Lebenssonden: Roman (German Edition)
schön spiegelblank war, als wir sie übernahmen.«
»Ich will, dass Sie sie wieder für den Kampfeinsatz herrichten«, sagte Liu. »In zwei Wochen werden wir Munition und Personal an Bord nehmen. Leider ist das vielleicht schon zu spät. Also ziehen wir inzwischen alle entbehrlichen Männer und Material von der Hoffnung und der Z iolkowski ab, bevor sie nach Hause zurückfliegen. Wenn das Hauptquartier es herausfindet, ist es zu spät, um es noch zu verhindern. Ich will, dass die Bernadotte in nicht mehr als sieben Tagen einsatzbereit ist.«
Stassel pfiff. »Das wird sehr eng werden, Sir. Was ist überhaupt mit Botschafter Boswani und Oberst M’Buto?«
»Was soll mit ihnen sein?«
»Falls sie einen Angriff planen, werden diese ganzen Aktivitäten ihnen verraten, dass wir ihnen auf die Schliche gekommen sind.«
»Das wissen sie spätestens seit Yahayas Verhaftung. Wir werden sie halt irgendwie auf Trab halten müssen. Als Erstes sperren Sie die Waffendecks. Wenn irgendjemand Fragen stellt, erzählen Sie ihm, dass wir das Schiff in ein ständiges Hauptquartier für die Überholung der Sonde umwandeln. Inzwischen werden wir die ganze Delegation auf Eis legen. Glücklicherweise ist die Entscheidung, die Verhandlungen in die Concordiate zu verlegen, genau das, was der Doktor angeordnet hat …«
Stassel stemmte eine überdimensionierte Hantel und grunzte bei der Anstrengung, derweil er die vergangenen Tage hektischer Tätigkeit Revue passieren ließ. Die Mannschaft, die die Bernadotte ursprünglich für das Projekt Jungadler vorbereitet hatte, hatte sichergestellt, dass das Weltraumabrüstungsgesetz buchstabengetreu befolgt wurde. Jedes Lasergeschütz, Raketenabschussmodul und jeder Steuerstand für die Schnellfeuergeschütze war versiegelt worden, indem man die Zugangsluken mit den Rahmen verschweißt hatte. Das alte Fusionsraumschiff war so konzipiert, dass jeder Geschützstand in einem separaten Kokon aus Panzerstahl steckte. Diese Bauweise sollte bei einer Funktionsstörung der Waffen den Schaden begrenzen, und darüber hinaus sollten die Module für den Fall eines Treffers oder der teilweisen Zerstörung des Schiffs als unabhängige Feuerleitzentralen dienen. Das Eindringen in die Zentralen würde einen stundenlangen vorsichtigen Einsatz von Plasmaschneidbrennern erfordern.
Und wenn man dann einmal drin war, mussten die alten Systeme angefahren, überprüft und repariert werden. Das jahrzehntelange Dauerfeuer kosmischer Strahlung hatte die elektronischen Feuerleit-Mechanismen ruiniert und ihre vermeintlichen »Fest«-Platten gelöscht. Bei jedem dieser Probleme musste man in alten Aufzeichnungen stundenlang nach den Handbüchern für die jeweilige Ausrüstung suchen und noch mehr Zeit für die Entwicklung und Umsetzung eines Reparaturplans aufwenden.
Infolgedessen hatten Stassels Mannschaften in den letzten drei Nächten insgesamt weniger als acht Stunden geschlafen. Dabei hatten sie erst ungefähr ein Viertel der Hauptlaserbatterie des Schiffs wiederaufgebaut, und mit der Anpassung der Raketen der Kap der Guten Hoffnung an die veralteten Abschussvorrichtungen der Bernadotte hatten sie noch nicht einmal angefangen.
»Eric!«
Breas Stimme hallte durch den Fitnessraum. Stassel verringerte langsam die Spannung auf dem Federsystem, das das Gewicht der Hantel simulierte. Er richtete sich auf der Drückbank in eine sitzende Position auf. Sie war sichtlich aufgeregt, und der Grund war auch nicht schwer zu erraten. Vor diesem Moment hatte Stassel sich seit Tagen gefürchtet.
Er rückte auf der Bank für sie zur Seite. Sie setzte sich, und er nahm sie in die Arme. Sie presste das Gesicht an seine Schulter und brach in Tränen aus, als er sie sanft auf die Stirn küsste. »Was ist denn los?«, fragte er und kannte die Antwort bereits.
»Lisa hat mir gerade gesagt, dass Don festgenommen wurde!«
»Ja, ich weiß«, sagte er so sanft, wie er es vermochte.
Es war, als ob man ihr einen Stromschlag versetzt hätte. Sie riss den Kopf hoch und schaute ihm entsetzt in die Augen. » Du weißt es schon? «
»Ich war dabei, als Liu den Befehl dazu gab.«
»Aber wieso, um Himmels willen?«
»Die Anklage lautet auf versuchten Sicherheitsverstoß. Wir glauben, dass Don am versuchten Einbruch in die Kommunikationszentrale beteiligt war.«
»Aber ihr habt doch Angai Yahaya deshalb festgenommen.«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie gemeinsame Sache gemacht haben.«
»Das ist doch lächerlich!«
»Wirklich?
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