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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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auf sie fallen.
Ihr erschrockenes Keuchen war in dem dröhnenden Lärm, der aus den Boxen
schallte, verblüffend gut zu hören. Sie wich zurück und rempelte gegen Lukas.
Von ihrem Gefährten sicher gehalten fielen ihr weitere Einzelheiten an den
Gästen auf. Deutlich mehr nackte Haut als bei ihrem letzten Besuch. Und das,
was getragen wurde, konnte man teilweise schwerlich als Kleidung bezeichnen. Ihr
Blick blieb an Lederriemen, Ketten und Handschellen hängen.
Einige Gäste, die ihren Auftritt bemerkt hatten, grinsten spöttisch oder
lachten ganz offen. Der ‚ Ölmensch ‘ verzog keine Miene, sondern stand
stocksteif vor ihr.
Erst jetzt bemerkte sie die Luftlöcher vor Nase und Mund und eine Kette, die von
einer Öse am Hals des Mannes herabhing. Das andere Ende hielt eine Frau in
Händen. Sie war in ein langes, fast bis zur Hüfte geschlitztes Kleid gehüllt,
das offenbar aus dem gleichen Material bestand.
Tony begriff, dass die beiden Latex trugen, während sie dem hochmütigen Blick
der gestrengen Schwarzhaarigen auswich.
Tony wusste nicht, was ihr peinlicher war. In eine Leder, Lack und
Handschellen-Party gestolpert zu sein, oder ihre nervöse Reaktion darauf. Sie
spürte, wie ihre Ohren glühten - bis ein edel schimmernder Nadelstreifenanzug
ihr die Sicht verstellte.
    Sie musste
Etienne zugutehalten, dass er sich Mühe gab, nicht zu grinsen. Als Lukas sie in
den ruhigeren Vorraum zurückbugsiert hatte, drückte seine Miene nur noch
Neugierde aus.
„Versteht mich nicht falsch, Leute. Ich freue mich immer, euch zu sehen. Es ist
nur so: Hätte ich gewusst, dass ihr heute schon hier auftaucht, hätte ich euch
vorgewarnt.“ Seine dunklen Augen blitzten amüsiert. „Der Plan war, das
Montags-Geschäft zu beleben. Wie ihr sehen könnt, ein voller Erfolg.“
„Wir haben uns sehr kurzfristig, quasi im Vorbeifahren entschieden. Ich habe
versucht, dich anzurufen. Ich muss leider vor meinem Urlaub noch eine
Kleinigkeit erledigen.“
Tony schnaubte bei Lukas Erklärung, doch sie fühlte sich bei Weitem nicht mehr
so entrüstet wie noch vor Kurzem auf der Autobahn, mit dem kopflosen Jungen im
Kofferraum. Im Augenblick wünschte sie sich nur, sie hätte einfach die Klappe
gehalten. Dann wäre Lukas zum Hauptquartier durchgefahren.
    Etienne verzog
angewidert den Mund, während Lukas ihm leise auseinandersetzte, was er zu
transportieren hatte. „Und du behauptest, mein Geschäft wäre abartig“,
beschwerte er sich. „Also ernsthaft!“
„Abartig hab ich nie gesagt“, widersprach Lukas. „Ausbeuterisch, hab ich
gesagt.“
Etienne winkte ab. „Wie auch immer. Mit einem toten Kerl im Kofferraum würde
ganz sicher niemand in Urlaub fahren. Niemand, außer einem Jäger.“
„Für eine tote Tussi würdest du vielleicht eine Ausnahme machen, oder was?“
Tony sah unwillkürlich zweimal hin. Thomas, der zu ihnen getreten war, trug zu
einer knallengen Lackhose ein silbern glänzendes Oberteil, das eine Menge Haut
freiließ.
Sie würde sich mit Händen und Füßen gegen die Unterstellung wehren homophob zu
sein. Doch in diesem Fummel sah Jans Gefährte geradezu obszön schwul aus.
Seine Unterarme wurden von breiten Ledermanschetten umschlossen. Und um seinen
Hals lag etwas, was Tony stark an ein genietetes Hundehalsband erinnerte.
„Ich kann den Wagen nicht so lange im Halteverbot stehen lassen“, drängte
Lukas. „Wenn die Kiste mit Paolo drin abgeschleppt wird, ist die Kacke am
dampfen. Wir dachten, Tony könnte sich, bis ihr zumacht, an die Bar setzen ...“
Tony unterbrach ihn. „Nein, ist schon okay. Das war einfach keine gute Idee.“
„Unsinn“, widersprach Thomas. „Warum solltest du in diesem langweiligen
Hauptquartier rumhängen? Lukas wird sich schon beschäftigen, aber für dich ist
das doch kein Urlaub. Natürlich bleibst du bei uns. Es sei denn, dein Herr und
Meister traut uns nicht zu, auf dich aufzupassen.“
Weiter vorne im Flur legten zwei junge Frauen ihre Jacken ab. Darunter kamen
rote und schwarze Lackkorsagen zum Vorschein. Die beiden kicherten albern und
drehten sich prüfend vor dem großen Garderobenspiegel, bevor sie auf ihren High
Heels ungelenk in Richtung Gastraum staksten.
„Na, ich weiß nicht“, brummte Lukas.
„Vielleicht solltet ihr Tony fragen, was sie machen will“, schlug Thomas vor.
Etienne warf dem jungen Mann einen strafenden Blick zu, während Lukas seiner
Gefährtin forschend in die Augen sah.
„Ich denke, ich bin einfach nicht passend angezogen“, meinte sie

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