Lebenssonden: Roman (German Edition)
willkommen auf Luna, Leute. Dreh uns, Brea.«
Brea verdrehte den Joystick, und das Schiff rollte nach rechts. Die Sterne rotierten um die Steuerkuppel, und der Mond driftete langsam ins Blickfeld. Bis dahin hatte die Lügenbaron sich ihrem Ziel rückwärts genähert und es nicht gesehen. Die braunschwarze Kugel dräute plötzlich wie eine Klippe über ihnen und schien jeden Moment auf sie herabzustürzen.
Auf dem Sprungsitz sog jemand laut die Luft ein. »Toll! Ich hätte nicht gedacht, dass er so groß ist!«
Bailey gluckste. »Warte nur, bis du erst die Erde aus dem niedrigen Orbit siehst. Sie erscheint dann hundertmal so groß.«
Lisa verschlug es bei der Erwähnung der Erde die Sprache.
Brea reckte sich auf dem Sitz. »Wie lange noch bis zur Begegnung mit der Station?«
»Noch anderthalb Stunden bei dieser Schleichfahrt. Wieso?«
Sie griff nach den Gurtschlössern und öffnete sie. »Gib uns eine Viertelstunde vor der letzten Kurskorrektur Bescheid und nicht einen Moment eher. Wir Mädels werden so lange brauchen, um uns für die Luniks schön zu machen. Komm mit, Liebes. Du nimmst jetzt erst einmal ein Bad.«
6
Major Stassel bewegte sich mit den gleitenden Bewegungen eines Schlittschuhläufers die Steigung zu den Ausgängen hinauf, die zu den Trans-Luna-Ballistikkapseln führten. Mühelos umrundete er Touristengruppen, die dazu neigten, zu große Sprünge zu machen und dann für eine Weile auf hohen Flugbahnen verharrten.
Stassel bemerkte, dass es mehr von diesen beweglichen Hindernissen gab als sonst – ein untrügliches Zeichen, dass eins der großen Erde-Mond-Schiffe irgendwo dort oben in einer Umlaufbahn stand. Er umging sie weiträumig und ärgerte sich zugleich, dass er im Observatorium auf der Rückseite des Mondes so wenig in Erfahrung gebracht hatte.
Es erwies sich als schwierig, brauchbare Informationen bezüglich des Blitzes in Aquila zu gewinnen. Der Flug zur Rückseite war ein Schuss in den Ofen gewesen. Das Observatorium auf der Mondrückseite war die beste Anlage der Radioastronomie im Sonnensystem; der ideale Ort, um solche Beobachtungen durchzuführen, weil es eine ständige Funkverbindung mit der Erde gab. Der Mond hat zwar keine Ionosphäre, die Funkwellen über den Horizont reflektieren würde, aber es gab dennoch Reflexionen von strategisch gelegenen Bergen und Kraterwänden, die man in Betracht ziehen musste. Da die Erde ständig am Himmel der erdzugewandten Mondseite hing, konnte ein Radioastronom wochenlang Daten von den Randbezirken des Universums sammeln und musste dann erleben, dass sein Ziel in den letzten fünf Minuten des Experiments im Gejaule eines Schlagersängers unterging.
Nachdem er alle anderen Optionen ausgeschöpft hatte, war Stassel zur erdabgewandten Mondseite gereist, um einen Radioteleskop-Scan des Himmelsabschnitts zu veranlassen, wo die Himmelsbeobachtung den Blitz registriert hatte. Aber der Radioscan des Raumsektors in der Nähe des Sterns Delta Aquilae ergab nichts außer einer »Fliegendreck«-Quelle langwelliger Strahlung, die kaum energiereicher war als das normale Hintergrundrauschen.
Der Chefastronom auf der Mondrückseite hatte einen Blick auf die Anzeigen des Detektors geworfen und angemerkt: »Wir sehen oft einen ähnlichen Effekt in den Wolken aus Wasserstoffplasma, die von vorbeifliegenden Schiffen ausgestoßen werden. Das ist eines der größten Probleme, mit denen wir uns hier herumschlagen müssen. Jedenfalls hat die Emission die Frequenz von Wasserstoff.«
»Ist es das, was wir hier sehen – das Kielwasser eines Schiffs?«, fragte Stassel. Der Chef hatte die Achseln gezuckt. »Könnte alles sein, einschließlich einer Störung in unserem Empfänger.«
»Besteht eine Möglichkeit, seine Entfernung zu messen?«
»Nein. Wir wären vielleicht imstande, im nächsten Winter eine recht gute Parallaxenmessung hinzubekommen, falls es dann noch dort ist. Wenn Sie eine Vorgangsnummer haben, kann ich ein Neuscan-Programm einrichten.«
»Nein, danke. Wenn ich dieses Geheimnis nicht vor dem Winter zur Zufriedenheit des Admirals gelüftet habe, können Sie mir die ganze Post zu einem der Saturnmonde nachschicken.«
Nach der Enttäuschung auf der Rückseite hatte er Tycho angerufen, nur um zu hören, dass seine zwei Adjutanten – die ihm zugewiesen worden waren, als Admiral Liu seinen Status auf Priorität Vier angehoben hatte – auch nichts Neues zu berichten hatten. Er erwischte dann noch den Versorgungsgleiter nach Crisium City, von wo
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