Lebenssonden: Roman (German Edition)
noch auf Ihrer Liste der Verdächtigen?«
»Jawohl, Sir. Ganz oben!«
»In diesem Fall, Major, ordne ich die Verhaftung von Angai Yahaya und Don Bailey wegen mutmaßlicher Verletzung der Sicherheitsvorschriften an. Wir halten Mr. Danzigers Verdacht vorläufig unter Verschluss, um die Hintermänner nicht aufzuscheuchen.«
»Jawohl, Sir!«
24
Das unabhängige Prospektoren-Schiff Lügenbaron ritt auf einem zehn Kilometer langen Schweif aus Plasmafeuer seinem Bestimmungsort entgegen. Im Steuerstand überflog Don Bailey aufmerksam die Statusanzeigen, wobei er die eine Hand um den Joystick gelegt hatte und die andere über den Bedienelementen für die Triebwerkszündung schwebte. Schweißperlen flossen ihm übers Gesicht und wurden durch die Bremskraft nach hinten gezogen. Die umgebenden Schotten vibrierten in einem tiefen Brummen.
Plötzlich war das alles überlagernde Triebwerksgeräusch verstummt, und der Druck auf Baileys Brust war genauso schnell verschwunden. Baileys Finger huschten über die Tastatur vor ihm. Sekunden später piepte die Konsole um Aufmerksamkeit heischend, als die Hochleistungs-Antenne des Schiffs ihr Ziel fand und auffasste. Bailey aktivierte die Schiff-zu-Schiff-Kommunikation.
» Lügenbaron ruft Anflugkontrolle der Bernadotte .«
Eine Stimme mit einem Akzent der britischen Inseln antwortete fast sofort. »Anflugkontrolle an Lügenbaron . Wir überwachen Ihre Zündung. Setzen Sie den Flug bitte fort.«
»Roger, Kontrolle. Vor neun Tagen haben wir mit einer Ladung Baustahl den Mondorbit verlassen. Wir befinden uns hundert Kilometer hinter Ihrer Position im Orbit und kommen näher. Erbitte Instruktionen für den Endanflug und Rendezvous.«
»Verstanden, Lügenbaron . Teilen Sie Ihre Vektoren mit, wenn Sie so weit sind.«
»Massen- und Geschwindigkeitsdaten kommen … jetzt!«
Ein kurzer Schwall von Computerdaten zischte über die Audioverbindung.
»Daten erhalten. Was ist Ihr Ziel?«
»Friedhof Sechs.«
»Kursdaten sind zu Ihnen unterwegs, Lügenbaron . Bringen Sie sie rein, wenn Sie so weit sind. Sie werden darauf hingewiesen, nicht in die innere Sperrzone einzufliegen.«
»Verstanden, Kontrolle. Lügenbaron Ende.«
»Anflugkontrolle Ende.«
Bailey drehte den Kopf und schaute kurz auf seinen Kopiloten. »Willst du diesen Anflug programmieren?«, fragte er ihn.
Lisa Moore, deren kleine Gestalt auf der rechten Beschleunigungsliege festgeschnallt war, schaute ihn mit großen Augen an. Sie hatte sein Gespräch mit der Anflugkontrolle mit jugendlicher Neugier verfolgt.
»Darf ich, Onkel Don?«
»Irgendwann muss jeder es einmal lernen. Du musst nur darauf achten, die Daten doppelt zu prüfen, bevor du sie einprogrammierst. Unsere Ladung würde eine ordentliche Delle im Schiff unseres Arbeitgebers verursachen, wenn sie uns abhanden kommt.«
Lisa beugte sich über den Ausgabebildschirm und überprüfte die Zahlen der Anflugkontrolle. Bailey schaute ihr dabei unauffällig auf die Finger. Als er mit ihrer Arbeit zufrieden war, richtete er die Aufmerksamkeit wieder auf ihre Ladung.
Von seinem Platz aus vermochte er kaum etwas von der Ladung zu sehen außer den sonnenbeschienenen Enden eines halben Dutzends großer I-Träger. Vor seinem geistigen Auge sah er jedoch die ganze Länge der schweren Masse, wie sie sich im Mondorbit dargestellt hatte. Die Fracht befand sich in einem »Korb« aus I-Trägern, die im rechten Winkel mit Stahlbändern verschweißt worden waren, und dieses Ensemble war dann durch einen massiven Schubrahmen am Bug der Lügenbaron befestigt worden. Das Arrangement erinnerte Bailey an einen Mississippi-Schubleichter, der eine kilometerlange Kette von Lastkähnen stromaufwärts schob.
Nur dass dieser Schubleichter ungünstigerweise zur dynamischen Instabilität neigte. Trotz der Trimmung drohte das Schiff jeden Moment außer Kontrolle zu geraten. Dass er den Schubvektor des Schiffs ständig korrigieren musste, um es in den sieben Stunden, die es zum Erreichen der Reisegeschwindigkeit von 200 km/s brauchte, auf den Mittelpunkt der Masse auszurichten, schlug ihm auf den Magen, und der Overall war nass geschwitzt.
»Was ist denn los, Onkel Don?«, fragte Lisa, als sie den schmerzlichen Ausdruck in seinem Gesicht sah.
»Es ist nichts, Liebes. Ich baue nur gerade die Spannung vom Hüten dieser Eisenlast ab.«
»Du solltest das nicht tun, wenn es dir wehtut.«
Er lachte humorlos. »Ich hatte kaum eine Wahl, junge Dame.«
Die hatte er wirklich nicht. Im Rückblick
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