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Lebenselixier

Lebenselixier

Titel: Lebenselixier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Bender
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hätte ein Rudel Wölfe in die Schranken verwiesen.

 
     
25
    Auf der
Laborbank, inmitten einer komplizierten Versuchsanordnung, hatte Charles Cross
den Flachbildfernseher aufgestellt. Professor Walser saß auf einem Hocker und starrte
seit Minuten auf das blasse Schwarz-Weiß-Bild, als hinge sein Leben davon ab.
Der Alte ist reif für die Klapsmühle , überlegte Helmut.
Die fromme Tussi, nicht weniger durchgeknallt, hockte einen Stuhl weiter und
stierte ebenfalls gebannt auf den Bildschirm. Fehlte nur, dass sie sich die
Augen zuhielt, als liefe ein Horrorstreifen.
Blutzellen waren dort zu sehen, behauptete jedenfalls Walsers Assistent, der am
anderen Ende der Laborbank in ein klobiges Mikroskop sah.
    „Optisch sind
diese Zellen nicht von denen der Vampire zu unterscheiden“, verkündete Cross.
„Aber wie man sieht“, auf dem Bildschirm tauchten noch mehr halb durchsichtige,
graue Kreise auf, „reagieren sie nicht auf menschliches Blut.“
    Helmut
verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. Das konnte dauern, das
wusste er aus Erfahrung. Diese verfluchten Wissenschaftler nervten ihn, mit
ihrem gebildeten Getue. Und Walser führte sich mehr und mehr wie ein Despot
auf. Als hätte er tatsächlich das Recht, ihm und seinen Jungs Befehle zu
erteilen.
Der Sicherheitsdienst war nichts weiter als eine Geldbeschaffungsmaßnahme, und
diese Spinner ließen eine ordentliche Menge Kohle springen, die seine
Organisation gut gebrauchen konnte. Außerdem gab es immer genug Bier und die
Verpflegung stimmte, was seine Jungs bei Laune hielt.
    Was das Übrige
betraf, Mann, er hatte ein paar wirklich irre Sachen gesehen. Kein Zweifel, mit
diesen Jungen war so einiges nicht in Ordnung. Unheimlich war das,
gespenstisch.
Und es gehörte ganz klar zu den Dingen, die er weitermelden müsste.
Was er nicht tat.
Zuerst, weil er fürchtete, man würde ihn für verrückt erklären.
Unsterbliche Vampire? Klar doch! Hat sich wohl endgültig den Verstand
weggesoffen, der alte Helmut.
Doch im Laufe der Zeit nistete sich ein bezwingender Gedanke in seinem Schädel
ein: Was wäre, wenn seine Jungs solche Fähigkeiten hätten?
    Der Professor
konnte dieser vertrockneten Schnalle so viele Märchen auftischen, wie er wollte . Von wegen, er will mit seinen Forschungen der Menschheit dienen. Helmut
wusste ganz genau, dass Walser sich bestenfalls selbst bereichern wollte. Schlimmstenfalls
arbeitete er fürs britische Militär. Oder den Geheimdienst.
Helmut wusste, dass er einer großen Sache auf der Spur war. Fantastische
Möglichkeiten taten sich auf. Er würde Walser auf den Fersen bleiben und
herausfinden, was der alte Knabe da eigentlich genau forschte. Und wenn er
seine Waffe fertig gebastelt hatte, würde er, Helmut Sander, die Sache in die
Hand nehmen. Er würde eine Armee unverwundbarer Kämpfer anführen. Er würde ein
neuer Führer des deutschen Volkes sein. - Das sah er deutlich vor sich, wenn er
sich abends, nach einem Sixpack Bier, auf seine Pritsche fallen ließ. - Ihm
würde gelingen, was selbst Adolf nicht geschafft hatte.
    Nicht von
ungefähr hatten seine Eltern diesen Namen für ihn ausgesucht. Sein Vater war
früh gestorben, der Alkohol hatte ihn fertiggemacht. Doch seine Mutter hatte
ihm immer wieder erzählt, was sein Name bedeutete: Heldenmut! Sie hatte
gewusst, dass er zu Höherem bestimmt war. Die Herrschaft, zumindest über
Europa, war ihm gewiss. Und dann sollten diese Amis sich warm anziehen!
Jetzt hieß es erst mal geduldig bleiben, sich dumm stellen und aufmerksam
zuhören. Er würde es wissen, wenn seine Stunde gekommen war.
    Walser schüttelte
den Kopf.
„Das ist unlogisch. Wenn dieser Thomas die Wahrheit sagt, können die
kannibalischen Erythrozyten den Verdauungstrakt ihres Wirtes unbeschadet
passieren.“
Cross blickte von seinem Mikroskop auf. Seine blassen Schweinsäuglein
leuchteten triumphierend. „Sie sind nicht beschädigt. Sie haben sich nur
verändert.“
Eine andere Art Zellen tauchte auf dem Bildschirm auf. Sie erschienen dunkler
als die Übrigen.
„Dieses Präparat wurde einer Strahlenquelle ausgesetzt. Menschliche Zellen, die
geschädigt sind und absterben.“
Cross hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da kam Bewegung in das Stillleben
auf dem Bildschirm. Einige der Kreise plusterten sich auf. Als wären sie grade aufgewacht und würden sich strecken , dachte Helmut.
Schon bewegten sie sich auf die geschädigten Zellen zu, umflossen die dunkleren
Gebilde teilweise, schmiegten sich regelrecht

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