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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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treffen, ob wir uns ihnen bei diesem Abenteuer anschließen, die Schöpfer der Sonde ausfindig zu machen?«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen meinen Rat?«
    »Ich nehme an, das war eine rhetorische Frage; Sie wissen verdammt genau, dass ich Ihren Rat will.«
    »Mein Rat an Sie, Vorsitzender, ist ganz einfach. Sie werden zu den Sternen ausgreifen müssen, ob Sie wollen oder nicht. Sie sollten sich schon einmal mit dieser Idee anfreunden.«
    Duval seufzte und schaute auf die mit Leberflecken übersäte Hand, mit der Betrain den Stock umklammerte. Früher war diese Hand fest wie ein Fels gewesen, das professionelle Werkzeug eines fähigen Mikrobiologen. Nun zitterte sie. »Wissen Sie, Josip, manchmal glaube ich, dass Sie es mit Ihrer Rolle als Orakel von Delphi etwas übertreiben. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir die letzte Bemerkung zu erklären?«
    »Das hat überhaupt nichts Orakelhaftes. Wenn Sie sich dafür entscheiden, grünes Licht für die Expedition zu geben, werden Sie eine eigene Schiffsflotte bauen müssen, um sie zu begleiten. Es ist doch offensichtlich, dass sie die Welt der Schöpfer allein niemals finden werden. Schon die Logistik ist viel zu aufwendig, als dass ihre Gesellschaft das handhaben könnte. Und, Henri, wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass bei der Erfüllung dieses ihres ›Versprechens‹ die Erde gefährdet wird, werden Sie diese Sternenflotte umso mehr brauchen.«
    »Ich vermag Ihnen nicht zu folgen.«
    »Papperlapapp. Wenn er mit unangenehmen Tatsachen konfrontiert wird, neigt sogar ein Vorsitzender dazu, die Augen davor zu verschließen. Die Chronisten werden deshalb davon künden, dass es meine Lippen waren, über die diese schicksalhaften Worte kamen.« Betrain richtete sich auf und schien aus dem tiefsten Innern Kraft zu schöpfen. Dann setzte er zu einem Vortrag an – aber nicht im üblichen heiseren Flüstern, sondern mit monotoner, dünner Stimme:
    »Falls Professor Williams’ Szenario zutrifft, Vorsitzender, ist es Ihre vordringliche Pflicht, die Alphaner daran zu hindern, das FTL-Geheimnis irgendeiner fremden Spezies preiszugeben. Das schließt auch die Wesen mit ein, die die Sonde bauten. Wenn das Geheimnis erst einmal gelüftet ist, ist der Geist aus der Flasche ! Es gibt offensichtlich nur eine Möglichkeit, die Verbreitung einer gefährlichen Technologie zu stoppen: Man muss an der Quelle ansetzen. Zu diesem Zweck werden Sie die Kontrolle über Procyon VII übernehmen müssen. Es ist möglich, dass Sie gezwungenermaßen einen Part übernehmen, den Sie lange verachtet haben – den eines imperialistischen Aggressors, der einen provozierten Angriff gegen Leute führt, die ihm überhaupt nichts getan haben.«
    »Ich schließe daraus, Josip, dass Sie mit Professor Williams’ Einschätzung der Gefahr übereinstimmen?«
    »Das tue ich nicht!«, knurrte der alte Mann. Ein Rasseln ertönte tief in seiner Brust, und er erlitt einen heftigen Hustenanfall. Als der Krampf sich gelöst hatte, richtete er sich auf, starrte Duval mit wässrigen Augen an und fuhr fort. »Studieren Sie Ihre Geschichte, Mensch! Bei jedem einzelnen Schritt vorwärts, den die Menschheit gemacht hat, war flugs jemand zur Stelle, der sich vor dem Umbekannten fürchtete. Nur dass die ›Bedenkenträger‹ bisher hundertprozentig falsch gelegen haben. Also kommen Führer, die in kritischen Momenten die Nerven verlieren, in der Geschichte schlecht weg.
    Aber meine Meinung zählt nicht. Ihre auch nicht. Wir dürfen die Möglichkeit nämlich nicht außer Acht lassen, dass die Colin Williamses dieser Welt diesmal Recht haben. Vielleicht ist die Galaxis voll mit Alien-Ungeheuern, die darauf lauern, dass sie eine Schiffsladung ahnungsloser Menschen in die Fänge bekommen.«
    Duval seufzte. »Was schlagen Sie also vor?«
    »Nutzen Sie die Datenbanken. Graben Sie aus den Archiven der Sonde alles aus, was Sie über die Gesetze, Sitten und Traditionen der bekannten Rassen in Erfahrung bringen können. Erstellen Sie Computersimulationen der ethischen Struktur jeder Spezies und stellen Sie ihnen die Frage in absentia. Wenn Sie die wahrscheinlichen Antworten kennen, vermögen Sie auch die Wahrscheinlichkeit zu extrapolieren, mit der im Zuge der Expedition der Alphaner dreiarmige, grün bepelzte und aus allen Rohren feuernde Monster über die Erde kommen werden.«
    Duval ließ sich Betrains Rat für eine Weile durch den Kopf gehen. Schließlich schaute er auf und sah seinen alten Mentor an. »Wissen Sie, das könnte hinhauen! Die

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