Lebenselixier
Wirt zu sprechen. Mit knapp dreizehn Jahren hatte
es Lukas fasziniert zu hören, dass sein fast erwachsener, talentierter Freund
von genau entgegengesetzten Problemen verfolgt wurde wie er selbst. Und grade
angesichts dieser Gegensätze hatte er sich mit ihm verbunden gefühlt. Dann
verließ Rhen die Schule.
Das war der Grund, warum er Lukas als Vollstrecker gewollt hatte. So musste
Arne nicht erfahren, welchen Vorlieben Rhen sich hingab. Ganz zu Schweigen von
den Ereignissen, die zu seinem Verweis und seiner Bestrafung geführt hatten.
Rhens
rabenschwarzes Haar klebte durchnässt an seiner Stirn. Er stieß bei jedem
Schlag, der von Schmerzensschreien begleitet wurde, ein tiefes Stöhnen aus. Das
Leder der Hose spannte über seiner Erektion.
Noch ein Hieb!
Lukas unterdrückte ein erleichtertes Seufzen, als Rhen die Peitsche von sich
warf.
„Bindet sie los“,
befahl Rhen.
Zwei Warlocks eilten herbei, um seine Anweisung zu befolgen.
„Fesselt sie dort!“
Eines von Rhens eigenwilligen Möbelstücken leerte sich zügig.
Die beiden
Bluttrinker fesselten die Sterbliche auf dem Liegesofa kniend, wie die Ringe
und Ösen, die seitlich an dem Möbel angebracht waren, es vorgaben.
Rhen stieg hinter seinem Opfer auf die Polster. Ungeduldig riss er seine Hose
auf und brachte sich hinter ihr in Stellung. Mit wenigen Stößen war er
vollständig in sie eingedrungen. Er genoss erneut die Mischung aus Lust und
Schmerz, die er ihr bereitete, als er heftig gegen ihren geschundenen Hintern
rammelte und seine Zähne in ihren Hals grub. Beinahe zärtlich strichen seine
Finger über die malträtierten Pobacken und die Striemen auf ihrem Rücken.
Die Frau kam vor Rhen, und sie kam ein zweites Mal, als er sich unter tiefem,
hingerissenem Stöhnen in ihr verströmte.
„Bedauerst du es
nicht manchmal?“, wollte Rhen wissen.
Die Tür zu seinem privaten Badezimmer stand offen. Lukas saß in einem der
Sessel vor dem leeren Kamin und hörte das Wasser der Dusche rauschen. Alle
anderen hatten den Raum verlassen, als zwei von Rhens Leuten seine Gespielin
hinaustrugen. Durch die massive Stahltür zum Klub gedämpft hereindringende
Musik kündete davon, dass die Party draußen weiterging.
Rhen tauchte in der Badezimmertür auf, Wassertropfen auf dem Fußboden
verteilend, während er sich mit einem anthrazitfarbenen Handtuch die Haare
rubbelte. Er trug noch immer die schwarze Hose, hatte sich nur Wasser über den
Oberkörper laufen lassen.
„Nicht eine Sekunde“, antwortete Lukas.
„Ich gebe zu, jemanden mit deiner Disziplin könnte ich brauchen. Das hat dich
nicht mal angemacht, eben.“
Lukas lachte. „Mit Disziplin hat das gar nichts zu tun, und das weißt du auch.“
„Wie fühlt es sich an, an der Kette zu sein?“
„Ruhig. Entspannt. Ich empfinde es als große Erleichterung, nicht mehr jagen zu
müssen. Du würdest dich zu Tode langweilen.“
Lag für einen kurzen Augenblick ein bitterer Zug um Rhens Mund? Nein, Lukas
musste sich getäuscht haben. Der Warlock erwiderte sein Grinsen.
„Ich muss mich bedanken, für deine Diskretion.“
Lukas schüttelte den Kopf. „Es ist offensichtlich, dass diese Sterbliche
freiwillig hier ist, genauso wie die anderen Wirte da draußen. Sie alle haben
Hypnoseblocks, die verhindern, dass sie unsere Identität preisgeben, das habe
ich überprüft. Wo kein Vergehen ist, ist auch kein Jäger.“
„Du weißt, was ich meine.“
„So wie du weißt, dass du mit dem Feuer spielst. Aber genau so willst du es
haben, nicht wahr? Du hast mich zu dieser Show eingeladen, um mir vorzuführen,
dass der Schmerz deiner Blutquellen dich nicht zum Töten aufstachelt. Das ist
dir gelungen. – Wir haben schon vor langer Zeit eine Abmachung getroffen.“
Rhen winkte ab. „Das hat ein Dreizehnjähriger getan, der gar nicht abschätzen
konnte, was er verspricht. Du hast damals geglaubt, deine Sensibilität sei eine
Schwäche, die du um jeden Preis verbergen musst. Heute weißt du es besser. Du
bist ein Jäger. Ich dagegen“, er zuckte die Achseln.
Lukas stand auf und trat hinter den Sessel, stützte sich auf die Lehne, und war
mit Rhen auf Augenhöhe.
„Wir beide sind zwei Enden des Spektrums, so viel habe ich damals schon
verstanden. Du hast auch etwas versprochen, Rhen.“
Lukas ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Was Rhen ihm vorgeführt hatte,
war im Grunde nichts weiter als Spielerei. Das hatte Lukas spätestens
begriffen, während er Rhens Erinnerungen erforschte.
„Ich stehe zu meinem
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