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Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition)

Titel: Lebenslänglich Klassenfahrt: Mehr vom Lehrerkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Bielendorfer
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bleichen Schatten unter ihre Augen.
    Warum hatte Mona das gefragt? Wenn die beiden so eng befreundet waren, wie es die letzten Jahre den Anschein hatte, war sie doch sowieso die Einzige, die die Antwort kannte?
    »Gut, ich mach weiter«, platzte Rene plötzlich in die Stille und erlöste uns alle. Er griff zur Flasche und drehte sie erneut. War er einfach nur so unsensibel, oder war das sein Weg, einer so unangenehmen Stille zu entkommen? Egal, wir alle waren dankbar, dass die Erdanziehung mit seinen Worten wieder eingesetzt hatte, ich nickte Rene anerkennend zu, und er schien zu verstehen, was ich damit meinte.
    »Bielendorfer«, hörte ich Rene sagen, doch er schaute nicht mich an, sondern in den Raum zwischen uns. Die Flasche zeigte auf mich …

Aufgewacht
    Der nächste Morgen schmeckte wie ein kalter Döner aus einem Bahnhofsmülleimer. Ich richtete mich mit einem Geräusch auf, als wäre meine Wirbelsäule aus Eichenholz. Alles knackte und knarzte, ein paar Lichtstrahlen der Morgensonne fielen durch den Häkelvorhang, über mir konnte ich Kemal nur ein lang gezogenes »Scheeeiiißee« krächzen hören. Ich griff mir an die Stirn, mein Kopf schien zu brennen, jede Bewegung schmerzte. Langsam tippelte ich in den Waschraum und machte die Deckenleuchte an. Die Halogenleuchte flackerte ein paar Sekunden auf und tauchte das Badezimmer dann in einen grellen Beigeton, ich schlug mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht.
    »Aua«, brüllte ich vor Schmerz, als das kalte Wasser über mein Gesicht schwappte.
    »Was is’ denn?«, fragte Kemal, der nun ebenfalls im Waschraum stand und mich aus halb offenen Augen ansah. Als ich zu ihm hinüberblickte, musste ich kurz auflachen, denn die Abdrücke seiner Skibrille hatten sich butterdosengroß über sein Gesicht gelegt. Die Haut unter der Brille war hell, drum herum war sie dunkelbraun geworden.
    »Uhhh, du sies abba schlimm aus«, sagte er, und auf einmal sah ich mein Konterfei im Badezimmerspiegel aufblitzen. Knallrot wie ein frisch gekochter Hummer, nur die weiße Butterbrotdose um meine Augen ließ vermuten, dass unter dem verbrannten Fleisch ein Mittelstufenschüler verborgen lag. Die Alpensonne hatte unbarmherzig die ersten drei Hautschichten meines Gesichts durchgeröstet, anders als bei Kemal hatte das aber nicht zu einer schönen Sommerbräune geführt, sondern eher zum geschwollenen Gegenstück eines Pavianhinterns. Hektisch rieb ich mir über das Gesicht, doch jede Berührung tat furchtbar weh und führte nur dazu, dass ich mich noch mehr wie ein pfannenfrisches Köttbullar fühlte.
    Plötzlich klopfte es an der Tür, Kemal drehte sich weg und flüchtete in einen der Toilettenverschläge, um diese Uhrzeit konnte es eh nur einen Besucher geben.
    »Bielendorfer!«, durchschnitt Herrn Schmitz’ Pädagogenorgan die klamme Zimmerluft wie ein Säbel, er klang noch energischer als sonst. Ich blickte vom Waschbecken auf und sah, dass sein Gesicht noch unzufriedener dreinblickte als sonst. Herr Schmitz sah fast schon wütend aus. Okay, eigentlich war gute Laune ihm ähnlich unbekannt wie Rücksicht oder Einfühlungsvermögen, aber selbst für sein sonstiges Emotionstriumvirat aus genervt, gestört und gelangweilt wirkte er sehr verstimmt.
    »Wie siehst du denn aus?«, fragte er zu Recht, selbst ein Jahr lang unter der Sonnenbank zu schlafen führte nicht zu so einer Gesichtsrosette.
    Ich knurrte nur mürrisch: »Zu geringer Lichtschutzfaktor.«
    »Wohl eher gar keiner!«, sagte er und schien nicht viel Mitleid mit mir zu haben. Unvermittelt sprang die Tür des Mädchenzimmers auf, eine verkatert aussehende Hanna streckte ihren Kopf heraus und wehrte einen Teil des einfallenden Lichts mit der ausgestreckten Hand ab.
    »Alles okay, Herr Schmitz?«, fragte sie, der Auftritt der Wehrsportleiters war mal wieder so laut, wahrscheinlich waren gerade ein paar Eichhörnchen vor der Herberge mit Hörsturz vom Baum gefallen.
    »Du auch?«, zitterte seine Stimme, als er Hanna sah. Er hatte recht, im gleichen Moment fasste sich Hanna ins Gesicht und spürte einen brennenden Schmerz. Auch sie sah wie frisch frittiert aus.
    »Gleiche Creme …«, warf ich lässig in den Flur, bevor sich die Tür des Mädchenzimmers schloss und man einen gellenden Schrei von Hanna hören konnte. Energisch griff mich Schmitz am Arm und zog mich in Bettkluft durch den Flur, während er erbost »Du kommst mit« murmelte. Bevor wir das Ende des Ganges erreicht hatten, drehte ich mich um und sah Kemal in der Tür

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