luft. Ich beugte mich über die hohen Gräser und musste mich sofort, begleitet von hustenden Geräuschen, übergeben. Immer, wenn ich dachte, dass es vorbei sein würde, musste ich erneut würgen. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich vom überflüssigen Alkohol befreit hatte. Ein bitterer Geschmack füllte meinen Mund. Ich verzog mein Gesicht und wischte mit der Rückseite meiner Hand über meine Lippen.
    Als Kevin bemerkte, dass ich fertig war, hielt er mir sofort ein paar Taschentücher entgegen. Dankbar nahm ich sie entgegen und zog mir kurz darauf einen Kaugummi aus der hinteren Hosentasche meiner Jeans. Mit dem Taschentuch befreite ich mich von den Tränen, die beim Würgen in meine Augen gestiegen waren. Ich fühlte mich erbärmlich und mied es, Kevin anzusehen.
    „Es tut mir leid“, begann dieser auf einmal. „Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien hab und eben wie ein Bekloppter gefahren bin.“
    An die Stimmungsschwankungen musste man sich bei Kevin anscheinend gewöhnen. Ich erinnerte mich nur zu gut an die Situation, die am frühen Morgen in meiner Wohnung stattgefunden hatte.
    „Ich kann’s einfach nicht ab, wenn man mich anlügt. Du hast immer wieder gemeint, du wärst nicht schwul und dann erwische ich dich mit diesem Obermacho Stefan.“
    Spätestens jetzt hätte ich die Wahrheit sagen können, doch fühlte ich mich Kevin gegenüber keiner Rechenschaft schuldig. Er hatte mich mindestens genauso enttäuscht. Gleichzeitig war ich mir allerdings auch dessen bewusst, dass Kevin mich nicht mutwillig verletzt hatte. Das, was in meinem Inneren vorging, konnte er nicht wissen oder erahnen.
    „Lass uns endlich nach Hause!“, brach Kevin die Stille und kehrte zurück in das schwarze Auto. Ich atmete die kühle Abendluft ein letztes Mal tief ein, bevor ich mich wieder auf dem Beifahrersitz niederließ und darauf wartete, dass Kevin

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