Lebenselixier
Schluss.“ Lukas warf Danilo den Ball zu, bevor er sich an den Tisch
setzte. „Ich schätze, es steht unentschieden.“
„Nein.“ Danilo folgte ihm zur Terrasse. „Du hast gewonnen.“
„Möchtest Du auch etwas essen?“ Samantha bemerkte Danilos suchend über die
Schüsseln gleitenden Blick.
„Nein.“ Er ließ sich zwischen seiner Mutter und Lukas nieder. „Dieses
italienische Zeug kotzt sich so schlecht.“
„Danny, also wirklich. Wir haben Gäste.
Tony konnte ihr Grinsen nicht unterdrücken. Er mochte älter aussehen, als er
war, aber sein Verhalten entsprach durchaus einem renitenten Vierzehnjährigen.
„Wenn es doch so ist.“ Er erwiderte Tonys Lächeln, während er fortfuhr:
„Neuerdings spucke ich alles wieder aus, was ich esse.“
„Musst du denn dann überhaupt noch essen?“
Danilo zuckte mit den Schultern. „Ich würd´s ja lassen, aber ich hab ständig
Hunger.“
„Das kommt nur daher, dass du zu selten trinkst“, stellte Arne fest. Danilo
verdrehte genervt die Augen.
„In der Schule
macht das Jagen sicher mehr Spaß“, meinte Lukas. „Wir sind damals zu dritt oder
viert losgezogen. Am Anfang ist es nervig, was man alles beachten muss. Dabei
kann man sich kaum aufs Trinken konzentrieren.“
Er schien den richtigen Ton zu treffen. Danilo brachte für das Thema sofort
größere Begeisterung auf. „Ich bin immer mit zwei Kumpels unterwegs. Wir
wechseln uns ab. Einer trinkt, zwei kontrollieren die Umgebung. Das klappt
ziemlich gut.“
„Ich habe angeboten, ihn zu begleiten.“ Arne grinste, als sein Sohn das Gesicht
verzog. „Aber du kannst dir vorstellen, welche Antwort ich bekommen habe.“
„Was hältst du davon“, Lukas machte seinen Vorschlag, als wäre ihm der Gedanke
tatsächlich in diesem Moment gekommen, „wenn ich dich ab und zu begleite. Nur
um ein wenig die Umgebung im Auge zu behalten.“
Danilo lachte spöttisch. „Kannst du auch Spesen abrechnen, wenn du den Sohn vom
Chef zum Essen ausführst?“
Lukas grinste. Er schien sich nicht ertappt zu fühlen, wie das offenbar bei
Danilos Vater der Fall war. „Das kommt vielleicht drauf an, wo du speisen
möchtest.“
„Also, die Jungs aus den älteren Jahrgängen erzählen von einem Underground-Klub
…“
Arne hob die Hand. „Nur um das klarzustellen: Er soll lernen, sich
selbstständig zu ernähren und nicht, sich in Schwierigkeiten zu bringen.“
Lukas nickte. „Damit fällt Underground flach.“
Danilo dachte einen Moment nach. „Wo bist du denn so hingegangen?“ Sein Blick
streifte Tony. „Ich meine früher, bevor du an der Kette warst?“
Tony blickte irritiert auf. Samantha kämpfte gegen ihr Kichern und um einen
autoritären Gesichtsausdruck. „Wo hast du denn solche Sprüche her?“
Ihr Sohn ignorierte sie. Er wartete auf Lukas Antwort.
„In Klarenberg ist nachts nicht viel los. Typisch Kleinstadt. Ich bin oft ins
Kino gegangen.“
Danilo wirkte interessiert, doch Arne hatte Bedenken. „Einen Glanz über so
viele Menschen zu werfen ist eine fortgeschrittene Technik der Jäger. Ich
vermute mal, dass Lukas da schon ein wenig älter war.“
„Es ist nicht so dramatisch, wie es sich anhört. Als ich damit anfing, hab ich
mich einfach auf einen leeren Platz gesetzt. Damit war zwar die Auswahl
eingeschränkt, aber ich musste nur meinen Wirt beeinflussen und vielleicht noch
vier oder fünf Leute neben und hinter mir ausblenden. Das ging ziemlich gut.“
Arne wirkte nicht ganz zufrieden, lenkte aber ein.
„Na, von mir aus. Geht ins Kino. Mir wäre wohler, wenn du das erst mal mit
Lukas zusammen ausprobierst, okay? – Ich mein´s ernst, es bringt nichts, wenn
du dich übernimmst.“
„Schon gut“, brummte Danilo. „Wie wär´s mit Morgen? Da läuft im Tuschinski in der Spätvorstellung dieser neue Vampirfilm.“
Tony hätte sich beinahe an einem Artischockenboden verschluckt. „Du willst
ernsthaft in einen Vampirfilm?“
„Klar, warum nicht?“
„Ich dachte, ihr Jungs kriegt alle zu viel, wenn ihr so was seht.“
„Ich finde das witzig. Ist ja nicht so, als würden die Sterblichen wegen
solcher Filme an uns glauben. Außerdem ist sowieso immer alles falsch
dargestellt. Allerdings ...“ Er grinste sie verschwörerisch an. „Arne hat
damals ganz schön die Krise gekriegt, als er mitbekam, dass Sam sich Buffy
anguckt. Von wegen Vampire killen und so. Jedenfalls bis Angel rauskam. Dann
hat Sam sich die Serie reingezogen.“
„Jetzt hör schon auf!“ Samantha boxte ihren Sohn gegen die Schulter,
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