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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Finder Joseph
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hingehören.
    Dann setzte er sich in einen schwarzen, ledernen Armlehnstuhl und tippte auf ein paar Tasten. Seine Hände zitterten. Belinda stand hinter ihm. Dorothy und ich hatten uns rechts und links neben ihn gestellt und sahen zu, wie er eine E-Mail öffnete.
    »Als das hereinkam, sagte ich ihm, er solle Sie sofort anrufen«, sagte Belinda. »Außerdem habe ich ihm gesagt, er soll absolut nichts unternehmen, bis Sie alle hier wären.«
    »Das ist mein persönlicher E-Mail Account«, erklärte Marcus leise. »Die Adresse kennen nicht viele Leute. Und das ist das Merkwürdige … Wie sind sie daran gekommen?«
    Dorothy trug eine Lesebrille mit rotem Rand an einer bunten Perlenkette. Ihr fiel noch etwas auf.
    »Sie haben einen
Nym
benutzt«, sagte sie.
    »Einen was?«, erkundigte ich mich.
    »Einen Anonymizer. Eine anonyme Wegwerf-E-Mail-Adresse. Man kann sie nicht aufspüren.«
    Unter Betreff war notiert: »Ihre Tochter.« Die Nachricht war ziemlich kurz.
     
    MR MARCUS: WENN SIE IHRE TOCHTER WIEDERSEHEN WOLLEN, KLICKEN SIE HIER:
    www.camfriendz.com
    KLICKEN SIE AUF: PRIVATE CHAT-RÄUME
    TRAGEN SIE IN DAS SUCHFELD EIN : ALEXA M.
    USER NAME: MARCUS
    PASSWORT: LebenOderSterben?
    NOTIZ: GROSS- UND KLEINSCHREIBUNG BEACHTEN. LOGGEN SIE SICH NUR VON IHREM HEIM ODER IHREM BÜRO AUS EIN. VON KEINEM ANDEREN ORT. WIR ÜBERPRÜFEN JEDEN, DER SICH EINLOGGT. SOLLTEN WIR IRGENDEINE ANDERE IP-ADRESSE FESTSTELLEN, EINSCHLIESSLICH IRGENDWELCHER BEHÖRDEN, LOKALER ODER NATIONALER ART, WERDEN SÄMTLICHE KOM-MUNIKATIONSKANÄLE GETRENNT, UND IHRE TOCHTER WIRD STERBEN.
     
    Marcus drehte sich zu uns herum und sah uns an. Unter seinen Augen lagen tiefe Ringe. »Belinda hat nicht zugelassen, dass ich den Link anklicke.« Er klang erschöpft und resigniert.
    »Was ist dieses CamFriendz-Punkt-com?«, wollte Belinda wissen.
    »Das ist eine Website mit Livevideos«, erwiderte Dorothy. »Ein soziales Netzwerk, hauptsächlich für Teenager.«
    »Was soll ich tun?«, fragte Marcus.
    »Fass die Tastatur nicht an«, sagte Belinda.
    »Eine Sekunde«, sagte Dorothy. Sie holte ihr Notebook heraus und verband es mit einem Ethernet-Kabel mit der Rückseite seines Computers. »Okay.«
    »Sekunde mal, was machen Sie da?«, meinte Belinda.
    »Zweierlei«, erwiderte Dorothy. »Ich benutze eine Screen-Capture-Software, damit wir alles aufzeichnen können, was man Ihnen sendet. Und außerdem eine Packet-Schnüffel-Software, so dass ich auch von meinem Computer aus jede Netzwerkaktivität registrieren kann.«
    »Sind Sie verrückt geworden?«, schrie Belinda. »Die Leute sagen, wenn jemand anders versucht, das zu sehen, wollen Sie jede Kommunikation abschneiden. Wollen Sie das Mädchen etwa umbringen?«
    »Nein«, antwortete Dorothy geduldig. »Ich mache letztlich nur einen Klon von diesem Computer, das ist alles. Ich logge mich nicht ein. Niemand kann das aufspüren.«
    »Sie können genauso gut auf Marshalls Computer sehen«, erwiderte Belinda. »Ich werde nicht zulassen, dass sie Alexas Sicherheit in irgendeiner Weise gefährden.«
    »Sie haben keine Möglichkeit, herauszufinden, was ich mache«, sagte Dorothy. Ich spürte, dass ihre Geduld allmählich zur Neige ging. »Außerdem müssen wir dafür sorgen, dass sie nicht versuchen, diesen Computer mit einem bösartigen Trojaner zu infizieren.«
    »Warum sollten sie das tun?«, fragte Marshall.
    »Um Ihren Computer zu kontrollieren«, erklärte Dorothy. »Darf ich?« Sie hielt ihre Hände über seine Tastatur. Er nickte und rollte mit dem Stuhl zurück, um ihr Platz zu machen.
    »Fassen Sie das nicht an!«, sagte Belinda beunruhigt.
    »Kann ich einen Augenblick mit Ihnen reden?«, sagte ich zu ihr. Ich führte sie hinaus in den Flur. Dort fuhr ich leise fort: »Ich mache mir Sorgen um Ihren Ehemann.«
    »Wirklich?«
    »Er wäre längst in Panik geraten, wenn Sie nicht gewesen wären. Sie sind sein Fels in der Brandung. Sie haben genau richtig gehandelt, als Sie ihm gesagt haben, er soll mich anrufen und diesen Link nicht anklicken.«
    Das schien sie zu freuen.
    »Und ich hasse es, Sie in einem solchen Moment weiter belasten zu müssen«, sagte ich. »Aber Sie müssen in ein anderes Zimmer gehen und eine Beweissammlung für mich durchführen.«
    »Eine … Beweis …?«
    »Entschuldigung. Das ist der Fachbegriff für eine ausführliche Beschreibung von allen möglichen Beweisen, die helfen könnten, Alexas Aufenthaltsort ausfindig zu machen«, erklärte ich. Ich hatte diesen Begriff gerade eben erfunden,

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