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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sie. «Ich bin schuld.»
    Nina rief Kommissar Q an, sobald sie den Glaskorridor außerhalb der Rezeption betrat.
    «Ihr könnt sie nicht auf diese Art einsperren, nicht in eine Gefängniszelle», sagte sie barsch, als er sich meldete. «Sie steht kurz vor einer Psychose und braucht angemes-sene psychiatrische Behandlung.»
    «Wieso glauben Sie das?»
    «Sie hat Halluzinationen und leidet unter eindeutigen Wahnvorstellungen.»
    Nina ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang, wollte diesen unheimlichen Glastunnel hinter sich lassen.
    «Und da verwandelte sich die inoffizielle Verhörleiterin plötzlich in eine Expertin für Psychiatrie», sagte der Kommissar am anderen Ende. «Haben Sie etwas aus ihr herausbekommen?»
    Nina drückte die Tür auf und trat hinaus auf die windige Straße.
    Verräterin, Verräterin.
    «Sie redete unzusammenhängendes Zeug. Irrelevante Sachen, dass sie vergessen hat, Spülmittel zu kaufen, dass sie nicht weiß, ob sie sich an der Polizeihochschule bewerben soll. Sie wirkte desorientiert bezüglich Zeit und Raum, ist sich nicht bewusst, was passiert ist. Sie fragte, wo David mit Alexander abgeblieben ist.»
    «Hat sie etwas über die andere Frau gesagt?»
    «Ja, dass sie böse sei. Sie bat mich, sie wegzujagen. Ich bin der Meinung, dass Julia zu einer Paragraf-7-Untersuchung geschickt werden sollte, auf der Stelle.»
    «Sie hat sich nicht zur Schuldfrage geäußert?»
    Nina atmete zweimal tief durch.
    «Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Julia war so verwirrt, dass sie nicht wusste, wo sie war. Als ich versuchte, sie nach dem Mord zu fragen, regte sie sich furchtbar auf. Ein Pfleger musste kommen und ihr eine Beruhigungsspritze geben. Sie schläft jetzt.»
    Kommissar Q seufzte laut.
    «Es ist wohl trotzdem eine Art Fortschritt, nehme ich an», sagte er. «Mit uns hat sie überhaupt nicht geredet.» «Gar nicht?»
    «Keinen Ton. Nicht mal über Spülmittel.»
    Nina blieb stehen und blickte die Fassade des Polizeipräsidiums hinauf, versuchte, sich den Gitterkäfig oben unter dem Dach vorzustellen, wo die Gefangenen einmal am Tag an die frische Luft kamen.
    «Dann wussten Sie doch, wie gestört sie ist», sagte sie. «Sie wussten, wie schlimm es um sie steht, aber Sie haben mir kein Wort davon gesagt, als Sie von mir verlangten, sie auszuhorchen.»
    «Moooment», sagte Q. «Sie hat sich geweigert zu reden. Das ist nichts Ungewöhnliches.»
    «Um ein einigermaßen vernünftiges Verhör mit Julia durchzuführen, muss sie erst einmal in Behandlung», erwiderte Nina. «Ich weiß nicht genau, wie das vor sich geht, aber jeden Tag sind Leute traumatischen Erlebnissen ausgesetzt und werden daraufhin psychiatrisch betreut.»
    «In der besten aller Welten, ja», sagte Q. «Aber in diesem Fall dürfte das schwierig werden.»
    Sie bewegte sich Richtung U-Bahn.
    «Und warum sollte die Psychiatrie ausgerechnet in diesem Fall keine Mittel und Wege haben?»
    «Ich rede nicht von Mitteln und Wegen, sondern vom Willen. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Es gibt einen gewissen Widerstand, Davids Mörderin zu verhätscheln.»
    Nina hielt mitten in einem Schritt inne.
    «Zu verhätscheln …?»
    «Wenn alles nach Plan läuft, wird Julia am Montagnachmittag offiziell verhaftet. Das ist natürlich nur eine Formalie, aber ich will, dass Sie dabei sind. Es ist möglich, dass Fragen zu ihrer Ergreifung auftauchen, die der Richter beantwortet haben will.»
    Nina blieb breitbeinig stehen, das Gewicht auf beiden Füßen. Zwei halbwüchsige Jungen gingen kichernd an ihr vorbei, sie machte sich nicht die Mühe, ihretwegen die Stimme zu senken.
    «Damit eines ganz klar ist», sagte sie. «Ich habe diesen Besuch für Julia gemacht, nicht für Sie. Ich denke nicht daran, mich in diese Ermittlung hineinziehen zu lassen.»
    «Im Moment geht es darum, den Jungen zu finden.»
    Sie wippte leicht auf den Fußballen vor und zurück.
    «Sie haben keine leichte Aufgabe», sagte sie. «Entweder, Sie machen es den Kollegen recht, oder Sie klären diese Verbrechen auf. Viel Glück.»
    Sie drückte das Gespräch weg und ging mit zitternden Knien zur U-Bahn hinunter.
    Erst auf der Rolltreppe ging ihr auf, was sie gesagt hatte.
    Diese Verbrechen,
Plural.
    Ich gehe schon davon aus, dass du Alexander auch umgebracht hast.
Sie lief eilig den Bahnsteig entlang.
    Die Kinder saßen friedlich auf dem Sofa in Berits Haus und sahen
Die Muminfamilie
    im Fernsehen. Annika räumte das Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine,

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