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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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hoch und läutete sie dreimal. »Meine Damen und Herren, das Essen wird serviert!«
    Chryse trug Kapitän Braedon ihren Arm an und wurde zu einem Tisch geführt, der aus dunklem Holz mit einer feinen Maserung geschnitzt war. Der Tisch war mit Platzdecken aus geschnittenem Kristall dekoriert. Braedon rückte ihr den Stuhl zurecht und nahm dann am Kopfende des Tisches Platz.
    Chryse schaute kurz in die Runde. Commander Martin hatte den Platz am anderen Ende des Tischs mit Terra Braedon zu seiner Rechten. Nachdem sie alle Platz genommen hatten, traten vier Stewards in weißer Livrée ein und schenkten eine purpurrote Flüssigkeit ein.
    Chryse schaute interessiert zu und wurde sich plötzlich bewusst, dass die Stimmung sich subtil geändert hatte. Hatten die Männer um sie herum eben noch entspannt gewirkt, waren sie nun aufmerksam. Es lag eine Spannung in der Luft. Als vierzehn Gläser gefüllt worden waren, nickte Kapitän Braedon Kaplan Ibanez zu. »Pater.«
    Kaplan Ibanez schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Als er zu sprechen anhob, war seine Stimme das sanfte und zugleich zupackende Instrument eines geschulten Redners. »Ich werde aus dem Buch von Pathfinder lesen .
     
    Wir gehen zu den Sternen, ohne uns Vorteile zu verschaffen oder gar Vorherrschaft anzustreben. Wir werden weder Herren noch Sklaven sein. Wir werden stolz, aber nicht eitel sein. Denn mit diesem Schiff haben wir endlich die Sünde des Brudermords von unseren Seelen getilgt.
     
    So sprach der Generalsekretär der Vereinten Nationen im Jahr des Herrn zweitausendundsechsundneunzig. Lasset uns beten.«
    Die doppelte Reihe der Männer in Blau senkte synchron die Köpfe. Chryse tat es ihnen gleich.
    »Vater unser, Schöpfer des Weltalls und der Menschen, Baumeister von Welten und Sonnen …« Aus dem Augenwinkel sah Chryse mehrere Leute sich bekreuzigen. Andere machten weniger deutliche Gesten. Ibanez fuhr fort: »Wir, Deine Diener, sind von vielerlei Glauben. Wir beten Dich auf mannigfaltige Weise an. Manche kennen Dich als Allah, andere als Vishnu oder Shiva, und wieder andere rufen Dich als Vater von Christus oder Gott von Moses an.
    Wir, die wir nichts ohne Deine Fügung sind, danken Dir, dass Du uns sicher nach Hause zu Vater Sol geleitet hast. Wir bitten Dich, dass Du uns auch weiterhin leiten mögest, dass wir wieder über die Berge und Täler von Mutter Erde zu schreiten vermögen. Weiter bitten wir Dich demütig, diese unsere größte Unternehmung zu segnen. Wir sind weit mit Deiner Hilfe gekommen. Wir bitten Dich auch weiter, uns dabei zu helfen, unsere Verpflichtungen gegenüber denen zu erfüllen, die vor uns gegangen sind. So beten wir, im Namen des Heiligen Georg und des Heiligen Franz, im Namen von Joseph Smith und dem des Propheten Mohammed.
    Amen.«
    Ein paar Sekunden der Stille folgten auf das, was Chryse definitiv für das ökumenischste Gebet hielt, das sie je gehört hatte. Sie vermochte die Zwänge nur zu erahnen, die so viele widerstreitende Ideologien zusammengeschweißt hatten beziehungsweise das gemeinsame Ziel, das dieses einigende Band darstellte.
    Der Kapitän erhob sich. Die Offiziere und Terra folgten seinem Beispiel. Chryse wurde von diesem abrupten Vorgang überrascht und erhob sich mit Verzögerung. Braedon stand kerzengerade da, und seine Augen schimmerten verräterisch. Er erhob das Weinglas. »Meine Damen und Herren. Ich gebe Ihnen Das Versprechen !«
    » Das Versprechen!«
     
    Chryse hob das Glas an die Lippen und leerte es zusammen mit den anderen. Als der Toast zu Ende war und alle sich wieder gesetzt hatten, wandte sie sich an Kapitän Braedon: »Eine anregende Zeremonie. Was ist ihre Bedeutung?«
    Der Ausdruck des Kapitäns zeigte seine Verwirrung und ein unergründliches, tieferes Gefühl. »Sicherlich hat die Erde nicht das Versprechen vergessen, das sie STELLVERTRETER gegeben hatte, bevor sie das Geschenk des Wissens der Sonde entgegennahm!«
    Chryse registrierte die gefühlsmäßige Intensität in seiner Stimme. Sie fühlte sich wie ein falscher Pater, den man gebeten hat, in der Kirche einen Gottesdienst abzuhalten. Bedächtig antwortete sie: »Ich bin mir wohl bewusst, dass ein Versprechen gegeben wurde …«
    Braedon lehnte sich zurück und schaute nach oben. »PROM.«
    »Ja, Robert.«
    »Erkläre der Bürgerin Haller Das Versprechen .«
    »Gern. Wie Sie wissen, Chryse, wurde die Sonden-Hauptpersönlichkeit beim Angriff von 2066 zerstört. Die untergeordnete Persönlichkeit, STELLVERTRETER,

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