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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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auf der Wasserseite den
Schiffsrumpf bedecken.
Schnell waren die spärlichen Überreste der Blumenerde verstaut und Tony beeilte
sich unter der Dusche. Maike kochte ihren Kaffee auf die altmodische Art, mit
einer Porzellankanne und einem Kaffeefilter. Er schmeckte hervorragend, nur
durfte man ihn nicht kalt werden lassen.
    Bevor Tony sich
auf den Weg machte, warf sie einen missmutigen Blick in den Spiegel neben der
Garderobe. Ihr Gesicht glänzte, aber die fettige Creme beruhigte ihre
verbrannte Haut. Auf keinen Fall wollte sie in Zukunft komplett auf Sonne
verzichten. Gleich morgen früh würde sie eine große Flasche Sunblocker
besorgen.
Sie wollte grade nach Schlüsseln und Handy greifen, als das Gerät auf der
Glasablage der Garderobe hektisch zu vibrieren begann. Die Anzahl der Leute,
die sie anriefen, hielt sich in Grenzen. Von ihren Freundinnen aus Klarenberg
hatte sie, nach einem kurzen Besuch im April, nicht mehr viel gehört. In
Wahrheit wusste sie kaum, worüber sie mit den Frauen sprechen sollte. Sie lebte
jetzt in einer völlig anderen Welt. Einer Welt, über die sie gegenüber
Außenstehenden Stillschweigen bewahren musste.
Die unterdrückte Rufnummer überraschte sie nicht. Bluttrinker, und insbesondere
Jäger, legten großen Wert auf ihre Privatsphäre. Sie blieb mit der Hand auf dem
Türknauf stehen. Bestimmt rief Maike an, weil ihr etwas dazwischengekommen war.
„Hallo!“
„Kleines, ich bin ´s.“
„Lukas, was gibt´s?“ Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme resigniert klang.
Obwohl Lukas offiziell die Tagwache im Hauptquartier übernommen hatte,
arbeitete er oft über Nacht. Die niederländischen Jäger waren chronisch
unterbesetzt. Tony vermutete sofort, dass er heute nicht nach Hause kommen
würde.
„Kannst du um elf ausgehfertig sein?“
„Was?“ Tony war von ihrer Schlussfolgerung so überzeugt gewesen, dass sie einen
Augenblick brauchte, um die unerwartete Frage zu verstehen.
„Arne hat uns eingeladen. Samantha macht italienische Antipasti, oder so.“
„Dein Chef hat uns zu sich nach Hause eingeladen?“
„Sag ich doch.“
„Ich hab nichts anzuziehen!“
Tony hörte Lukas lachen.
„Du bist zu oft mit meiner Mutter zusammen gewesen. Du musst dich nicht in
Schale werfen. Du kennst die beiden doch. Wir werden auf der Terrasse sitzen
und du und Samantha futtert irgendwelche eingelegten Oliven. Das ist alles.
Arne ist ziemlich bodenständig und er hat auch nicht sonderlich viel Geld. Also
keine Aufregung.“
     
    Samantha und Tony
machten es sich auf der mit Backsteinen gepflasterten Terrasse in üppig gepolsterten
Korbmöbeln bequem. Tony trug Jeans und T-Shirt. Arnes Gefährtin, eine
milchkaffeebraune, zierliche Schönheit, mit einer eindrucksvollen Haarmähne,
war in ein knöchellanges, mit Mohnblumen bedrucktes Kleid gehüllt. Sie
verteilte grade die letzten Reste aus einer Rotweinflasche auf ihrer beider
Gläser. Vor ihnen auf dem Tisch stand eine reiche Auswahl an mariniertem Gemüse
und diversen Käsesorten. Tony stieg der schwere Wein bereits zu Kopf. Die
Stimmung eines der ersten lauen Sommerabende war fast so samtig wie der Brunello.
Sie ließ sich nur zu gern davon einfangen.
    „Ich fühle mich
einfach nicht wohl dabei.“ Der Alkohol lockerte Tonys Zunge. „Obwohl Lukas mir
ständig sagt, ich soll es langsam angehen. Eigentlich wollte ich mein Studium
gleich wieder aufnehmen. Aber ich weiß jetzt, dass dieser Medienkram nicht das
Richtige für mich ist. Neulich habe ich sogar meine Mutter angelogen, als sie
angerufen und nach meinem Studium gefragt hat.“
Samantha tat das mit einem Schulterzucken ab. „Wenn du genau weißt, es wird
dich nicht weiterbringen, warum solltest du mit ihr darüber reden?“
Tony seufzte gequält. Samantha nahm einen Schluck Rotwein.
„Für uns ältere Gefährtinnen ist es genau umgekehrt, weißt du? Wenn früher eine
Frau erst einmal verheiratet war, wurde von ihr erwartet, dass sie ihren Mann
versorgte, Kinder bekam und den Mund hielt. Jedenfalls solange der Ehemann
genug Geld hatte. Wenn nicht, mussten wir Frauen schon immer arbeiten. Aber
niemand hat unsere Arbeit geschätzt. Es ist spannend, was sich in den letzten
Jahren alles verändert hat. Plötzlich wird von uns erwartet, uns - zumindest
ein Stück weit - über einen Beruf zu definieren.“ Die Gefährtin warf sich eine
Olive in den Mund und zwinkerte spöttisch. „Natürlich dürfen auch moderne
Frauen nicht erfolgreicher werden als ihre Ehemänner.“
Tony fiel ein

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