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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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zwei Schritte auf den Schreibtisch zu und legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter der Freundin. «Julia, wie geht es dir?»
    Julia wandte die Augen vom Himmel ab, drehte sich langsam zu Nina um, und ein strahlendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.
    «Nina», sagte sie und legte die Arme um Ninas Hals, umarmte sie schaukelnd. «Wie lieb, dass du mich besuchen kommst! Was machst du hier?»
    Nina befreite sich aus der Umarmung der Freundin und betrachtete sie forschend. Ihre Augen waren gerötet, und der Ausschlag in ihrem Gesicht war schlimmer geworden, aber ihr Lächeln war offen und freundlich. Sie wirkte wach und munter.
    «Ich wollte sehen, wie es dir geht», sagte Nina. «Wie fühlst du dich?»
    Julia zuckte die Schultern, schob sich an Nina vorbei und sprang auf den Fußboden. Sie ging zur Tür, berührte sie mit den Handflächen.
    «Was machst du?», fragte Nina.
    Julia ging zurück zum Schreibtisch, setzte sich darauf, erhob sich wieder und setzte sich dann aufs Bett.
    «Julia», sagte Nina. «Ich habe gehört, dass du gekündigt hast. Warum denn das?»
    Julia schaute verwundert zu ihr auf, knabberte intensiv am Daumennagel und sah sich dann in der Zelle um.
    «Ich muss Geschirrspülmittel kaufen», sagte sie. «Das Pulver ist alle. Ich hab so kleine Würfel, aber die lösen sich nicht richtig auf…»
    Nina merkte, wie sich ihr Hals zuschnürte.
    «Wie fühlst du dich? Kann ich dir irgendwie helfen?»
    Julia stand wieder auf und ging zur Tür, ließ die Hände planlos über das grüne Metall wandern.
    «Nina», sagte sie und klang auf einmal ängstlich und nervös. «Meinst du wirklich, wir sollten uns an der Polizeihochschule bewerben? Können wir nicht lieber putzen gehen?»
    Irgendwas ist hier grundverkehrt.
«Wovon redest du?»
    Julia kletterte aufs Bett und trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, ihr Blick wanderte durchs Fenster hinaus und flackerte rastlos über die braune Fassade auf der anderen Seite des Innenhofes.
    «David ist noch nicht nach Hause gekommen», sagte sie beklommen. «Er sollte Alexander auf dem Heimweg abholen, der Kindergarten hat schon längst zu.»
    Sie sah Nina hoffnungsvoll an.
    «Hat er bei dir angerufen?»
    Nina öffnete den Mund, konnte aber nicht antworten, das Weinen schnürte ihr den Hals zu. Julia sah ihre Reaktion und blinzelte verwundert.
    «Setz dich hierher zu mir», sagte Nina, nahm Julias Hand und zog ihre Freundin an sich. «Komm, lass uns reden …»
    Sie drückte Julia auf die Pritsche und legte die Hände an ihre Wangen, sah ihr in die Augen.
    «Julia», flüsterte sie, «wo ist Alexander?»
    Julia riss die Augen auf, Funken der Verwirrung zuckten darin auf.
    «Erinnerst du dich, was mit David passiert ist?», fragte Nina leise. «In eurem Schlafzimmer? Erinnerst du dich an die Schüsse?»
    Etwas Dunkles schob sich in Julias Blick, sie schien etwas zu fixieren, das sich direkt über Ninas Kopf befand. Sie schluchzte auf, und ihr Gesicht verzerrte sich.
    «Jag sie weg», flüsterte sie.
    «Wen?»
    «Die andere. Sie ist böse.»
    Nina drehte sich um und starrte an die Wand, da waren Spuren von früheren Insassen, die ihre Initialen verewigt hatten.
    «Redest du von der anderen Frau? Die Alexander mitgenommen hat?» Julias Kopf zuckte, und sie riss sich los, ihr Unterarm traf Ninas Nasenrücken. Ohne ein Wort stolperte Julia zur Tür und begann, dagegenzuhämmern, erst mit den Fäusten und dann mit dem Kopf. Aus ihrer Kehle kam ein Winseln.
    O mein Gott, was habe ich getan?
    Mit zwei langen Schritten war Nina an der Tür und umarmte Julia fest von hinten, um sie zu beruhigen, aber die Umklammerung bewirkte nur das Gegenteil. Julia begann zu schreien, ein wütendes Brüllen, das leiser wurde, als sie versuchte, Nina zu beißen.
    «Julia, ich lege dich jetzt auf die Pritsche, in stabiler Seitenlage», sagte Nina und drehte ihr die Arme auf den Rücken.
    Sie drückte die schreiende Frau mit dem Kopf auf das Kissen.
    Die Luke ging auf, und die Wärterin schaute in die Zelle.
    «Sie braucht ein Beruhigungsmittel», rief Nina ihr zu.
    Julia schluchzte hysterisch, ihr ganzer Körper bebte. Nina hielt sie fest, versuchte sie mit ihrem ganzen Gewicht und ihrer Körperwärme zu beruhigen.
    «Krankenpfleger sind unterwegs!», rief die Wärterin durch die Luke.
    Langsam ebbten die Krämpfe ab, und Julias Körper ermattete. Aus dem Schreien wurde ein wimmerndes Weinen.
    Schließlich verstummte sie, lag ganz still und atmete keuchend.
    «Ich bin schuld», flüsterte

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