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Lebenssonden: Roman (German Edition)

Lebenssonden: Roman (German Edition)

Titel: Lebenssonden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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knackte: Die Luftschleuse wurde abgedichtet und der Kapseldruck stabilisiert.
    »Schau nach, ob du richtig angeschnallt bist«, sagte er und nahm die entsprechende Durchsage um eine Zehntelsekunde vorweg. »Drück den Kopf fest gegen die Kopfstütze. Du kannst den Kopf drehen, um aus dem Fenster zu sehen, aber der Hals muss fest abgestützt sein. Die Start-Beschleunigung für Crisium-Tycho beträgt fast vier g . Wenn du versuchst, den Kopf zu heben, wirst du dir einen Halswirbel ausrenken.«
    Er befolgte seine eigenen Instruktionen und bohrte sich förmlich in den Sitz, während er geistesabwesend zuhörte, wie eine kehlige Frauenstimme die Notfallanweisungen durchsagte. Die Kapsel setzte sich ruckend in Bewegung. Der Blick aus dem Fenster wurde plötzlich verstellt, als sie ins schwarze Maul des Massetreibers einfuhren.
    »Los geht’s!« Der Beschleunigungsschub baute sich schnell zu den vier g auf, die er Lisa angekündigt hatte. Nach vierzig Sekunden hatte die Kapsel sich bereits dreißig Kilometer vom Raumhafen entfernt und raste mit fünftausendfünfhundert Kilometern pro Stunde dahin.
    Auf den letzten zehn Kilometern fächerte der Massetreiber sich in drei separate Spuren auf, von denen jede in eine andere Richtung wies. Dann stieg er zum Picard-Lick-Hochland an, dessen Gipfel über den Horizont lugten. Die Tycho-Kapsel nahm die mittlere Spur, schoss aus dem letzten Führungsring und stieg auf einer flachen elliptischen Bahn auf. Stassel sah die schattigen Gipfel scheinbar zum Greifen nah an sich vorbeihuschen.
    Er machte Lisa auf die Landmarken aufmerksam, die unten vorbeizogen. Als das Tranquility -Denkmal achtern hinter dem Horizont verschwunden war, drehte das Ei sich langsam um die Hochachse – ein Zeichen dafür, dass die Hälfte der Strecke bewältigt war.
    Die Ankunft auf der Tycho-Basis erfolgte auf die gleiche atemberaubende Art und Weise wie der Start. Sie sahen den Fangring von Tycho auf dem Schott-Bildschirm anschwellen. Als ein Zusammenstoß unvermeidlich schien, erfolgte eine brutale Verzögerung, es ruckte ein paarmal, und sie waren unten.
    »Juhu!«, rief Lisa und öffnete das Gurtschloss.
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete Stassel ihr bei. Sie quetschte sich an ihm vorbei, und dann schnallte er sich auch los und schloss sich den Leuten an, die die Kapsel verließen. In der Terminalkuppel sah er, dass Lisa in Begleitung einer Frau war. Sie versuchten, sich anhand einer Karte der Tycho-Basis zu orientieren – eine Karte der Art, wie freundliche Souvenirläden sie seit Anbeginn der Zeit an ahnungslose Touristen verhökerten.
    Stassel pfiff leise. Die Betreuerin des Mädchens war nicht von schlechten Eltern. Sie wäre hübsch zu nennen gewesen, wenn sie nicht diesen verkniffenen Gesichtsausdruck gehabt hätte. Stassel wollte sich ihnen schon als Fremdenführer andienen, doch bevor er nur zwei Schritte gegangen war, machten sie kehrt und gingen in Richtung Tycho-Stadt, dem zivilen Sektor der Basis.
    Er schaute ihnen nach und war sich einer verpassten Gelegenheit nur zu bewusst. Als er sie aus den Augen verlor, zuckte er die Achseln, drehte sich um und ging auf den Tunnel zu, der zum Haupttor des Hauptquartiers der Friedenstruppen in Tycho, Luna führte.
     
    Brea Gallagher brachte Lisa zu einem Rollband, das zum Geschäftsbezirk der kleinen Stadt führte, die um die Basis des Friedenstruppen-Hauptquartiers entstanden war. Lisa ließ neugierig den Blick schweifen, während das Rollband sie durch gut beleuchtete öffentliche Tunnels führte – vorbei an Geschäften und Restaurants, denen nur noch die Inschrift »Touristennepp« gefehlt hätte. Brea nahm kaum Notiz davon. Sie machte sich zu viele Gedanken um Bailey, als dass sie ein Auge für die Sehenswürdigkeiten gehabt hätte.
    Dieser verdammte Bailey!
    Die Lügenbaron hatte die Nase schon in einen Andockkragen im stationären Zentralkern der Mondäquator-Station gesteckt, als Bailey ihnen mitteilte, dass er sie nicht zur Oberfläche begleiten würde. »Während ihr weg seid, werde ich das Schiff zum Lagrange-Kraftwerk fliegen und unsere Ladung loswerden. Wir treffen uns dann an der Erdstation Eins und fliegen zusammen zur Erde, wo wir dann ein paar Wochen Ferien bei Sonne, Sand und Meer machen und Lisas Einschulung arrangieren werden.«
    »Du kannst das Schiff doch nicht allein fliegen.«
    »Es wäre nicht das erste Mal.«
    »Das ist nicht sicher! Du wirst einen Unfall bauen, wenn du ein Andockmanöver versuchst, ohne dass jemand die

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