Lebenssonden: Roman (German Edition)
die Rechnung. Allmählich glaube ich, dass dein Vater mich nicht mag.«
»Ach, Quatsch! Vater weiß doch noch gar nichts von uns«, rief Terra. »Aber wenn ich so darüber nachdenke, wird er dich vielleicht mit einem slowboat nach Hause schicken, wenn er es herausfindet.«
»Ach, Pilotin Braedon, ich dachte mir schon, dass ich Sie hier finden würde«, sagte Chen, als er hinter Terra auftauchte.
»Ja, Sir! Was kann ich für Sie tun?«
»Ihr Vater hat darum gebeten, dass Sie ihn nach der Besprechung in seinem Quartier treffen. Wissen Sie, wo das ist?«
»Äh, nicht genau.«
»Untere Ebene, Gang Fünf, Suite Zehn. Soll ich Sie von jemandem dorthin bringen lassen?«
»Nein, ich werde es schon selbst finden. Hat er einen Zeitpunkt genannt?«
»Die Besprechung soll eine Stunde dauern. Ich schlage vor, dass Sie ihm danach noch etwas Zeit geben, sich zu sammeln.«
»Jawohl, Sir.«
Als Chen gegangen war, musterte Terra nervös ihren Overall. »Verdammt, ich hatte nicht damit gerechnet, ihn vor heute Abend zu sehen!«
»Was ist denn los?«, fragte Davidson.
»Sieh mich doch nur an! Ich muss mir unbedingt mal wieder die Haare kämmen, auf dem ganzen Overall sind eingetrocknete Fettflecke und die Stiefel müssen auch geputzt werden.«
»Du bist auch so schön genug. Außerdem ist er dein Vater. Er wird nicht darauf achten.«
»Er nicht, aber ich. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich allein unterwegs gewesen bin. Ich will ihm beweisen, dass ich auf mich selbst aufpassen kann.«
»Gut, er hat dir eine Stunde gegeben. Wenn ich mich nicht irre, hängt eine Galauniform in deinem Raumanzugs-Spind an Bord der Sirenengesang .«
»Stimmt!«, rief Terra und sprang vom Tisch auf. »Das hatte ich ganz vergessen. Würdest du mich entschuldigen, Liebling? Das ist wichtig für mich.«
Davidson grinste. »Aber klar doch. Ich werde dich später hier treffen.«
»Danke!«, rief Terra über die Schulter und eilte zum Eingang der Messe. Ohne den Schritt zu verlangsamen, betrat sie den dahinter liegenden Gang und lief auch prompt in einen Passanten hinein.
»’tschuldigung, war mein Fehler«, murmelte Terra und wollte um das Opfer herumgehen.
» Terra! «
Terra schaute auf und stellte überrascht fest, dass sie mit Chryse Haller zusammengerumst war.
»Chryse! Was tun Sie denn hier?«
»Was heißt ›was ich hier tue‹? Ich bin Assistentin des Zahlmeisters an Bord der Procyon’s Promise . Wohin sollte ich sonst kommen, um dafür zu sorgen, dass unsere Vorräte nach einem halben Jahr im Weltraum wieder aufgefüllt werden?«
»Aber ich hatte gehört … ich meine, da gab es dieses Gerücht an Bord der Aragon , nachdem wir die Erde verlassen hatten, dass … äh, dass Sie aufgegeben hätten.«
Chryse lachte. »Es sieht Harrold ähnlich, so ein Gerücht in die Welt zu setzen. Wir hatten in der Woche, bevor die zweite Welle startete, eine ziemlich lebhafte Unterhaltung bezüglich meiner Teilnahme an diesem Flug. Glauben Sie mir, ich habe nie daran gedacht, die Expedition zu verlassen. Schließlich konnte ich meine Flugkameradin doch nicht hängen lassen, oder?«
Terra lachte. Nach dem ersten Rückflug nach Procyon war Terra Chryses Fremdenführerin zu den Sehenswürdigkeiten von Alpha gewesen. Die beiden hatten alles zusammen gemacht. Sie waren in First Landing einkaufen gegangen, wo Chryse den Ladenbesitzern das Gefühl vermittelt hatte, als ob sie die neueste Mode aus Paris und Moskau verkauften. Sie hatten hoch zu Ross Randall’s Ridge erklommen. Und dann hatte Terra es arrangiert, dass an einem denkwürdigen Wochenende zwei ihrer Ex-Klassenkameraden sie auf einen Segeltörn im Mandan-Fjord mitnahmen …
»Ich habe etwas Freizeit«, unterbrach Chryse Terras Erinnerungen und wies in Richtung der Messe. »Gehen wir rein und unterhalten uns.«
»Ich kann leider nicht!« Terra erklärte ihr eilig, dass sie sich bei ihrem Vater melden sollte, und endete mit: »Ich war gerade auf dem Weg zum Boot, um mich frisch zu machen und die Reserveuniform anzuziehen.«
»Gut«, erwiderte Chryse. »Ich werde mit Ihnen kommen. Wir können reden, während Sie sich fertig machen.«
Auf dem Weg zum Scoutboot unterhielten sie sich darüber, was seit ihrer letzten Begegnung alles geschehen war. Terra erzählte Chryse von Jim Davidson.
»Ich würde ihn gern kennen lernen«, sagte Chryse.
»Sie kennen ihn schon!«
»Wirklich?«
»Er sagt, dass er Sie vom Von-Braun-Grandhotel zurückgeflogen hat, nachdem Sie die Procyon’s
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