Lebenssonden: Roman (German Edition)
Xenologen haben bereits seit Jahrzehnten diesbezüglich eine Vorarbeit geleistet. Wir können uns schon auf eine große Datenbasis stützen.«
»Noch nicht groß genug, würde ich wetten. Der schiere Umfang der Datenbanken macht einen vollständigen Überblick über jedes Thema nahezu unmöglich. Sie werden verdammtes Geschick bei der Programmierung von Suchroutinen brauchen, um überhaupt etwas zu finden. Trotzdem ist das nur ein kleines technisches Detail.«
»Ein kleines technisches Detail, für dessen Lösung ein paar tausend EDV-Experten erforderlich sind. Wie sollen wir eine Forschungsanstrengung dieser Größe verheimlichen?«
»Das muss überhaupt nicht verheimlicht werden. Dieser Gelehrte der Alphaner – Price, richtig? – hat Ihnen doch das perfekte Alibi geliefert. Er behauptet, dass diese Sternenreisenden den Antrieb erfunden hätten, weil sie über ein physikalisches Gesetz stolperten, das alle anderen übersehen zu haben scheinen. Das ist doch eine plausible Begründung.
Wissenschaft ist keine ›Loseblattsammlung‹ von Fakten, müssen Sie wissen. Es handelt sich um ein zusammenhängendes Ganzes! Was auch immer die Sternenreisenden da draußen entdeckten, ist noch dort. Es wartet darauf, wiederentdeckt zu werden. Es muss ein physikalisches Phänomen geben, das zwar alle gesehen, aber nur die Sternenreisenden verstanden haben. Wir werden bekannt geben, dass wir Daten bezüglich beobachteter Phänomene sammeln, die niemand zu erklären vermag, und dass wir vorhaben, Gebiete zu identifizieren, die einer weiteren Untersuchung bedürfen.«
»Und wie sollen wir inzwischen mit den Alphanern verbleiben?«
Betrains keckerndes Lachen war von seinem Hüsteln kaum zu unterscheiden. »Wir nehmen ihre Bedingungen natürlich an! Wie auch immer Sie sich entscheiden, Sie werden diese Flotte von Sternenschiffen brauchen. Ich schlage vor, dass Sie Ihr breitestes Grinsen aufsetzen, sie Ihrer unverbrüchlichen Freundschaft versichern und alle Daumen drücken, dass Sie damit Erfolg haben!«
Als eine Verhandlungswoche mit den Solariern vergangen war, wurde Robert Braedon sich bewusst, dass die Erdlinge Zeit zu schinden versuchten. Dass sie Anweisung hatten, keine Entscheidungen zu treffen, bis sie sich mit einer höheren Instanz in Verbindung gesetzt hatten – und das gaben sie auch freimütig zu. Was Braedon aber störte, war, dass sie ihm gegenüber nicht ganz ehrlich waren.
In dem Maß, wie die Gesprächsthemen sich erweiterten, war die Delegation der Alphaner gewachsen. Zuerst hatte Grigori Watanabe verlangt, berücksichtigt zu werden. Dann Kaplan Ibanez. Und seit zwei Tagen wollte auch Terra einen Platz an Bord des Pfadfinder-Bootes ergattern, das jeden Morgen zur Station der Solarier abflog.
Chryse Haller war ebenfalls eine ständige Konferenz-Teilnehmerin. Ihre offizielle Version verlor nach ein paar Tagen jedoch an Glaubwürdigkeit. Es war nämlich für jeden offensichtlich geworden, dass sie bei den Verhandlungen aktiv die Interessen der Alphaner vertrat. Wie auch immer Sergei Vischenko ihre »Desertion« beurteilte – er war sehr darauf bedacht, die Maske urbaner Höflichkeit nicht fallen zu lassen.
Zumal die offiziellen Sitzungen auch nicht der einzige Kontakt zwischen den zwei Seiten waren. Nach der ersten Tagung waren die Alphaner und Chryse Haller eingeladen worden, zum Dinner zu bleiben. Der Champagner floss in Strömen. Braedon und Javral Pere beschlossen den Abend, indem sie zotige Witze austauschten.
Zwei Tage später war Braedon an Bord der Procyon’s Promise Gastgeber bei einem Dinner für die Delegation der Solarier, die Offiziere der drei Kreuzer, die sie eskortiert hatten und den Kommandanten und Ersten Offizier der Raumstation. Die Party war ein riesiger Erfolg: Es gab Hochland-Brandy statt Champagner und krasni statt Kaffee. Später besichtigten kleine Gruppen beschwipster Führer und Gäste das Schiff und staunten im Maschinenraum über die massiven Feldspulen des Sternenantriebs. Braedon bemerkte, dass ein paar Offiziere der Solarier erstaunlich schnell wieder nüchtern zu werden schienen, während sie den Blick über die Verkleidungen der Sternenantriebs-Generatoren schweifen ließen.
Im Anschluss an die fünfte Sitzung gab die Raumwacht eine Party an Bord der Ipsilante . Dieses Schiff war größer als die Victrix , und ein Dutzend geladener Alphaner kam in den Genuss einer Besichtigungstour durch den Kreuzer der Solarier. Diesmal waren es die Kolonisten, die so taten, als ob
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