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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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Vierzigjährige, die regelmäßig Botox spritzte, Collagenfüllungen bekam und sich gelegentlich und im genau richtigen Moment diskret das Gesicht liften ließ. Eine Frau, die glaubte, »Arbeit« wäre etwas, was man beim Schönheitschirurgen macht.
    Sie trug Weiß: eine hauchdünne, weiße Hose mit Schlitzen an den Knöcheln, ein weißes Leinentop mit weißen, an ein Origami erinnernden Schulterriemchen, einem weit ausgeschnittenem Dekolletee und abgenähten Körbchen, die unwillkürlich den Blick auf ihre kleinen, aber festen Brüste lenkten. Sie war barfuß, ihre Fußnägel waren korallenrot lackiert.
    »Ich fand es absolut verrückt, dass Marshall keine Leibwächterengagiert hat. Ein Mann, der so reich ist wie Marshall Marcus? Und so prominent? Wir hocken hier draußen wie Enten auf dem Teich. Und vor allem nach dem, was damals mit Alexa passiert ist.«
    »Sie waren einkaufen, Belinda. Im Kino, was auch immer. Das hätte auch passieren können, wenn wir ein bis an die Zähne bewaffnetes Bataillon um das Haus postiert hätten. Sie waren im Einkaufszentrum von Chestnut Hill, um Himmels willen!«
    »Du hast mich Mr. Heller noch nicht vorgestellt«, erklärte Belinda. Sie trat auf mich zu und reichte mir ihre Hand. Sie war knochig und kühl. Ihre Fingernägel waren ebenfalls korallenrot lackiert. Sie besaß die hohle Schönheit der klassischen Vorzeigegattin; sie war ein echtes Sahneschnittchen und redete mit dem süßlichen Georgia-Akzent, der an Mint-Juleps oder gezuckerten Eistee erinnerte.
    Ich stand auf. »Nick«, stellte ich mich vor. Alles, was ich über sie wusste, hatte ich von meiner Mutter gehört. Belinda Jackson-Marcus war Flugbegleiterin bei Delta Airlines gewesen und hatte Marcus in der Bar des Ritz-Carlton Buckhead in Atlanta kennengelernt.
    »Entschuldige meine schlechten Manieren«, sagte Marcus, blieb jedoch auf seinem Stuhl sitzen. »Nick, Belinda. Belinda, Nick«, setzte er überflüssigerweise hinzu. »Ist dieses Mädchen nicht ein hinreißendes Geschöpf?« Er lächelte strahlend und fröhlich. Seine Zähne hatte er offenbar ebenfalls erneuert. Neue Zähne und neue Haare; Marcus war nie eitel gewesen; also vermutete ich, dass er diese Renovierungen hatte machen lassen, weil es ihn verunsicherte, eine Ehefrau zu haben, die so viel jünger war als er und so wunderschön. Vielleicht hatte sie ihn auch dazu überredet, sich etwas aufzupeppen.
    Belinda legte den Kopf schief und verdrehte die Augen;eine schüchterne, fast unterwürfige Geste. »Hast du Mr. Heller schon etwas zu essen angeboten?«
    »Ich möchte nichts, danke«, erwiderte ich.
    »Also wirklich, was ist nur mit dir los, Sugar?«, fuhr Belinda fort.
    »Ja, was bin ich nur für ein lausiger Gastgeber«, antwortete Marcus. »Siehst du? Was sollte ich ohne Belinda nur anfangen? Ich bin ein Tier. Eine unzivilisierte Bestie. Wie wäre es mit einem Sandwich, Nickeleh?«
    »Ich möchte nichts, danke.«
    »Soll ich einen Kaffee machen?«, schlug Belinda vor.
    »Gerne.«
    Sie glitt zu der Kochinsel mit der langen Arbeitsplatte aus schwarzem Speckstein hinüber und schaltete einen Wasserkocher an. Ihre enge weiße Hose betonte die Kurven ihres festen Hinterns. Ganz offensichtlich verbrachte sie den größten Teil ihrer Zeit mit Gymnastik, wahrscheinlich mit einem Trainer, der vor allem die Gesäßmuskeln im Auge behielt. »Ich bin nicht sonderlich talentiert, was Kaffeekochen angeht«, erklärte sie. »Aber wir haben Instant-Kaffee. Er schmeckt sogar ziemlich gut.« Sie hielt ein kleines, versiegeltes Päckchen hoch.
    »Schon okay, ich habe meine Meinung geändert«, erwiderte ich rasch. »Ich hatte heute Morgen ohnehin schon zu viel Kaffee.«
    Belinda drehte sich abrupt herum. »Nick«, sagte sie. »Sie müssen Alexa finden.« Sie kam langsam auf mich zu. »Bitte.«
    Mir fiel auf, dass sie frisch geschminkt war. Jedenfalls sah sie nicht so aus, als hätte sie die ganze Nacht wach gelegen. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann wirkte sie so frisch, als wäre sie eben erst aus einem langen, erholsamen Schlaf erwacht. Ihr pinkfarbener Lipgloss war perfekt aufgetragen. Ich wusste einiges über Frauen und ihr Make-up, und mirwar klar, dass man nicht so aussah wie Belinda, wenn man gerade aus dem Bett gefallen war.
    »Hat Alexa Ihnen gesagt, mit wem sie sich treffen wollte?«, erkundigte ich mich.
    »Ich habe nicht … Man kann nicht gerade behaupten, dass sie mir alles erzählt. Schließlich bin ich die böse Stiefmutter …«
    »Sie liebt dich«, behauptete

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