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Leben und Schicksal

Leben und Schicksal

Titel: Leben und Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wassili Grossman
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Theorie und Praxis und davon, welche Bedeutung die Arbeiten der Wissenschaftler für die Rüstungsindustrie hätten.
    Dann wurde der patriotische Elan gelobt, der das Kollektiv der Wissenschaftler ergriffen habe; sie seien bestrebt, der Fürsorge und dem Vertrauen der Partei und des Genossen Stalin persönlich gerecht zu werden und die Hoffnungen zu erfüllen, die das Volk der Avantgarde der sowjetischen Intelligenz, den Wissenschaftlern, entgegenbringe.
    Der letzte Teil des Artikels war der bedenklichen Tatsache gewidmet, dass es im gesunden und geschlossenen Kollektiv einzelne Personen gebe, die keine Verantwortung dem Volk und der Partei gegenüber verspürten – Personen, die sich von der sowjetischen Familie entfernt hätten. Diese Menschen, die sich gegen das Kollektiv stellten, schätzten ihre privaten Interessen höher als die Aufgaben, mit denen die Partei die Gelehrten betraue, und neigten dazu, ihre tatsächlichen und vermeintlichen Verdienste zu übertreiben. Manche von ihnen seien, gewollt oder ungewollt, zu Trägern fremder, unsowjetischer Ansichten und Stimmungen geworden und predigten die Ideen politischer Feinde. Diese Menschen verlangten eine objektivistische Einstellung zu den idealistischen, vom Geiste der Reaktion und des Obskurantismus durchdrungenen Ideen ausländischer Gelehrter und brüsteten sich mit ihren Kontakten zu ihnen, womit sie das Nationalgefühl der russischen Wissenschaftler beleidigten und die Errungenschaften der sowjetischen Wissenschaft schmälerten.
    Manchmal gäben sie sich als Verfechter der angeblich unterdrückten Gerechtigkeit und versuchten sich bei leichtgläubigen und kurzsichtigen Menschen billige Popularität zu verschaffen. In Wirklichkeit aber säten sie nur Zwist und Zwietracht, verbreiteten Zweifel an der Kraft der russischen Wissenschaft, ihrer ruhmreichen Vergangenheit, ihren großen Namen.
    Der Artikel rief dazu auf, alles abzuhacken, was verrottet, fremd und feindselig sei und die Lösung der Aufgaben behindere, die Partei und Volk den Gelehrten in der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges stellten. Der letzte Satz lautete: »Vorwärts zu neuen Triumphen der Wissenschaft, auf dem ruhmreichen Wege, der von den Scheinwerfern der marxistischen Philosophie erleuchtet wird, auf dem Wege, den uns die große Partei von Lenin und Stalin weist.«
    Und obwohl in dem Artikel keine Namen genannt wurden, wussten im Labor alle, dass es um Strum ging.
    Sawostjanow erzählte Strum von dem Artikel. Strum ging nicht hin, um ihn zu lesen, denn er stand gerade neben den Mitarbeitern, die die Montage der neuen Anlage zu Ende brachten.
    Strum legte Nosdrin seine Hand auf die Schulter und sagte: »Was immer geschehen mag – dieses Monstrum wird seine Aufgabe erfüllen!«
    Nosdrin begann plötzlich zu fluchen, und Viktor Pawlowitsch verstand nicht gleich, gegen wen seine Flüche gerichtet waren. Kurz vor Feierabend kam Sokolow auf Strum zu.
    »Ich bewundere Sie, Viktor Pawlowitsch. Sie haben den ganzen Tag gearbeitet, als sei nichts passiert. Erstaunlich, Ihre somatische Energie.«
    »Wenn ein Mensch von Natur aus blond ist, wird er nicht brünett, weil man in der Wandzeitung über ihn hergezogen ist«, sagte Strum.
    Der Ärger über Sokolow war zur Gewohnheit geworden, und da Strum sich an dieses Gefühl gewöhnt hatte, schien er es fast vergessen zu haben. Er warf Sokolow nicht mehr vor, unaufrichtig und überängstlich zu sein. Manchmal sagte er zu sich selbst: »Vieles an ihm ist gut, schließlich hat jeder seine schlechten Seiten.«
    »Kein Artikel ist wie der andere«, sagte Sokolow. »Anna Stepanowna las ihn, und es wurde ihr übel – das Herz. Der Arzt hat sie nach Hause geschickt.«
    Strum dachte: »Was kann schon Schreckliches drinstehen?« Er fragte Sokolow jedoch nicht, und niemand sprach mit ihm über den Inhalt. So hört man wahrscheinlich auf, mit unheilbar Krebskranken über ihr Leiden zu sprechen.
    Am Abend verließ Strum als Letzter das Labor … Der alte Wächter Alexej Michailowitsch, den man zum Garderobier gemacht hatte, reichte ihm den Mantel und sagte: »So ist es, Viktor Pawlowitsch, guten Menschen gibt man auf dieser Welt keine Ruhe.«
    Strum zog sich den Mantel an, stieg wieder die Treppe hinauf und blieb vor der Wandzeitung stehen.
    Nachdem er den Artikel gelesen hatte, schaute er sich verwirrt um. Einen Augenblick lang war ihm, als ob man ihn gleich verhaften würde, doch in der leeren Eingangshalle blieb alles still.
    Geradezu physisch empfand

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