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Lebensbilder I (German Edition)

Lebensbilder I (German Edition)

Titel: Lebensbilder I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Orgium unwillkommen. ›Es lebe die Torheit!‹ rief er. ›Signori e belle donne, Sie erlauben mir, später Revanche zu nehmen, und ich begnüge mich, Ihnen jetzt meinen Dank abzustatten für die Gastfreiheit, mit der Sie den Unbekannten empfangen.‹– Man bewillkommnete ihn mit möglichster Freundlichkeit, denn alle kannten ihn nur vom Ansehen; er aber drängte sich zur Bergere, auf welcher Zambinella in reizender Stellung lag. – Wie schlug ihm sein Herz, als er ihren zarten Fuß in den spitzen Pantöffelchen mit hohen Absätzen gewahrte, wie sie zur Zelt Ludwigs XV. Mode waren.
    Zambinella hatte ihr Kostüm mit einem Halbnegligé vertauscht, sie war á la Dubarry frisiert, und der Puder kleidete sie allerliebst. Sie lächelte den Maler zärtlich an, der sich zu ihr setzte und von Musik zu reden begann, um ihr ausgezeichnetes Talent und ihren Gesang zu loben. Seine Stimme bebte vor Furcht und Hoffnung.
    ›Aber was fürchten Sie?‹ fragte Vitagliani, der berühmteste Sänger der Truppe. ›Sie finden unter uns keinen Nebenbuhler!‹ Spöttisch lächelte er, und dasselbe Lächeln war auf allen Lippen.
    Darüber fühlte der Mater sich tödlich verletzt. ›Ihre Gunst wird käuflich sein!‹ dachte er, ›und sie verlachen mich, weil ich so ängstlich darum werbe.‹
    Indes waren die Speisen aufgetragen, und man ging zu Tische. Der Maler setzte sich neben Zambinella. – Im Gespräch verriet sie Geist und Feinheit, in manchen Stücken aber auch auffallende Unwissenheit. Bigotterie und Aberglauben. Vitagliani öffnete die erste Champagnerflasche, sie erbebte über den Knall und hätte fast aufgeschrien; den Liebenden entzückte diese ausnehmende Zartheit und Empfindlichkeit. Sie aß wenig, trank noch weniger und war überhaupt äußerst zurückhaltend. – ›Entweder sie spielt hier auch noch Komödie,‹ dachte der Maler, ›oder ich begreife das vorige Lächeln nicht.‹ Er war ganz Aufmerksamkeit für sie, glücklich, neben ihr zu sitzen, sie zu bedienen und hin und wieder ihren Arm, ihren Leib zu berühren. Auf seine übrigen Tischgenossen merkte er kaum, merkte nicht, wie der Wein seine Wirkungen äußerte, wie Vitagliani ihm ein Glas nach dem andern einschenkte, und wie jeder Tropfen Öl ward in seiner Flamme.
    Man fing an zu singen: Kalabresische Volksgesänge, spanische Seguidillen, neapolitanische Kanzonetten, und aus den Augen der Musik, den Herzen der Stimmen ergoß sich Trunkenheit, Liebe und Freude. Die Scherze und verliebten Blicke schnellten sich wie Federbälle herüber und hinüber, Gelächter, Flüche und Anrufungen aller Heiligen durchkreuzten sich von allen Seiten. – Zambinella indes saß still und gedankenvoll, vergebens bot ihr Nachbar seine glänzende Unterhaltungsgabe auf, sie kritzelte still mit ihrer Gabel auf dem Teller. ›Will sie etwa heiraten?‹ dachte der Maler, ›meinethalben!‹ Er trug ihr Herz und Hand an, aber vergebens, er konnte nicht einmal sie aufheitern. Da ersah er einen Augenblick allgemeiner Verwirrung: vom Widerstand entflammt, faßte er die Geliebte und trug die Federleichte in das anstoßende Kabinett.
    Die Italienerin war mit einem Dolche bewaffnet. ›Wenn Sie mich nicht lassen, zwingen Sie mich, Ihnen diese Waffe ins Herz zu stoßen!‹
    ›Zambinella!‹ flehte der Maler, sie aber bot ihre ganze Kraft auf, ihm zu entkommen, eilte in den Saal zurück, wo man sie mit einem kreischenden Gelächter empfing. – Sie sank vom ungewohnten Aufwand aller Kräfte bleich und erschöpft in die Bergére. ›Er wird mich töten!‹ hörte der Maler sie Vitagliani ins Ohr flüstern. Er setzte sich zu ihr, beruhigte sie, entschuldigte sich mit seiner überaus heftigen Liebe und beteuerte seine tugendhaften Absichten.
    Der Morgen brach an, und eine Dame schlug eine Spazierfahrt vor. Vitagliani ging, um Wagen zu mieten. Unser Maler hatte das Glück, Zambinella allein in einem Phaethon zu fahren. Als man die Stadt verlassen, erwachte neue Fröhlichkeit, Männern und Weibern schien diese Lebensart gewohnt, bis auf Zambinella, welche niedergeschlagen dasaß.
    ›Was fehlt Ihnen?‹ fragte der zärtlich Besorgte.
    ›Ich bin zu schwach, solche Ausschweifungen zu ertragen.‹
    ›Wie Sie zart sind!‹ erwiderte er liebevoll, ihre seinen Züge betrachtend.
    ›Auch meine Stimme muß ich schonend!‹
    ›Hier sind wir allein!‹ nahm er wieder das Wort, ›und Sie haben von meiner Heftigkeit nichts mehr zu fürchten, gestehen Sie darum, daß Sie mich lieben.‹
    ›Wozu? Sie werden

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