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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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Bedürfnis, sich mit
jemandem zu unterhalten. Ihr fielen die teilweise sehr eigenartigen Reaktionen
von Samantha und Maike wieder ein. Sam hatte das Gespräch immer sofort auf
Danilo gelenkt. Auch Maike war alles andere als erpicht gewesen, sich zu
äußern.
„Na ja, schon. Schließlich scheint es ja oft lange zu dauern, bis es klappt.
Ich überlege, seit wir nach Amsterdam gezogen sind, wie ich mit Lukas darüber
reden soll. Würden wir in Klarenberg leben, hätte ich Angst, dass meine Familie
uns auf die Pelle rückt. Aber jetzt ...“
Sue nickte. „Das dachte ich mir.“
„Warum?“, fragte Tony. Sue kannte sie doch kaum.
„Du bist einfach der Typ, der Kinder haben will. Und wenn Lukas keine absolute
Dumpfbacke ist - und nach allem, was Etienne sagt, ist das ziemlich
unwahrscheinlich - dann weiß er das auch. Vielleicht ist er ja deswegen so
unleidig geworden.“
„Vielleicht“, stimmte Tony zu. Sie glaubte nicht ernsthaft daran.
Ebenso wenig wie Thomas, nach seinem Stirnrunzeln zu urteilen, aber er
akzeptierte, dass Tony das Thema abschließen wollte, und begann über Sauce
hollandaise zu dozieren.
    „Man muss nur
aufpassen, damit das Zeug nicht zu heiß wird, das ist die ganze Kunst. Sonst
gerinnen die Eier und es sieht aus wie schon mal gegessen.“
Thomas rührte eine Unmenge Butter in die gelbe, cremige Masse. Schließlich nahm
er zwei kleine Löffel aus der Schublade und ließ seine Zuschauerinnen
probieren.
„Hmh“, brummte Tony, zum zweiten Mal an diesem Abend. „Du solltest ein
Restaurant aufmachen! Im Ernst! Woher kannst du das so gut?“
Über Thomas Gesicht glitt ein Schatten. „Meine Familie hatte eine Gaststätte.
Ich hab in der Küche geholfen, seit ich über die Arbeitsplatte gucken konnte.“
Er schüttelte den Kopf. „Da hängen ein paar unschöne Erinnerungen dran. An der
Familie. Die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht.“
Tony nickte langsam. „Okay!“ Sie stöhnte innerlich. Irgendwie hatte sie heute
das Talent gepachtet, das Falsche zu sagen. „Ich hätte gern eine kleine
Schüssel Soße und noch ein Glas Wein. Dann bin ich wunschlos glücklich.“
„Du bist zu leicht zufriedenzustellen“, behauptete Sue. „Was gibt´s zum
Nachtisch?“
„Du willst auch noch Nachtisch?“, zog Thomas sie auf.
„Komm schon!“ Sue steuerte den Kühlschrank an. „Ich weiß, du hast da irgendwas
versteckt. Oh, Erdbeeren! Erdbeerkuchen?“, fragte sie hoffnungsfroh.
„Ja, schon gut. Ich mach euch Erdbeerkuchen. Mit Vanillesahne, okay?“
Thomas begann, Schubladen aufzuziehen und den Inhalt durchzusehen. Seine Stirn
legte sich in Falten.
„Ich hab was vergessen“, meinte er, mit einem Blick auf die Wanduhr. „Ich geh
nur schnell runter, in den Laden an der Ecke. Passt nur auf, damit die
Kartoffeln nicht überkochen. Ich bin in fünf Minuten zurück.“
Er kippte den letzten Schluck aus seinem Weinglas hinunter, dann war er
verschwunden.
    Sue verteilte den
Rest des Grauen Burgunders auf Tonys und ihr Glas. Sie blickte Thomas seufzend
hinterher.
„Tommy ist wirklich nett, weiß du? Aber manchmal kommt mir alles so verdammt
unfair vor. Dass er ein Kerl ist und Jan so nahe steht. Und Etienne lässt mich
am ausgestreckten Arm verhungern. Dabei hasse ich es, so ein neidisches
Scheusal zu sein!“
Ihr Lächeln blieb angestrengt, so sehr sie sich um das Gegenteil bemühte.
     
    Thomas betrat den
kleinen Laden an der Ecke des Häuserblocks Minuten, bevor er schließen konnte.
Ein junger Türke hockte neben der altmodischen Registrierkasse und spielte mit
seinem Smartphone herum. Thomas winkte ihm im Vorbeigehen zu.
„Ich brauch nur eine Kleinigkeit.“
Der Gefährte eilte schnurstracks in den hinteren Bereich des Ladens und
durchforstete die Regale. Als er Schritte hinter sich hörte, drehte er sich
nicht um. Hier musste es doch irgendwo sein.
„Ich suche roten Tortenguss.“
Klobige, für das warme Wetter viel zu schwere Militärstiefel gerieten in sein
Blickfeld.
Die Jahre auf der Straße hatten Thomas ein gutes Gespür für Gefahren beschert.
Verwundert fragte er sich, ob die kurze Zeit in relativer Sicherheit
tatsächlich genügt hatte, um seine Instinkte abzuschleifen - unmittelbar bevor
greller Schmerz in seinem Nacken und Hinterkopf explodierte. Der abgenutzte
Fliesenboden kam auf ihn zu. Wie er aufschlug, spürte Thomas nicht mehr.
     
    „Es ist schwer,
mit Etienne, nicht?“
Sue wand sich. „Eigentlich nicht. Und dann wieder doch.“ Sie lachte freundlos,
stellte ihr Glas auf die

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