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Lebenslang

Lebenslang

Titel: Lebenslang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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Mir ist es inzwischen egal.« Er holte seine Tasche aus seinem alten Zimmer und knallte die Wohnungstür hinter sich zu. Es klang endgültig.
    Yvonne legte die Stirn auf die Tischkante, verschränkte ihre Hände hinter dem Kopf und brach in Tränen aus. Thomas setzte sich neben sie und berührte sie sacht am Rücken. Doch sie wollte sich nicht trösten lassen. Also räumte er den Tisch ab, stellte das Geschirr in die Spülmaschine. Dann stellte er ein Glas und eine Flasche Grappa auf den Tisch, die so staubig war, dass er sie mit einer Serviette abwischte.
    »Hier. Trinken Sie das«, sagte er.
    Sie nippte an dem Glas und stellte es angewidert zurück.
    »Was soll ich nur tun?«
    »Sie haben Ihre Entscheidung doch bereits getroffen.« Thomas nahm das halb volle Glas in die Hand und betrachtete den Alkohol, als wäre die Flüssigkeit ein magisches, machtvolles Elixier. Er entkorkte die Flasche und goss den Grappa wieder zurück. Langsam und gründlich wischte er seine Hände an der Hose ab.
    »Aber Sie sind nicht gegangen«, sagte sie.
    »Ich sehe keinen Grund, warum ich das tun sollte. Es ist Ihr Leben. Ich glaube kaum, dass Sie jemand von Ihrem Vorhaben abbringen kann. Es sei denn, Sie selbst ändern Ihre Meinung.«
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn. Thomas ließ es geschehen, aber er erwiderte die Zärtlichkeit nicht. Stattdessen nahm er ihre Hände in seine. »Wenn Sie möchten, werde ich bei Ihnen bleiben.«
    »Darüber würde ich mich sehr freuen«, sagte sie und versuchte ihn noch einmal zu küssen, aber er legte nur den Zeigefinger auf ihre Lippen.
    »Ich habe gesagt, dass ich Sie nicht alleine lasse. Mehr nicht.«
    Sie verstand. »Und was werden wir stattdessen tun?«
    »Ich für meinen Teil werde mich um die Küche kümmern. Wenn Sie möchten, können Sie mir dabei helfen. Oder mir auch einfach nur Gesellschaft leisten.«
    Schweigend räumten sie die Küche auf. Es war wie die glaubhafte Illusion einer Zweisamkeit, wo einer für den anderen da war. Sie verbrachten den Abend schweigend. Als es schließlich so spät war, dass Yvonne kaum mehr die Augen offen halten konnte, machte sie für Thomas auf dem Sofa ein Bett. Sie wünschte ihm eine Gute Nacht und ließ die Schlafzimmertür nur angelehnt, obwohl sie wusste, dass er in dieser Nacht nicht kommen würde. Sie schlief zügig ein, erstaunlich ruhig und in Frieden mit sich selbst.

» E r beteuert nach wie vor seine Unschuld«, sagt Schumacher. »Aber die Indizien, die wir gesammelt haben, lassen keinen anderen Schluss zu, dass Wieland tatsächlich der Mörder Ihrer Tochter ist.«
    Astrid und ich sitzen in seinem Büro, einem freudlosen Ort, den er sich mit einem Kollegen teilt. Zwei Schreibtische, zwei Rechner, ein großer Aktenschrank. Auf der Fensterbank stehen einige Pflanzen, die geradezu nach Wasser schreien. Astrid und ich haben auf zwei Stühlen Platz genommen, die so unbequem sind, wie sie aussehen. Rodenkirchen sitzt auf dem anderen Schreibtischstuhl und hat seinem Kollegen das Reden überlassen. Ich kann ihn nicht leiden, und das weiß er.
    Astrid hat die Verhaftung ihres Bruders erstaunlich gelassen zur Kenntnis genommen. Das ist etwas, das nicht nur mich, sondern auch Schumacher und wohl auch Rodenkirchen irritiert.
    »Wir haben den Lieferwagen Ihres Schwagers auf einem Schrottplatz gerade noch sichergestellt, bevor er in die Schrottpresse wandern sollte«, sagte Schumacher und schenkt sich und uns einen Kaffee ein, der in einer großen Thermoskanne warm gehalten wird. »Wir haben Faserspuren vom T-Shirt und der Hose Ihrer Tochter auf dem Beifahrersitz gefunden. Gleichzeitig stimmten die Bodenproben, die wir im Wald genommen hatten, mit denen auf der Fußmatte überein.«
    »Hat er gestanden?«, will Astrid wissen.
    »Nein. Er streitet alles ab.« Schumacher setzt sich hinter seinen Schreibtisch und lässt zwei Stücke Süßstoff in seinen Kaffee fallen.
    »Hat er ein Alibi?«, will ich wissen. »Ich meine, kann er beweisen, dass er zu dem Zeitpunkt, als Julia verschwunden ist, woanders war?«
    »Nein, das kann er nicht. Wir wissen anhand der Abrechnung des Supermarktes sehr genau, wann sich Ihre Tochter auf den Heimweg gemacht hat«, sagt Schumacher. »Wieland behauptet, er wäre zu diesem Zeitpunkt mit seinem Wagen unterwegs gewesen, irgendwo in Hainburg. Beweisen kann er das aber nicht.«
    »Es gibt aber auch noch einen anderen stichhaltigen Hinweis«, meldet sich jetzt Rodenkirchen zu Wort. »Frau Steilberg, wussten Sie,

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