Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

um sich in einer nahen Bar abzuschießen, kann das Gebräu trotzdem noch dazu führen, dass man Slayer auf der Blockflöte spielt.
    Hier ein kleiner Hinweis für alle Pädagogen, den sie zurate ziehen können, wenn sie sich fragen, ob ihre Schüler zu viel Absinth getrunken haben:
    1) Sie lachen im Kafka-Museum. Da gibt es nichts zu lachen.
    2) Sie tragen in der U-Bahn Sonnenbrillen, beantworten jede Frage mit »Yeah« und beginnen sich gegenseitig zu lausen.
    3) Sie hören freiwillig den Wendler im Reisebus.
    Für die Mädchen der Klasse könnte auch ein Hinweis auf Prag als Shopping-Metropole interessanter sein als der organisierte Vollrausch. Zahllose Läden buhlen um die Gunst der Kunden, und große Ketten sind hier natürlich auch ansässig. Das führt unweigerlich dazu, dass die meisten weiblichen Klassenfahrer nach zwei Tagen zwar mit kompletten Garderoben für ihre restlichen Lebensjahre eingedeckt sind, das gesparte Geld aber spätestens wieder am Flughafen loswerden, wenn der Aufschlag für die dreißig Kilogramm schweren Reisekoffer anfällt, die sie beim Check-in aufs Band hieven.
    Unterbringung
    In Prag muss nicht in antiken Hochbetten mit Gitterrost und einer nach Harzer Roller riechenden Matratze übernachtet werden, vielmehr ist selbst beim geringen Budget der Klassenfahrer echter Luxus finanzierbar. Ein eigenes Bad, in dem anders als sonst keine Ente in der Badewanne schwimmt, und sogar ein Fernseher sind auf den Zimmern zu finden, der natürlich zweckentfremdet wird, um die tschechische Version der »Sexy Sport Clips« von DSF zu empfangen. Statt nackter Frauen beim Darten zeigt die hiesige Version allerdings martialischere Motive, die wohl dem örtlichen Geschmack entsprechen. Besonders hervorgehoben sei hier »Drei nackte Frauen und ein Panzer«, ein wirklich großartiges Stück Filmgeschichte.
Kopenhagen
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    Attraktionen
    In Kopenhagen kostet ein Bier im Durchschnitt 6,50 Euro. Hat sich also erledigt.
    Unterbringung
    Tut nichts zur Sache … 6,50 Euro! Die sind wohl bekloppt!
    Kosten
    SECHS EURO FÜNFZIG! Da ist ja das Badewasser von Lady Gaga billiger!
Sauerland
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    Attraktionsfaktor
    Ist eine Schule pleite, droht das Sauerland. Das bedeutet Schullandheim, abwaschbare Linoleumfußböden, Jägerhütten, Erbsensuppe.
    Das »Erlebnis« besteht hier größtenteils in der Entschleunigung der übernervösen Stadtkinder durch ländliche Gelassenheit. Viele Schüler machen hier aus der Not eine Tugend und helfen sich mit Alkohol über die Trostlosigkeit der Umgebung hinweg, frei nach der Devise »Besoffen sein kann man ja überall«.
    Der ereignislose, grüngraue Hort des erzkatholischen Bauerntums, in dem man höchstens gemeinsam im Regen herumstehen kann, mag für viele Schüler einer Parkbank in der Hölle gleichkommen, doch weit gefehlt! Das Sauerland bietet neben seiner landschaftlichen Schönheit (besonders im Winter) einige wirklich bemerkenswerte kulturelle Highlights.
    … Also, na ja, es gibt immerhin den Panorama-Park. Beim Panorama-Park weist schon der Name auf den bodenständigen Charakter der Sauerländer hin, die ihre Freizeitparks nicht mit unnötigem Schnickschnack wie »Fantastic« oder »Superduper« betiteln, sondern ihn schlicht »Panorama-Park« nennen, was sich daraus ableitet, dass der Park auf einem Berg liegt und man dementsprechend das ganze Sauerland überblicken kann.
    Dem Sauerländer an sich wird eine bodenständige Nüchternheit nachgesagt, die je nach Zeugenbericht von liebenswert bis verschroben reicht. Nein, natürlich stehen nicht alle Sauerländer in Gummistiefeln und blauer Latzhose auf dem Acker herum und sagen, wenn still eine Wolke vorbeizieht: »Aha, ’ne Wolke.« Aber viele.
    Natürlich fällt durch den Zielort der Klassenfahrt auf deutschem Hoheitsgebiet der Reiz der Fremde weg, die Sprache ist die gleiche, zumindest vordergründig. Denn vom »Sauerländer Platt« verstehen Zugereiste ähnlich viel, als würden die Einheimischen Klingonisch sprechen. Will man Land und Leute richtig ergründen, lohnt sich daher ein Dolmetscher, der eventuell auch eine Antwort darauf hat, warum der Sauerländer Frischvermählte als »frisch bestattet« bezeichnet.
    Kosten
    Das Sauerland ist für weniger begüterte Schulen besonders geeignet, die aufgrund von Budgetkürzungen bereits einmal die Woche statt Schulmilch einen Eimer Tapetenkleister verteilen. Der finanzielle Aufwand für die Versorgung vor Ort