Lebenssonden: Roman (German Edition)
K3-Veränderlichen kommt. Weil Wandelsternen aber keine bewohnbaren Planeten zugeschrieben werden, wäre es durchaus möglich, dass das Alien noch länger unterwegs gewesen ist.«
»Was für Leute würden solch eine epische Reise wohl antreten?«, fragte Mrs. Meriweather, als spräche sie mit sich selbst.
Mr. El-Sikkir, der in ein Diktiergerät gesprochen hatte, legte das Ding weg und beugte sich vor. »Sagen Sie, Major Stassel, wieso hat das Direktorat keine Mission gestartet, um diesen Außerirdischen abzufangen?«
»Sir?«
»Den Leuten von Peace Enforcement ist schließlich die Sicherheit dieses Planeten anvertraut worden. Deshalb hätte ich von Ihnen eigentlich erwartet, dass Sie in dem Moment, als Sie die potenzielle Bedrohung entdeckten, eine Abfang-Mission starten.«
»Normalerweise hätten wir das auch getan, Sir. Doch in diesem Fall wäre es die Verschwendung eines Schiffs und vieler guter Männer gewesen.«
» Wollen Sie damit andeuten, dass das Alien unser Schiff vielleicht angreifen würde? «
»Nein, Mr. El-Sikkir. Ich will damit nur andeuten, dass die Gesetze der Physik unabänderlich sind.«
»Aber …«
»Lassen Sie den Mann doch ausreden, Mohammed«, murmelte Bordoni.
Sikkir verzog das Gesicht, lehnte sich aber wieder auf dem Stuhl zurück und wies mit einer ausladenden Geste auf Stassel. »Natürlich, Major. Bitte fahren Sie fort.«
»Jawohl, Sir. Wie Sie vielleicht wissen, fliegt das Alien mit einem Zehntel der Lichtgeschwindigkeit oder dreißigtausend Kilometern pro Sekunde. In diesem Moment ist es noch eintausendfünfhundert astronomische Einheiten von der Sonne entfernt. Für die Nicht-Astronomen unter uns: Das entspricht zweihundertzweiunddreißig Milliarden Kilometern. Behält es die bisherige Geschwindigkeit bei, wird es am elften November die Erdbahn queren – in siebenundachtzig Tagen.
Wenn wir nun das größte Schiff nehmen, das wir haben und es von allem Ballast befreien, könnten wir vielleicht dreitausend Kilometer pro Sekunde aus ihm rauskitzeln. Angenommen, das Schiff würde noch heute starten und mit maximaler Beschleunigung fliegen, bis ihm der Brennstoff ausgeht, dann wäre es genau eine Woche vor der Ankunft des Aliens in Abfangreichweite. Unser Schiff hätte dann keine dreißig Sekunden, um sich zu orientieren und müsste weiterfliegen, ohne dass die Hoffnung bestünde, die Besatzung zu retten.«
»Frau Vorsitzende?«
»Das Wort hat das Ausschussmitglied Furosawa.«
»Ich möchte den Major zunächst einmal für seine brillante Handhabung der Situation belobigen. Es erscheint in der Tat plausibel, dass wir wie der Igel auf den Hasen warten müssen. Dennoch möchte ich darauf hinweisen, dass es bei der hier erörterten Frage weder um Abfangmanöver, Laserstrahlen noch um I-Massen geht. Die Wissenschaftler sollen den Außerirdischen studieren. Wir haben ein größeres Problem. Sollen wir die Vollversammlung und die Öffentlichkeit über diese Vorgänge in Kenntnis setzen? «
Mrs. Meriweather nickte. »Eine berechtigte Frage, Seji. Nun, Major. Ihre Meinung?«
»Ja, Ma’am. Die Existenz des Außerirdischen sollte unter gar keinen Umständen bekannt gegeben werden.«
»Und aus welchem Grund, Major?«
»Wir haben analoge Situationen in der Vergangenheit untersucht, und sie sind ausnahmslos in eine Katastrophe gemündet.«
»Wirklich, Major?«, fragte General Bordoni. »Ich hatte geglaubt, diese Situation sei einzigartig. Vielleicht möchten Sie uns aufklären.«
»Jawohl, Sir. Zunächst einmal löste – vor ungefähr hundertfünfzig Jahren – eine Hörspielfassung von H. G. Wells’ Krieg der Welten eine Panik aus. Und als kurz vor dem ›Fehlschusskrieg‹ eine Welle dramatischer UFO-Sichtungen erfolgte, wurde ein Mann aus seinem Haus gezerrt und gelyncht, weil er behauptete, ein solches UFO gesehen zu haben. Und als vor gerade einmal zwei Jahren ein verwester Blauwal an den Strand von Waikiki geschwemmt wurde, kursierten innerhalb einer Stunde in ganz Honolulu Gerüchte von einer gestrandeten Seeschlange. Die sensationslüsterne Menge schwoll schnell auf hunderttausend Personen an. Dann sind sie aus irgendeinem Grund ausgeflippt, und der Aufruhr verursachte einen Schaden in einer Höhe von drei Millionen Decads .«
»Das ist kaum hinreichend, um die ganze Menschheit unter Generalverdacht zu stellen, Major«, kommentierte Mrs. Meriweather. »Das waren eher banale Vorkommnisse – selbst für die damalige Zeit.«
»Ja, Ma’am. Aber jedes für sich ist ein
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