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Lebenslänglich

Lebenslänglich

Titel: Lebenslänglich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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noch zwei weitere Männer zu sehen.
    «Sind das Fixer?», flüsterte Kalle.
    «Japp», flüsterte Annika zurück. «Alle zusammen.»
    «Sind die gefährlich?»
    «Nein, ich glaube nicht. Sie sind jetzt geheilt.»
    Der ältere Mann kam ihnen entgegen.
    «Was für ein Wetter», sagte er. «Herzlich willkommen! Ich bin Timmo.»
    Der finnische Akzent war hart und ausgeprägt. Timmo sah freundlich aus, leicht gebeugt, mit Halbglatze und einem Kranz hellblonder Haare.
    Annika rang sich ein Lächeln ab.
    «Wie nett, dass Sie so kurzfristig für uns Zeit hatten.»
    «Aber ich bitte Sie», sagte er. «Es ist so eine nette Abwechslung, wenn Besuch kommt.
    Dies ist der Speise-und Aufenthaltsraum. Gehen wir ins Büro? Und ihr, hackt euch bloß nicht die Finger ab.»
    Der letzte Satz galt den beiden Männern hinter der Theke, die offenbar lernten, eine Küchenmaschine zu bedienen.
    «Die Anlage wurde vor bald vier Jahren vom Verband gekauft», sagte Timmo Koivisto und arbeitete sich durch einen schmalen Gang, an dessen Wänden sich Paletten voller Erfrischungsgetränke und Fünfzigkilosäcke mit Duftreis stapelten. «Ich war von Anfang an der Leiter hier. Die Rückfallquote unter unseren Jungs ist sehr niedrig …
    Hier entlang bitte.»
    Er öffnete eine Tür und gab Annika zu verstehen, dass sie in den Raum ganz hinten am Ende gehen solle.
    Die Kinder folgten ihr und traten ihr in die Hacken.
    «Mama», sagte Kalle und zog an ihrem Ärmel. «Ich hab meinen Gameboy im Auto gelassen. Glaubst du, die Fixer klauen den?»
    «Man kann nie wissen», sagte Timmo Koivisto und beugte sich zu Kalle hinunter.
    «Lass niemals wertvolle Sachen im Auto, denn Gelegenheit macht Diebe.»
    Kalle war kurz davor, loszuheulen.
    «Heute sind keine Diebe unterwegs», sagte Annika rasch. «Dazu regnet es viel zu stark.
    Diebe werden nicht gerne nass.»
    Timmo Koivisto nickte.
    «Das ist wirklich wahr», sagte er. «Die Zahl der Verbrechen geht bei schlechtem Wetter zurück. In eiskalten Wintern gibt es selten Überfälle mit Vergewaltigung – die Sexualverbrecher wollen sich ja nicht den Arsch abfrieren.»
    Herrgott nochmal, warum habe ich bloß die Kinder mitgenommen?
    Sie lächelte betont munter.
    «Wollen wir vielleicht zu dem kommen, weswegen ich hier bin? Ich möchte Sie nicht länger aufhalten als nötig.»
    «Och», sagte Timmo Koivisto leichthin, «ich habe den ganzen Nachmittag Zeit.»
    Es gab nur einen Besucherstuhl. Annika setzte sich und hob die Kinder auf den Schoß, auf jeden Oberschenkel eines. Der Heimleiter nahm bedächtig auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz.
    «Um eine Sache möchte ich Sie allerdings bitten», sagte er. «Sie dürfen nichts schreiben, wodurch unsere Klienten identifizierbar wären. Nicht alle waren begeistert, als ich sagte, dass uns das
Abendblatt
besuchen kommt. Obwohl ich mich natürlich sehr darüber freue, dass Sie über unsere Einrichtung schreiben wollen.»
    Annikas Verzweiflung wuchs im gleichen Maß, wie die Blutzufuhr zu ihren Beinen abnahm.
    «Entschuldigung», sagte sie, «aber da haben Sie mich wohl missverstanden. Ihre Einrichtung ist sicher sehr interessant, aber wie ich bereits am Telefon sagte, würde ich gerne mit Ihnen über David Lindholm sprechen. Ich schreibe einen Artikel über ihn und …»
    Timmo Koivisto hob eine Hand und nickte.
    «Ich weiß. Was ich sagen wollte, war, dass das Värtuna-Heim das Wichtigste in meinem Leben ist. Jesus dienen zu dürfen und meinen unglücklichen Brüdern zu helfen gibt meiner Wanderung auf Erden Sinn und Zweck, und es war David Lindholm, der mich auf den richtigen Weg gebracht hat.»
    Annika hob die Kinder wieder herunter und nahm Stift und Notizblock aus der Tasche.
    Sie beugte sich übers Papier.
    «Ich wusste gar nicht, dass David religiös war», sagte sie.
    «Tja, dazu kann ich nichts sagen», erwiderte der Mann. «Ich kannte David Lindholm nicht, aber nach meiner Begegnung mit ihm kam ich zur Einsicht. Ich hatte eine Wahl, und ich wählte Christus.»
    Sie schrieb
wählte Christus
auf den Block und spürte, wie das Regenwasser an ihrer Wirbelsäule hinunterlief.
    Ob ich die Kinder rausschicke? Sie sollten das hier nicht hören. Aber kann man den Typen da draußen trauen?
    «Also war es nach dem Zwischenfall im U-Bahnhof, dass Sie beschlossen, einen anderen … Weg einzuschlagen?»
    Timmo Koivisto nickte.
    «Ich war ein Sünder», sagte er. «Ich habe vielen Menschen um mich herum Unrecht und Leid zugefügt, meiner Mutter vielleicht am meisten

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