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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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an. »Gerade deshalb gibt es die Kolosse doch. Sie sind das Echte. Wir könnten an der Nordpol-Station zwei Raumanzüge beschaffen und einen Tagesausflug dorthin machen, wenn du magst.«
    Chryse schüttelte wieder den Kopf. Die Erkundung eines zwanzig Jahre alten Lastkahns reizte sie nicht, aber Rolands Vorschlag hatte eine vage Erinnerung geweckt. Es gab da etwas im Sonnenorbit, das sie sehr gern erkundet hätte.
    »Vermietet ihr auch Schiffe an der Nordpolstation?«
    »Nicht nötig. Die Steuerausrüstung der Raumanzüge ist erstklassig und gut erhalten. Gut, du könntest auch einen Scooter mieten, wenn du unbedingt willst, aber das kostet extra.«
    »Ich will keinen Scooter. Ich will ein Schiff! Etwas mit Beinen.«
    »Das ist aber teuer.«
    »Ich kann’s mir leisten.«
    Er zuckte die Achseln. »Es gibt ein paar Vermietungen in der Nordpolstation. Ich bin ein ganz guter Pilot. Ich fliege dich, wohin du willst.«
    »Nein danke. Da, wo ich hinwill, bin ich lieber allein. Vielleicht wird ein bisschen Einsamkeit mich aus diesem Stimmungstief rausholen, in das ich gefallen bin.«
    »Ein Solo-Flug ist aber gefährlich.«
    »Ich werde das schon schaffen. Schließlich führt der Computer das Schiff. Wenn ich in Schwierigkeiten gerate, wird er laut um Hilfe rufen, stimmt’s?«
    Er nickte. »In Ordnung, es ist dein Hals. Du wirst natürlich eine Einverständniserklärung unterzeichnen müssen.«
    »Natürlich.«
    »Wohin willst du überhaupt?«
    »Ich dachte, ich schaue mir einmal die Sonde an.«
    Vor dreihundert Jahren war ein Raumfahrzeug aus den Tiefen des interstellaren Raums im Sonnensystem erschienen. Fast sofort kam eine eingeschränkte Zweiwege-Kommunikation zustande, und alsbald stellte sich heraus, dass das Schiff ein von einem intelligenten Computer kontrolliertes Instrumentenpaket war.
    Der Computer, der sich selbst SONDE nannte, war von einer fortgeschrittenen Rasse von Wesen gebaut worden, die sie als »Die Schöpfer « bezeichnete. Diese Schöpfer hatten seit Jahrtausenden an der Entwicklung eines Überlichtantriebs für ihre Raumschiffe gearbeitet. Und in dieser langen Zeit hatten sie keinen Erfolg gehabt. Also waren sie angesichts schwindender heimischer Ressourcen und des Drucks, zu den Sternen ausgreifen zu müssen, auf die Idee gekommen, Lebenssonden zu den näheren Sternen zu entsenden, um mit anderen fortgeschrittenen Arten Kontakt herzustellen. Wenn eine Sonde in einem fremden Sternsystem ankam, verhandelte sie mit ihren Gastgebern, um ihre wissenschaftlichen Kenntnisse gegen die der Schöpfer zu tauschen. Nachdem sie sich dann alles verfügbare Wissen angeeignet hatte, kehrte die Sonde nach Hause zurück, um ihre Ladung zum stetig wachsenden Fundus der Schöpfer -Kenntnisse hinzuzufügen. Es war diese langsame Anhäufung des Wissens vieler Rassen, mit der die Schöpfer sich schließlich von dem Stern »emanzipieren« wollten, der ihr Kerkermeister geworden war.
    Im Lauf der Jahrhunderte waren Tausende von Lebenssonden von der Schöpfer -Sonne ins All entsandt worden. Sie reisten mit einer Geschwindigkeit, die etwa zehn Prozent der des Lichts betrug, und brauchten Jahrhunderte, um ihre Reise zu vollenden. Unterwegs lauschten sie in den Kosmos, immer auf Empfang für die Energieentladungen, die die Präsenz einer technologisch fortgeschrittenen Zivilisation verrieten.
    Lebenssonde 53935 hatte Pech gehabt. Zehn Jahrtausende hatte sie nach Intelligenz zwischen den Sternen gesucht und nichts gefunden. Auch als sie schließlich eine expandierende Blase aus menschlichem Radiorauschen fand, war es keineswegs sicher, ob das Blatt sich nun gewendet hatte. Denn die Menschheit rangierte auf der Schöpfer -Skala der Zivilisation weit unten – vielleicht sogar zu niedrig, um einer Lebenssonde bei der notwendigen Überholung zu helfen. Die Sonde hatte über das Problem der menschlichen Fähigkeiten monatelang nachgedacht, während sie der Sonne entgegenfiel. Schließlich hatte die Sonde fast im letzten Moment durch eine Fügung des Schicksals zugunsten der Menschheit entschieden.
    Eine allen FTL-Theorien zugrunde liegende Hypothese war, dass ein mit Überlichtgeschwindigkeit fliegendes Raumschiff auch im Normalraum nachweisbar sei. Theoretisch verursacht jedes materielle Objekt, das sich schneller bewegt als das Licht, eine Schockwelle im interstellaren Medium – eine Welle, die einem außen stehenden Beobachter als Quelle energiereicher Čerenkov-Strahlung erscheint.
    Seit hunderttausend Jahren hatten die

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