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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Vizekommodore Tarns informieren.«
    »Jawohl, Sir.«
    Die erste Welle verließ die Erde zum vorgesehenen Termin. Braedon sah von der Brücke der Promise zu, wie sechs riesige Kugeln mit blinkenden Positionslampen dicht an ihm vorbeiflogen und Kurs in die Tiefen des Alls nahmen.
    Das letzte Schiff in der Linie war die Schwert von Aragon . Ein Sturm der Gefühle kam in Braedon auf, als sie sich auf gleicher Höhe mit der Procyon’s Promise befand. Terra war nämlich an Bord der Aragon – als Pilotin eines der Scoutboote, die das Schutzstätten -System erkunden würden. Später, wenn die eigentlichen Bauarbeiten auf der Expeditionsbasis begannen, sollten die Scoutboote Vorräte und Arbeiter von den Frachtern zur Baustelle transportieren.
    Braedon starrte noch für eine Weile nach oben in die schwarze Leere, nachdem die Aragon verschwunden war. Dann erhob er sich vom Kommandantensitz und ging zur Brücken-Luke. Als er halb in der Luke steckte, hielt er inne, drehte sich um und schaute ein letztes Mal den gestarteten Schiffen nach.
    Sechsunddreißig Stunden später erreichte die Flotte der ersten Welle Hypergeschwindigkeit und verschwand.
     
    »Ausbruch erfolgt. Verschlusszustand wird aufgehoben.«
    Braedon setzte sich, schaute auf und sah die tortenstückartigen Schilde in der Führung verschwinden. Der Himmel jenseits der Sichtkuppel war nach wie vor schwarz, aber es war nicht mehr die bedrückende, höllische Finsternis der Hypergeschwindigkeit. Eine Zusammenballung heller, blau verschobener Sterne schwebte am Zenit der Sichtkuppel.
    »Wo sind wir, PROM?«
    »Ich schätze ein halbes Lichtjahr von Schutzstätte entfernt.«
    »Bist du sicher?«, fragte er, legte den Kopf in den Nacken und schaute auf die perspektivisch verzerrten Konstellationen. »Ich sehe verdammt noch Mal überhaupt nichts.«
    »Ganz sicher, Robert. Ich werde gleich ein genaues Bild haben.«
    »Irgendwelche Anzeichen vom Flottenleuchtfeuer?«
    »Nicht in dieser Entfernung«, entgegnete der Computer. »Die erste Gruppe von Schiffen ist erst vor drei Monaten hier angekommen. Der Laserstrahl hat doch noch gar keine Zeit gehabt, so weit zu laufen.«
    »Richtig«, sagte Braedon vergrätzt, weil PROM ihn an die elementarste Tatsache des Sternenreisens hatte erinnern müssen: dass die 300 000 Kilometer pro Sekunde der Lichtgeschwindigkeit ein virtuelles »Kraulen« angesichts interstellarer Entfernungen sind.
    »Was ist mit Sternenschiff-Signaturen?«
    »Unsere eigene Signatur verhängt den gesamten Himmel hinter uns. Es wird mindestens eine Stunde dauern, bis ich einen Durchblick habe.«
    Braedon nickte. Wenn ein Sternenschiff durch die dünne Materie des interstellaren Raums pflügte, schob es Staub und Wasserstoff in einer Bugwelle vor sich her. Die dem Sternenantrieb innewohnende titanische Energie erhitzte die gefangene Materie bis zur Weißglut, sodass sie Röntgenstrahlen und mehrere Varianten energiereicher Partikel in einem schmalen Kegel entlang der Flugrichtung des Schiffs aussandte. Einem stationären Beobachter im Raum würde das »Signatur« als einzelner Strahlungspunkt erscheinen, der mit Lichtgeschwindigkeit zurückfiel.
    Der Punkt würde mit zunehmender Zeit und Entfernung verblassen und schließlich im kosmischen Hintergrundrauschen völlig untergehen.
    PROMs Problem bestand nun darin, dass der durch Promise’s Durchgang verursachte Strahlensturm immer noch nur ein paar Lichtminuten entfernt war. Er war so nah, dass er den Himmel bedeckte und die gesamte Hemisphäre hinter ihnen verhüllte. Später, wenn die Strahlenquelle sich weiter zurückgezogen hatte, hätte sein scheinbarer Durchmesser sich verringert – und dann wäre es möglich, die viel weiter entfernten Signaturen zu sehen, die vom Durchgang der ersten Welle der Expedition zurückgeblieben waren.
    »Wünschen Sie eine Pause, bis wir ein Signal bekommen, Robert?«
    »Negativ.«
    »Dann habe ich einen kurzen Hypergeschwindigkeitssprung berechnet, um uns an den Rand des Schutzstätten -Systems zu bringen. Habe ich Ihre Erlaubnis, den Sternenantrieb zu aktivieren?«
    Braedon nickte. »Erlaubnis erteilt.«
    PROMs Stimme ertönte sofort in den Intraschiff-Meldern. »An alle: auf eine Rückkehr zur Hypergeschwindigkeit vorbereiten. Voraussichtliche Ankunftszeit im Schutzstätten -System zwei Stunden.«
    Schilde glitten über die Sichtkuppel, und die Promise hallte erneut vom kraftvollen Summen des Sternenantriebs wider. Zwei Stunden später wurde das Ausbruchs-Ritual wiederholt.

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