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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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beantworten will.“
Sie formte die Lippen zu einem lautlosen „Oh!“, warf Thomas einen irritierten
Blick zu und verschwand aus seinem Gesichtsfeld. Gleich darauf hörte er, wie
mit einem deutlichen zweifachen Klickgeräusch eine Tür geöffnet und mit einem
viel leiseren, einfachen Klicken wieder geschlossen wurde. Die Tür ist nicht richtig zu. Er lauschte angestrengt. Nein, es kam kein
weiteres Geräusch. Das kann ein Versehen sein. Wie auch immer, wenn es eine Schwachstelle gab, dann hieß sie Hannah!
    „Na schön.“
Walser klang nicht mehr die Spur mitfühlend. „Ich will wissen, wie das abläuft.
Einer von den Kerlen ist schwul und du hältst ihm den Hintern hin?“
Die Zeit der salbungsvollen Worte war also abrupt vorbei, sobald diese Frau von
der Bildfläche verschwand. Thomas holte so tief Luft, wie die Stahlgitter es
zuließen.
„Nein, verdammt!“, brauste er aus kalter Berechnung auf. „Ich kann nichts
dagegen machen!“
Walsers Faust traf ihn so hart, dass er Sterne sah, als seine Schläfe gegen die
Metallstangen knallte. Er hoffte nur, dass Hannah tatsächlich lauschte.
„Das interessiert mich einen Dreck! Ich will wissen, wie diese Monster
funktionieren. Und dann will ich wissen, wie sie es angestellt haben, deine
Gene zu verändern. Du bist kein Mensch mehr, so viel steht fest.“

 
     
24
    Es war ein Uhr
nachts. Lukas steuerte Arnes Volvo über die leere Autobahn, wobei er die
zulässige Höchstgeschwindigkeit um gute vierzig Sachen überschritt. Was wohl
seine Art war, mit den jüngsten Ereignissen umzugehen. Die unbeachtet
vorbeihuschenden Verkehrsschilder ließen Tony, zu ihrem eigenen Erstaunen,
völlig kalt.
    Nachdem ein Jäger
Namens Christopher die Ermittlungen übernommen hatte drängte Lukas zum
Aufbruch. Der Abschied fiel Tony schwer. Lukas wusste das und wollte
wahrscheinlich verhindern, dass sie sich gefühlsmäßig noch stärker in die
Situation hineinziehen ließ. Womöglich hatte er nicht einmal unrecht. Es schien
nichts zu geben, was sie für Jan tun konnte.
Etiennes Mädchen bemühten sich gradezu rührend um den Bluttrinker. Die meisten
von ihnen wussten wenig über gebundene Vampire und begriffen wohl gar nicht,
dass ihre Bereitschaft, Jan zu nähren, ihn nicht retten konnte.
    „Versprich mir,
dass du dich nicht runterziehen lässt“, verlangte Jan zum Abschied. „Egal was
passiert.“
So gefasst er sich auch geben mochte, seine Augen verrieten ihn. Er ließ zu,
dass Tony ihn umarmte, und drückte sie kurz. Dann schob er sie demonstrativ
fort.
„Und jetzt hau ab und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Und um
deinen Gefährten. Du hast Urlaub dringend nötig und Lukas braucht dich in
ausgeglichener Verfassung, damit er sich selbst erholen kann.“
    Auf den ersten
hundert Kilometern redeten sie natürlich dennoch über Thomas Verschwinden,
kauten wieder und wieder durch, was sie wussten und was sie nicht wussten.
Danach schwiegen sie eine Weile, erschöpft von der eigenen Ratlosigkeit.
    Sich um ihre eigenen
Angelegenheiten kümmern! Jans Tragödie hatte ihr und Lukas einen Aufschub verschafft, doch die Fragen,
die sich aufgetan hatten, standen unverändert im Raum.
Wie sollte sie ihr Anliegen vorbringen? Lukas würde dieses Gespräch nicht
gefallen, da machte Tony sich nichts vor. Aber sie musste es wissen. Verdammt
noch mal, sie hatte ein Recht darauf!
    „Wir sind jetzt
unter uns. Erklär es mir.“
Das Armaturenbrett beleuchtete Tonys Züge mit einem schwachen Glühen, doch
Lukas hätte auch in völliger Finsternis den entschlossenen Ausdruck um ihren Mund
erkannt. „Was meinst du?“
„Erklär mir, wo die kleinen Bluttrinker herkommen!“
Lukas verzog entnervt das Gesicht. Er hatte tatsächlich gehofft, sie hätte
diese Sache vergessen. Er sollte es besser wissen. Sie klang beinahe belustigt,
weil sie genau wusste, dass er ihr bewusst auswich.
Das Dumme war, dass er ihr die Wahrheit nicht sagen würde, unter gar keinen
Umständen.
    „Was soll die
Frage?“ Er blickte betont konzentriert durch die Frontscheibe.
„Das weißt du ganz genau. Ich will wissen, was es damit auf sich hat. Und komm
mir nicht wieder mit dieser Tabu-Thema-Nummer. Warum bekommen Bluttrinker so
wenige Kinder?“
„Das hat Nora dir doch schon erklärt. Gefährtinnen sind pro Zyklus nur sehr
kurze Zeit fruchtbar. Und selbst dann funktioniert es meistens nicht. Das ist
Biologie. Ein Ausgleich für unsere Langlebigkeit. Eine Sicherheitsmaßnahme der
Natur, damit wir uns nicht zu

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