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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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erhob sich hastig. »Liebend gern.«
    Wie sich herausstellte, war Procyon’s Promise noch größer, als sie ursprünglich geglaubt hatte. Die ganze Kiste in weniger als zwanzig Minuten zu besichtigen erwies sich als Ding der Unmöglichkeit. Ihr erster Halt war die Nachrichtenzentrale, wo zwei Techniker inmitten der vielfältigen Geräuschkulisse des tiefen Raums saßen.
    »Was tun sie da?«, fragte sie.
    »Wir überwachen Ihre Kommunikation und versuchen, die Lücken in unseren Geschichtsbüchern zu füllen. Eigentlich führt PROM die Überwachung durch. Sie glauben hoffentlich nicht, dass wir Ihre Leute ausspionieren, Chryse.«
    »Überhaupt nicht. Sie wären auch schön dumm, wenn Sie ins System fliegen, ohne zu wissen, was Sie dort erwartet. Es hat nämlich schon Zeiten gegeben, als wir zuerst schossen und dann Fragen stellten. Zum Glück sind diese Tage längst passé.«
    Nach der Nachrichtenzentrale führte Terra sie zügig durch die Umweltkontrolle, den Hilfsantriebs-Raum und die hydroponischen Gärten. Immer wenn sie ein Dienst tuendes Besatzungsmitglied sahen, blieb Terra stehen und stellte Chryse vor. Bei der dritten Begegnung dieser Art stellte Chryse fest, dass die Tochter des Kapitäns eine besondere Wirkung auf die Besatzungsmitglieder zu haben schien.
    Selbst der bärbeißigste und schroffste Raumfahrer wurde weich wie Knetmasse, wenn er mit Terra sprach. Beim ersten Mal tat Chryse das noch als die normale Behandlung ab, die wohl jeder Frau an Bord eines Schiffs mit einer reinen Männerbesatzung zuteil würde. Ein paar weitere zufällige Begegnungen überzeugten sie jedoch davon, dass das, was sie hier sah, komplizierter war als der Routinebetrieb des männlichen Drüsenapparats. Insbesondere die älteren Besatzungsmitglieder schienen Terra auf eine Art und Weise anzusehen, die man durchaus als »Onkelstolz« bezeichnen konnte.
    »Sie scheinen sehr beliebt zu sein«, sagte Chryse.
    Die jüngere Frau grinste. »Wegen der Notwendigkeit, unsere Bevölkerung zu vergrößern, erwartet man von uns, früh zu heiraten und große Familien zu gründen. Ich bin erst achtzehn, und trotzdem bezeichnen die Leute zu Hause mich schon hinter meinem Rücken als alte Jungfer. Aber das ist mir egal. Ich komme nach meinem Vater. Alles, was ich je tun wollte, ist der Wunsch, ins All zu fliegen.
    Ich weiß noch, dass er mich immer auf seine Inspektions-Flüge mitgenommen hat. Die Techniker fanden es putzig, dass ich mich für ›Männerarbeit‹ interessierte. Sie haben mir dann immer etwas vom Schiff erzählt. Als ich zwölf war, bewarb ich mich bei der Raumfahrt-Akademie in First Landing . Das war ein richtiger Skandal. Bei der Überprüfung der Vorschriften stellte sich aber heraus, dass es keine Bestimmung gab, die Frauen die Teilnahme an der Aufnahmeprüfung verweigert hätte.
    Den Test bestand ich als Jahrgangsbeste, und so mussten sie mich quasi zwangsläufig einschreiben. Ich arbeitete hart, erbrachte gute Leistungen und graduierte in der Spitzengruppe meines Abschlussjahrgangs. Dann wurde ich einem der Scoutboote als Kopilot zugeteilt. Der Rest der Mannschaft scheint mich als eine Art Maskottchen adoptiert zu haben. Das macht mir aber nichts aus. Ich bin dort, wo ich immer sein wollte.«
    Sie erreichten eine offene Luke, aus der viele männliche Stimmen drangen. Terra blieb stehen an und wies in die entsprechende Richtung. »Da wären wir. Offiziersmesse – Quadrant Vier, Ausgangs-Korridor C-Drei, Beta-Deck.«
     
    Die Stimmen verstummten, als Chryse über das hohe Süll der Eingangsluke trat. Ein Dutzend Männer versammelten sich um die Luke. Alle trugen Galauniformen in einem dunkleren Blau und mit dekorativeren Abzeichen als die Uniformen, die sie früher am Tag gesehen hatte.
    »Hier ist sie, Vater«, sagte Terra, nachdem sie Chryse zu Kapitän Braedon geführt hatte.
    Braedon nickte. »Danke, Terra. Bürgerin Haller, ich möchte Ihnen meinen Ersten Offizier, Commander Calver Martin vorstellen.«
    »Bezaubernd«, sagte Martin, verneigte sich und küsste ihr die Hand – eine Höflichkeitsgeste, die auf der Erde schon vor zweihundert Jahren ausgestorben war.
    »Es ist mir eine Ehre, Sir«, sagte sie leicht verwundert.
    »Ich habe mir Ihr Schiff mal angeschaut. Ein schönes Gerät.«
    »Es ist ein Mietschiff. Trotzdem ist es schön.«
    Während sie sich mit dem Ersten Offizier unterhielt, kam ein Unteroffizier durch die Tür herein, die der von ihr und Terra benutzten gegenüberlag. Er hielt eine silberne Glocke

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