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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Computer sagt, dass er mit über neunhundert Gravs beschleunigt! Könnte auch eine Rakete sein. Auf jeden Fall verhält es sich wie eine.«
    Tarns wandte sich seinem taktischen Berater zu. »Zum Teufel mit dem Auftrag, Leutnant. Auf Gefechtsstation gehen.«
    »Aye, Aye, Sir.«
    In dem Moment, als der Gefechtsalarm ertönte, heischte Tarns Konsole mit einem Piepen um Aufmerksamkeit. Er ignorierte es, bis er sich den Helm übergestülpt und verriegelt hatte. Rundum folgten die Techniker seinem Beispiel und kämpften gegen die hohe Schwerebelastung an. Dann nahm Tarns den Anruf an.
    »Leutnant Santos, Sir. Kommunikation.«
    »Was gibt es, Santos?«
    »Ich empfange einen Anruf auf mehreren Zivilfrequenzen. Er kommt vom Kontakt auf unserer Bahn. Eine Frau bittet um Erlaubnis zum Rendezvous mit der Victrix , Sir.«
    Trotz der Beschleunigung, die ihn auf den Sitz zog, hatte Commander Tarns das Gefühl, als ob plötzlich eine große Last von ihm abgefallen sei. »Eine Frau, Leutnant?«
    »Jawohl, Sir. Eine ziemlich attraktive noch dazu. Sie sagt, dass sie ein Nachkomme der Pathfinder -Expedition sei.«
    »Na, dann sitzen Sie doch nicht wie ein Holzklotz rum, mein Junge. Sagen Sie ihr, die Erlaubnis sei erteilt. Und noch was, Santos.«
    »Ja, Sir?«
    »Heißen Sie sie im Sonnensystem willkommen!«

38
     
    Henri Duval hatte längst vergessen, weshalb er einmal das Amt des Vorsitzenden der Gemeinschaft der Nationen angestrebt hatte. Ein Dutzend Jahre auf diesem Posten hatten ihn fast davon überzeugt, dass das Motiv – was für eins auch immer er gehabt hatte – eher fragwürdig war. Ein paarmal hatte er seiner langmütigen Frau schon gesagt, dass er am liebsten sofort aufhören würde; wenn nur dieses Problem oder diese Krise nicht so furchtbar dringlich gewesen wäre. Die Antwort von Frau Duval war immer die Gleiche: Sie wies ihn darauf hin, dass er nur dann mit Rücktritt drohte, wenn er keine Chance sah, in die Vollversammlung aufgenommen zu werden. »Außerdem«, schloss sie immer, »wo sonst würdest du ein Büro mit einer so schönen Aussicht finden?«
    Henri Duvals Büro war aus Naturstein gemauert, und das vom Fußboden bis zur Decke sich erstreckende Fenster war in eine Klippe hoch in einer Bergflanke eingelassen. Er stand oft am Rand des Abgrunds und ließ den Blick in die Ferne schweifen. Die großartige Aussicht hatte eine beruhigende Wirkung, die nur wenige andere Tätigkeiten in seinem Leben erreichten.
    Hundert Kilometer im Süden lag die blauweiße Wand des Mont Blanc-Massivs wie ein hemmender Riegel zwischen ihm und dem weiten Horizont. Näher, aber auch noch durch den Dunst der Entfernung verschleiert, glitzerte der Genfer See mit eisigem Glanz. Um den See herum erstreckte sich die Stadt gleichen Namens in alle Richtungen bis zum Fuß der umliegenden Berge; dieser Anblick erinnerte Duval an eine Hochwasserstandsmarke, die ein besonders schweres Frühlingshochwasser hinterlassen hatte.
    Die ganze Szenerie wurde von Terrassen aus schwarzen Würfeln gekrönt, die aus den Berghängen im Norden der Stadt ragten. Diese Würfel waren der Teil des Hauptquartiers der Gemeinschaft der Nationen, das Sichtkontakt mit der Außenwelt hatte. Der Rest des weit verzweigten Baus lag tief im Innern der Berge. Es war die höchste Ebene dieses unterirdischen Komplexes, von der Henri Sebastian LaForge Duval auf die unter ihm liegende Stadt schaute.
    Ein Läuten ertönte hinter ihm, und Duval drehte sich mit einem Seufzer zum gediegen getäfelten Büro um. Zusätzlich zu dem wuchtigen Schreibtisch enthielt das Büro einen Konferenztisch mit zwölf Stühlen und einen intimen Gesprächsbereich mit Sofas und plüschigen Sesseln. An der linken Seite prangte das Großsiegel der Gemeinschaft der Nationen erhaben an einer mit Teakholz getäfelten Wand.
    Die Stahltür zwischen dem Vorzimmer und dem Büro glitt leise zischend in die Wand. Zwei Männer traten ein. Es handelte sich um Sergei Vischenko und Javral Pere.
    »Ah, Sergei, pünktlich wie immer«, sagte der Vorsitzende und schritt zur Begrüßung seiner Besucher.
    »Guten Morgen, Sir. Ich glaube, meinen Assistenten, Staatssekretär Pere, kennen Sie bereits.«
    »Der Bürger Pere und ich sind uns vor drei Jahren in Buenos Aires begegnet.«
    »Ja, Sir«, erwiderte Pere. »Schön, dass Sie sich noch an mich erinnern.«
    Duval führte Vischenko und Pere zum Konferenztisch. Als sie sich gesetzt hatten und nachdem seine zwei Besucher eine Erfrischung höflich abgelehnt hatten, lehnte

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