Lebenssonden: Roman (German Edition)

Chief. Aber gut aufpassen.«
    »Aye, Aye, Sir.«
    Braedon sah eine stählerne Wand nach oben verschwinden, als Hanada die Nase des Landungsboots vorsichtig im Andockmechanismus arretierte. Genauso schnell, wie die durch den leichten Aufprall entstandenen Schwingungen abklangen, schlängelte sich ein Schlauch zur Luftschleuse des Boots. Ein paar Sekunden später zeigte die Schalttafel das Vorhandensein von Druck und Sauerstoffe jenseits der Außentür der Luftschleuse an.
    »Andockvorgang beendet, Kapitän.«
    »Sehr gut, Chief. Ich werde mich per Kommunikator melden, sobald wir sicher an Bord der Station sind. Dann legen Sie ab und kehren zum Schiff zurück.«
    »Sind Sie sicher, dass ich das tun soll, Sir? Ich würde mich viel besser fühlen, wenn ich in der Nähe bliebe.«
    »Nicht nötig, Chief. Es gibt nichts, was Sie in einem Notfall tun könnten. Wenn ich zurückwill, werde ich Sie rufen.«
    »Aye, Aye, Sir.«
    Braedon schnallte sich vom Sitz los, öffnete die Luke an der Rückseite der Pilotenkabine und ging in die Hauptkabine. Horace Price und Chryse Haller warteten dort auf ihn. Er führte sie in die enge Luftschleuse, schaltete die interne Schwerkraft aus und öffnete die Außentür. Hinter der Tür war ein faltenbalgartiger Transferschlauch. Braedon bückte sich, stieß sich ab und rutschte kopfüber durch den Schlauch. Die anderen folgten ihm. Hinter einer zweiten Luftschleuse gelangten sie in eine große, kugelförmige Abteilung.
    Ein Dutzend Raumwacht-Soldaten war auf einem Gitterrost-Deck verankert.
    »Ehrenformation, Achtung!«
    Die Soldaten nahmen Haltung an und grüßten, wobei aus einem unsichtbaren Lautsprecher martialische Klänge ertönten. Zwei Männer standen im Mittelpunkt der Kugel in Hab-Acht-Stellung. Braedon identifizierte einen als Kapitän der Victrix . Der andere Mann war ein Fremder. Als die letzten Töne der bombastischen Hymne verklangen, stieß Commander Tarns sich ab und schwebte zu der Stelle, wo die Abordnung der Alphaner wartete.
    »Endlich begegnen wir uns einmal, Kapitän«, sagte er und reichte Braedon die Hand. »Wir haben schon so oft am Bildschirm miteinander gesprochen, dass ich das Gefühl habe, Sie bereits persönlich zu kennen.«
    »Geht mir genauso«, sagte Braedon und ergriff die ausgestreckte Hand.
    Der Kapitän der Solarier wies auf den silberhaarigen Mann im Zentrum der Andock-Kugel. »Wollen wir zum Chief gehen?«
    Sie folgten Tarns. »Kapitän Robert Braedon vom Sternenschiff Procyon’s Promise , ich habe die Ehre, Ihnen Seine Exzellenz, den Hochwürdigen Sergei Ivanovitsch Vischenko, Ältester des Rats der Planetarischen Berater, vorzustellen.«
    »Willkommen im Sonnensystem, Kapitän.«
    Braedon staunte über den festen Händedruck des Beraters. Danach stellte er den Gelehrten Price vor. Vischenko schüttelte ihm die Hand, hieß auch den Wissenschaftler im Sonnensystem willkommen und wandte sich dann Chryse Haller zu.
    »Und das ist unser Gast, Chryse Lawrence Haller.«
    »Ja«, sagte Vischenko. »Ich kenne den Vater der Dame. Ich freue mich, Sie zu sehen, meine Liebe, bin aber auch etwas verwirrt wegen Ihrer Anwesenheit hier.«
    Chryse lächelte. »Kapitän Braedon war so freundlich, mir die Gastfreundschaft seines Schiffs anzubieten. Ich revanchiere mich dafür, indem ich als Übersetzer diene.«
    Vischenkos Augenbrauen gingen leicht in die Höhe. »Ich finde, dass der Kapitän ein ausgezeichnetes Standard spricht. Wozu braucht er dann einen Übersetzer?«
    »Die Sprache hat sich seit der Zeit meiner Vorfahren stark verändert«, sagte Braedon. »Chryse war uns eine große Hilfe, Ihre modernen Ausdrücke und Redewendungen zu erlernen.«
    Vischenko nickte. »Wie Sie wünschen. Wollen wir nicht ins Habitat gehen? In der Schwerelosigkeit habe ich mich noch nie wohl gefühlt.«
     
    An Bord des Habitats wurden sie in eine Räumlichkeit mit der Bezeichnung MESSEHALLE geführt. In der Mitte war ein langer Metalltisch, vor dem ein Dutzend Stühle am Deck befestigt waren. Vier Plätze waren besetzt, als sie hereinkamen.
    Sergei Vischenko ging zum Tisch und bedeutete den Alphanern, ihm zu folgen. »Bürgerin Haller, ich glaube, meinen Assistenten, Staatssekretär Pere, kennen Sie bereits.«
    »Wir sind alte Freunde«, sagte Chryse. »Hallo, Javral, wie geht es Ihnen?«
    »Mir geht es gut, Chryse. Ich bin froh, dass Sie in Sicherheit sind. Ich war sehr in Sorge, als Sie vermisst gemeldet wurden.«
    »Kein Grund zur Sorge. Kapitän Braedon ist ein sehr zuvorkommender