Lebenssonden: Roman (German Edition)
langsam durch die Masse der Schiffe zur ihr zugewiesenen Position in der Flotte zu manövrieren. Weitere zwanzig Minuten waren erforderlich, um das Schiff im All zu »verankern« – die automatische Steuerung musste überprüft werden, die es an dieser Position halten würde, der Massekonverter musste heruntergefahren und die Notstromkreise überprüft werden, die die Magnetfelder aufrechterhielten, in der die I-Masse gefangen war.
Als die Lügenbaron schließlich gesichert war und Bailey und Lisa ihre persönlichen Besitztümer aufgenommen hatten, rumste es leicht gegen die Seite des Schiffs. Sofort sprangen die Schubdüsen ein und glichen die resultierende Drift aus.
»Das Taxi ist da, Onkel Don.«
Bailey nickte. »Und keinen Moment zu früh. Ich schmecke förmlich das erste kühle Bier in der Mitarbeiterlounge!«
Sie zogen sich durch den zentralen Durchgang zur Luftschleuse und öffneten sie. Statt des grauhaarigen Skippers, der den Flottentaxidienst betrieb, sah Bailey sich jedoch einem Marine-Sergeant im Raumanzug gegenüber. Hinter ihm – eingerahmt von vier offenen Luftschleusen-Türen, die in ein Schiff führten, das bedeutend größer war als ein Orbitaltaxi -, standen zwei ähnlich gekleidete Mannschaftsdienstgrade, die Anti-Riot-Waffen im Anschlag hielten.
»Don Bailey?«, fragte der Sergeant, dessen Stimme blechern aus dem Helmlautsprecher drang.
Bailey nickte.
»Ich habe einen Haftbefehl für Sie. Kommen Sie bitte mit mir.«
Eric Stassel trainierte zum ersten Mal seit ein paar Tagen wieder im Fitnessraum der Bernadotte . Nachdem Danziger zur Gottmann zurückgeschickt und dort auf Eis gelegt worden war, hatte Admiral Liu fast drei Stunden in seiner Kabine verbracht und einen Bericht formuliert, der in seinem persönlichen Code ans Hauptquartier übermittelt werden sollte.
Zwölf Stunden später hatte er eine codierte Antwort erhalten, und Stassel erhielt den Befehl, sich in der Kabine des Admirals zu melden.
»Wir haben Probleme, Major«, hatte Liu gesagt, kaum, dass Stassel sich gesetzt hatte. »Das Hauptquartier hat die gleichen Gerüchte gehört wie Danzigers Leute, aber mit wesentlich weniger Einzelheiten. Sie befürchten, dass die Panafrikaner vielleicht eine illegale Kriegsflotte bauen. Solange wir aber keine Beweise für einen solchen Verstoß haben, können wir leider nicht offiziell gegen die Pan-Afs vorgehen. Wir können nicht einmal einen Notfall der Stufe Drei ausrufen, ohne uns dem Verdacht auszusetzen, dass wir ihnen das Votum gegen die Sonde verübeln.
Ein Gutes hat meine Nachricht an Generaladmiral Maxwell aber doch gehabt. Er hat sie immerhin ernst genug genommen, um Teile der Flotte unauffällig auf Positionen zurückzunehmen, wo sie eine Sperrlinie bilden und die Erde vor Angriffen aus dem All schützen. Inzwischen wird das Direktorat sich auf die Suche nach dieser geheimen PA-Basis konzentrieren. Das ist eine gute Nachricht für jeden, außer für uns. Wir sind viel zu weit von der Erde entfernt, um von dieser Umgruppierung zu profitieren. Wir werden dadurch sogar geschwächt. Die Kap der Guten Hoffnung wird für die Sicherungsaufgaben abgezogen.«
Stassel blinzelte. »Danziger sagte, die Sonde sei der Drehund Angelpunkt der zukünftigen Entwicklung. Man sollte die Flotte hier formieren und nicht zu Hause.«
Liu schüttelte den Kopf. »Dieses Risiko können sie nicht eingehen. Wir werden selbst für unseren Schutz … und den der Sonde sorgen müssen.«
»Wie zum Teufel sollen wir das machen?«
»Wir haben immer noch die Gottmann .«
Stassel schnaubte. »Sie ist nur ein leichter Zerstörer. Sie würde in einem echten Gefecht keine zehn Minuten überstehen.«
»Einverstanden. Deshalb werden wir auch die Bewaffnung der Graf Bernadotte reaktivieren. Was ist los, Major? Gefällt Ihnen die Vorstellung nicht?«
»Das ist es nicht, Sir. Ich sage Ihnen, dass so etwas wie die Bernie heute gar nicht mehr gebaut wird. Aber wir wissen nicht, in welchem Zustand die Waffen des alten Mädchens sind. Die Waffenschächte sind versiegelt, seit wir an Bord kamen. Seit fast fünfzig Jahren ist niemand mehr da drin gewesen.«
Liu nickte. »Wohl wahr. Ich habe aber die Aufzeichnungen überprüft. Die Bernadotte war während einer der periodischen Debatten über Militärbudgets eingemottet, die in den Zwanzigern mehrere Jahre vorherrschten. Erstaunlicherweise war sie gerade frisch überholt worden, als man sie auf den Schiffsfriedhof brachte.«
»Das erklärt auch, weshalb alles so
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