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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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atmete schnell und keuchend.
Rhens bloße Füße nahmen auf dem Steinboden festen Halt. Er entrollte mit einer
eleganten Bewegung die Peitsche und ließ sie drei Mal mit unterschiedlicher
Kraft probeweise durch die Luft zischen, wie eine dünne, bissige Schlange.
„Ich warte“, forderte er.
„Bestrafe mich, Herr! Bitte!“
    Lukas beugte sich
ein Stück vor und ließ den Kopf hängen, verbarg so sein Grinsen vor den
versammelten Zuschauern. Doch dann zuckte die Peitsche erneut durch die Luft
und Lukas grinste nicht mehr.
Das geschmeidige Leder traf die zarte Haut der Frau quer über den Rücken. Es
war ein leichter Hieb, aus dem Handgelenk ausgeführt. Ihre Muskeln zuckten nur
schwach und sie stieß ein Seufzen aus, das für Lukas sensible telepathische
Sinne von Schmerz begleitet wurde. Das Gefühl verwandelte sich in die
Wahrnehmung intensiver Hitze und einschießende Lust, die durch ihren Unterleib
zuckte.
    Lukas beobachtete
Rhen, von dem er wusste, dass er ein ebenso starker Telepath war wie er selbst.
Der Warlock stand da, bis in die letzte Muskelfaser kontrolliert. Nur auf
seiner Stirn entstand eine steile Falte tiefer Konzentration, von der er
wahrscheinlich nicht wusste, dass sie da war.
Der zweite Hieb traf geringfügig härter als der Erste. Lukas bemerkte die
Präzision, mit der Rhen diesen Schlag genau so viel kräftiger ausführte, dass
der Unterschied spürbar war. Zweifellos hatte er eine Menge Übung, in dem, was
er tat.
Der dritte Schlag folgte dem Zweiten, um genau das gleiche Maß härter und im
gleichen zeitlichen Abstand. Das Zusammenzucken der Frau war deutlicher, das
Seufzen lauter. Wieder ging der Schmerz in Lust über. Diesmal hatte die
Peitsche eine rötliche Linie auf der blassen Haut hinterlassen.
    Weitere Hiebe
folgten. Zunächst schien es, als ginge das Konzept auf – als ermöglichte das Heranführen
an immer intensivere Reize es der Sterblichen, Lust aus dem Schmerz zu ziehen.
Zuerst schwache, dann lauter und schriller werdende Schreie, lösten sich aus
ihrer Kehle. Noch hielten Lust und Schmerz sich die Waage. Es war ein schmaler
Grat und irgendwann war die Grenze überschritten.
    Es traf Lukas wie
eine Ohrfeige.
Er hatte den Empfindungen der Frau viel eingehender nachgelauscht, als er
beabsichtigte - als er sich bewusst zugestanden hätte. Irgendwie hatte dieser
Grenzzustand zwischen Genuss und Qual ihn gegen seinen Willen in seinen Bann
gezogen. Wenn auch nicht so intensiv wie die übrigen Zuschauer, denn Lukas
fühlte, im Gegensatz zu ihnen, keine sexuelle Erregung. Dazu war er, seit
seiner Bindung an Tony, außerhalb ihrer Beziehung nicht mehr fähig. Und grade
jetzt erleichterte ihn dieser Umstand.
Andernfalls hätte der scharfe, brennende Schmerz, den die junge Frau
ausstrahlte, ihn mit der Wucht eines Vorschlaghammers getroffen. So fiel es ihm
wesentlich leichter, seine Barrieren hochzuziehen und die durch den Raum
wabernden Gefühle auszuschließen.
    In dem Maß, indem
er seine telepathische Wahrnehmung einschränkte, gewannen die übrigen Sinne an
Bedeutung. Lukas konzentrierte sich nicht etwa auf die gepeinigte Frau, wie
wahrscheinlich jedes andere männlichen Wesen in diesem Raum, sondern auf Rhen.
Auf dem muskulösen Oberkörper des Bluttrinkers glänzte der Schweiß. Er hielt
die Augen beinahe geschlossen, die Falte auf seiner hohen Stirn hatte sich tief
eingegraben. Er holte zum nächsten Schlag aus, mit deutlicher, wohldosierter
Kraft. Das Leder fiel von der Haut und hinterließ eine rote Strieme, die
schnell anschwoll.
Ein weiterer schriller Schrei.
„Nein!“
Zuckende Qual.
Rhen stöhnte, sein Atem deutlich beschleunigt.
„Nein, bitte!“
Die Frau begann zu heulen und zu betteln. Lukas zog seine Barrieren fester,
dennoch bohrte sich ihr Schmerz in sein Bewusstsein.
Gegen negative Empfindungen hatten seine telepathischen Schutzschilde noch nie
hundertprozentig funktioniert. Selbst das Training der Jäger hatte daran nichts
ändern können.
Der nächste Schlag.
Gab es nicht so etwas wie Sicherheitscodes bei solchen Aktionen? Und wenn ja,
war es dann nicht an der Zeit, sie zu nutzen?
Wann war der Punkt gekommen, an dem sein Kodex als Jäger es erforderlich machte
einzugreifen?
    Lukas hatte
bereits während ihrer kurzen, gemeinsamen Zeit an Jeremias Schule erfahren,
dass Rhen ein Sadist war. Er hatte ihm seine Neigung als Faustpfand anvertraut,
damals, als Lukas damit rang, zu jemandem von seiner eigenen, übermäßigen Empfänglichkeit
für jede Empfindung bei einem

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